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In guten wie in toten Tagen

In guten wie in toten Tagen

Titel: In guten wie in toten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Meyer
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gesagt, überrascht, als wir die Einladung zur Hochzeit bekommen haben. Ich war überzeugt, dass die beiden kurz vor der Trennung standen.«
    »Vor der Trennung?«, rief Cara. »Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Die passten irgendwie nicht zueinander«, sagte Frau Seidelmann. »Ihre Schwester ist sehr anspruchsvoll, die braucht jemanden, der sie auf Händen trägt, zu dem sie aufblicken kann. Keinen unsicheren Chaoten, der sein Leben nicht im Griff hat. Ich fand, dass da immer eine angespannte Stimmung zwischen den beiden herrschte.«
    »Das ist doch nicht wahr! Tom und Helena haben nie gestritten, gar nie.«
    »Vielleicht täusche ich mich auch«, sagte Frau Seidelmann unbehaglich. »So gut kenne ich Helena nicht, wie schon gesagt.«
    »An dem Abend, an dem Tom ermordet wurde, wollte er sich eigentlich mit Sven treffen. Sie waren in der Melody Bar verabredet.«
    »Aber Sven ist nicht hin.«
    »Warum nicht?«
    »Mir ging es nicht gut.« Frau Seidelmann hielt ihren Bauch fest, als befürchtete sie, dass Cara ihn ihr wegnehmen könnte. »Und um ehrlich zu sein, wollte ich auch nicht, dass er da hingeht. Ich hab Sven vielleicht sogar ein bisschen unter Druck gesetzt. Bei Tom stand gerade eine Klassenfahrt an, wahrscheinlich hatte er noch nichts organisiert und brauchte wieder mal Svens Hilfe bei der Vorbereitung. Na ja, jetzt tut es ihm natürlich entsetzlich leid, dass sie sich an diesem Abend nicht mehr gesehen haben. Und mir auch«, fügte sie hastig hinzu.
    Von außen wurde ein Schlüssel ins Schloss gesteckt, dann ging die Haustür auf und Sven Seidelmann stand auf der Schwelle.
    »Was ist denn hier los?«, fragte er, als er Cara sah, und wirkte dabei so erschrocken, als ob er seine Frau mit ihrem Liebhaber erwischt hätte. Er trat mit großen Schritten neben Frau Seidelmann und legte ihr beschützend den Arm um die Schulter.
    »Alles in Ordnung, Schatz?«
    »Alles in Ordnung«, sagte Cara an Frau Seidelmanns Stelle.
    »Was soll das?«, fragte Sven.
    »Nicht aufregen«, sagte Cara. »Ist schlecht für das Baby. Oder gilt das nur für die Mutter?«
    »Finden Sie das witzig? Ich möchte, dass Sie jetzt gehen. Meine Frau hat mit Toms Tod nichts zu tun. Und ich auch nicht. Es tut mir leid wegen Helena. Aber wir können ihr nicht helfen, wirklich nicht.«
    »Helena hat Tom nicht umgebracht. Interessiert es Sie denn gar nicht, wer es getan hat?«
    »Das Thema hatten wir doch schon. Ich denke, es war ein Einbrecher, ein Junkie auf der Suche nach Stoff. Oder etwas in der Art.«
    »Das kann ich einfach nicht glauben. Die Art, wie er umgebracht wurde – das hat jemand getan, der Tom wirklich gehasst hat.«
    Herr Seidelmann öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, aber seine Frau war schneller.
    »Fragen Sie doch mal Ihren Vater«, sagte sie.
    »Wen?«, fragte Cara irritiert.
    »Ihren Vater. Er und Tom kamen überhaupt nicht miteinander zurecht. Sie mochten sich nicht.«
    »Unsinn«, sagte Cara. »Mein Vater ist doch so stolz auf Helena …«
    »Eben«, sagte Frau Seidelmann. »Offensichtlich hatte er sich mehr für sie erhofft.«
    »Wollen Sie damit andeuten, dass mein Vater Tom umgebracht hat?«
    Frau Seidelmann hielt ihren Bauch fest und zuckte mit den Schultern. »Ich will gar nichts andeuten. Ich meine nur, bevor Sie mich oder meinen Mann verdächtigen, sollten Sie sich vielleicht zuerst mal auf das nähere Umfeld konzentrieren.«
    »Wie kommen Sie darauf, dass Tom und mein Vater sich nicht mochten?« Als Frau Seidelmann nicht antwortete, sah Cara ihren Mann an. »Stimmt das? Haben Sie das auch so empfunden?«
    Sven Seidelmann räusperte sich unbehaglich. »Das Verhältnis war nicht gut, das stimmt. Tom hat es ziemlich belastet, dass sein zukünftiger Schwiegervater ihn immer so …. runtergemacht hat. Dass er ihn nicht akzeptiert hat. Es war ein großes Thema. Ich meine, für Helena und Tom. Helena hat versucht, zwischen ihrem Vater und Tom zu vermitteln, aber es ist ihr nicht gelungen.«
    »Meinen Sie, dass das etwas mit Toms Tod zu tun hat?«
    Seidelmann schüttelte unwillig den Kopf. »Keine Ahnung. Vermutlich nicht. Es ist wirklich besser, wenn Sie jetzt gehen. Sie sehen doch, dass meine Frau erschöpft ist.«
    Nein, das sah Cara nicht. Sie sah nur, dass die Hand zitterte, die Seidelmann auf die Schulter seiner Frau gelegt hatte. Und dass er sehr blass war.
    »Na, dann. Alles Gute noch. Für Sie und das Baby.«
    Die Tür wurde hinter ihr ins Schloss gedrückt, bevor sie die Stufen vor dem Haus hinuntergegangen

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