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In guten wie in toten Tagen

In guten wie in toten Tagen

Titel: In guten wie in toten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Meyer
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Mundwinkel nach unten und schüttelte den Kopf. »Was soll das überhaupt? Bin ich die Auskunft? Frag sie mal lieber selbst.«
    »Das geht nicht«, sagte Cara. »Wir haben nämlich gewettet.«
    »Ihr habt gewettet?«, fragte der Mann misstrauisch.
    »Ich kann dir das ja mal erklären. Ist aber ein bisschen umständlich. Also.« Sie holte tief Luft. »May und ich haben gewettet, dass …«
    »Ist schon gut«, unterbrach sie der Türsteher. »So genau will ich es nicht wissen. Also meinetwegen. Sie war noch mal hier.«
    »Echt? Wann ist sie gekommen?«
    »Das weiß ich nicht mehr. Ich hab nur mitgekriegt, wie sie wieder raus ist. Da gab’s nämlich Zoff. Irgend so ein Punk hat ihr sein Bier über den Rock geschüttet und sie ist total ausgerastet.«
    »Wann war das?«
    »So um halb vier.«
    »Um halb vier? Sicher?« Caras Herz hämmerte lauter als der Bass, der aus der Disco zu ihnen herausdröhnte.
    »Hundertpro. Um vier hab ich nämlich Schluss hier.«
    »Und dann?«
    »Nichts dann. Sie hat ein Weile rumgezickt und ist abgedampft. Aber nicht allein. Dieser Fotograf war bei ihr.«
    »Wer?«
    »Na, dieser Glatzkopf.« Der Türsteher runzelte die Stirn. »Ist auch einer unserer Stammgäste. Jürgen heißt er.«
    »Jürgen? Und wie weiter?«
    »Keine Ahnung. Jürgen eben. Hat ’n Fotoladen in der Stadt. Nachname unbekannt. War’s das jetzt?«
    Cara nickte hastig. »Klar«, sagte sie. »Danke für die Auskunft.«
    »Halt, warte doch mal«, schrie ihr der Türsteher nach, als sie gerade ihr Fahrrad aufschloss. »Wer hat denn jetzt gewonnen?«
    »Gewonnen?«
    »Na, eure Wette!«
    »Ach so. Das ist noch nicht raus«, rief Cara.
    Die Busfahrt von Geldern nach Kampefeld dauerte über eine halbe Stunde. Es war auch kein Dorf, in dem May lebte, stellte Cara fest, als sie mitten auf der Landstraße aus dem Bus stieg. Drei Höfe inmitten von Wiesen, Pferdeweiden und gelben Rapsfeldern. Und die Bushaltestelle. Mehr war da nicht.
    Die totale Einsamkeit.
    Cara atmete tief ein. Fühlte die Luft in ihren Lungen. Und wie sie dann in ihren Körper floss.
    May, die sich in Bars und Clubs die Nächte um die Ohren schlug, lebte hier. Cara fragte sich, warum sie nach dem Abitur nicht umgezogen war, nach Düsseldorf, Köln, München, London oder Sydney. In irgendeine Großstadt, die viel besser zu ihr passte.
    Aber was weiß denn ich, was zu May passt, dachte Cara. Ich kenn sie ja kaum. Und ging los, auf die Häuser zu und ging zuerst zum größten Hof. In der Mitte das Wohnhaus mit roter Klinkerfassade und dunkelgrünen Fensterläden, daneben ein Stall, auf der anderen Seite eine alte Scheune.
    Das Anwesen war uralt, das erkannte man an den verblichenen Klinkern, den schweren Holzbalken, die das Dach trugen, und an der geschnitzten Haustür. Aber vor Kurzem hatte man den Bauernhof umgebaut und modernisiert, auch das war offensichtlich. Die Fenster waren genauso neu wie die Dachpfannen und der schicke Wintergarten war erst kürzlich angebaut worden. Der ehemalige Stall hatte eine große Fensterfront und einen neuen Anstrich bekommen, es war auch gar kein Stall mehr, sondern ein Büro, stellte Cara fest, als sie näher kam. Schick Design las sie auf dem Firmenschild und erinnerte sich wieder daran, dass Mays Vater etwas mit Werbung machte. Oder war es ihre Mutter? Oder alle beide?
    Über einen breiten Kiesweg ging sie zum Haus. Auf einer Holzbank saß ein schwarzer Kater und blinzelte ihr aus schmalen Augen gelangweilt entgegen. Dann stürmte ein Hund aus dem Bürogebäude, rannte auf Cara zu und blieb ein paar Meter entfernt abrupt stehen, als hätte er es sich plötzlich anders überlegt. Betrachtete sie skeptisch. Vorne hechelnd, hinten wedelnd.
    »Keine Angst, der tut nichts.« Eine junge Frau folgte dem Hund, zog ihn am Halsband zu sich und kam näher. »Hier kommt so selten jemand vorbei. Jericho freut sich immer wie verrückt über Besuch.« Sie streckte Cara ihre Hand entgegen. »Theresa Schick. Wollen Sie zu uns?«
    »Zu May«, sagte Cara. Die Frau musste Mays Schwester sein, sie hatte das gleiche seidenbraune lange Haar. Warme braune Augen. Schöne Beine. Während May aber immer in superkurzen Miniröcken, Hotpants und High Heels auftrat, war Theresas Style deutlich lässiger. Sie trug ein weißes T-Shirt, verblichene Jeans und Flip-Flops.
    »Oh«, sagte sie jetzt betreten. »Ich glaub, die schläft noch.«
    Cara lachte. »Das hab ich mir fast gedacht.« Jericho nahm das Lachen zur Aufforderung, sich von Theresa loszureißen und

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