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In guten wie in toten Tagen

In guten wie in toten Tagen

Titel: In guten wie in toten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Meyer
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vorstellen. May ist durchgeknallt. Aber die bringt doch keinen um.«
    »Aber irgendjemand muss es doch gewesen sein.«
    »Natürlich. Aber keine von uns.«
    Keine von uns. Es gibt doch gar kein uns, dachte Cara. Ihr seid ja in Wirklichkeit überhaupt keine so guten Freundinnen. Ihr habt alle Geheimnisse voreinander. Und jede kämpft für sich allein.
    »Wir können nur abwarten, Cara.« Isy hustete erneut. »Irgendwann klärt sich das. Ganz bestimmt. Geh Helena so oft wie möglich besuchen, Cara. Mach ihr Mut, bau sie auf. Das ist das Beste, was du tun kannst.«
    Dann beendete sie die Verbindung und Cara schaltete den Computer aus und starrte auf den schwarzen Bildschirm, in dem sich ihr Gesicht spiegelte. Und sah plötzlich Helena darin. Die ihr immer fremder wurde, je mehr sie über sie erfuhr.
    Später fuhr sie mit dem Fahrrad ins Extra Dry. Und dachte dabei über das Gespräch mit Isy nach. Und wurde das Gefühl nicht los, dass da etwas nicht stimmte. Nicht gestimmt hatte. Es war ihr beim Skypen aufgefallen.
    Etwas Seltsames, etwas Unlogisches, etwas Fragwürdiges. Ein Wort oder ein Satz, den Isy gesagt hatte. Oder etwas, das Cara gesehen hatte. Eine Störung. Aber je länger sie versuchte, es sich ins Bewusstsein zu rufen, desto mehr entglitt es ihr.
    Die Disco machte gerade auf, als sie ankam.
    Am Eingang stand noch kein Türsteher, sie konnte direkt zur Kasse durchgehen. Durch die offene Tür sah sie in den Saal, auf die leere Tanzfläche, die sich in dem blitzenden, zuckenden Discolicht zu drehen schien. Die Musik dröhnte wie ein Presslufthammer.
    »Ich will gar nicht rein. Ich hab nur mal eine Frage«, brüllte sie dem jungen Mann zu, der den Eintritt kassierte.
    »Was willst du denn wissen?«, schrie er zurück.
    »Der Türsteher vom letzten Samstag. Ist der heute auch hier?«
    Der Typ kratzte sich am Kopf. »Na klar. Aber Charly kommt immer erst so gegen neun. Vorher ist hier tote Hose.«
    Cara seufzte. Also wieder warten. Sie zahlte Eintritt, bekam einen Stempel auf die Hand und kaufte sich an der Bar ein Bier. Der Barmann nickte, als sie sich nach May erkundigte. »Die kenn ich«, schrie er. »Die ist hier Stammgast.«
    »Mit wem hängt sie denn immer so ab?«, fragte Cara.
    »Unterschiedlich.«
    »Letzten Samstag. War sie da auch da?«
    »Glaub schon. Aber ich führ hier keine Anwesenheitslisten. Hab schließlich was anderes zu tun. Warum willst ’n das wissen?«
    »Nur so«, sagte Cara.
    »Sie kreuzt bestimmt bald auf. Dann kannst du sie selber fragen.«
    Na super. Cara verzog sich mit ihrem Bier in eine dunkle Ecke, lehnte sich mit dem Rücken an die Wand und fixierte den Eingang. Sie wollte May jetzt nicht begegnen. Nicht bevor sie ihr Alibi überprüft hatte.
    Die Lautsprecherboxen heulten wie ein kaputter Motor. Cara nippte an ihrer Flasche. Das Bier wurde immer wärmer. Der Saal wurde immer voller. Vielleicht tauchte ja Vitali wieder auf, dachte sie plötzlich. Letzten Samstag hatte sie ihn schließlich auch hier getroffen. Im selben Moment entdeckte sie ihn am Eingang und neben ihm betrat Jacky den Saal. Jetzt legte er ihr die Hand auf die Schulter und schob sie vor sich her zur Bar, direkt auf Cara zu. Ihr Herz begann zu hämmern, sie wollte sich abwenden, aber dann zuckte ein Laserlichtstrahl über die beiden Gesichter und sie erkannte, dass sie sich getäuscht hatte. Dass es zwei Fremde waren.
    Die Bässe wummerten in ihrem Magen. Cara kaufte sich noch ein Bier und ließ dabei den Eingang nicht aus den Augen. Weder Vitali noch May ließen sich blicken. Um neun ging sie nach draußen. Zu ihrer Erleichterung hatte sich der Türsteher inzwischen vor dem Eingang aufgebaut.
    Und nickte auch sofort, als sie sich nach May erkundigte. »Klar kenn ich die. Die ist jedes Wochenende hier.«
    »Letzten Samstag auch? Weißt du vielleicht auch noch, wann sie gekommen ist?«
    »So gegen zehn, glaub ich. Zusammen mit ein paar anderen Mädels.«
    Caras Hoffnung sank in sich zusammen. »Ja, ich weiß. Aber dann ist sie wieder weg. Mich interessiert, ob sie später noch mal wiedergekommen ist.«
    »Keine Ahnung.« Der Türsteher winkte drei sichtlich angetrunkene Mädchen durch. »Aber du nicht«, sagte er zu einem jungen Mann, der sich hinter den jungen Frauen in die Disco drücken wollte. »Heute nur für Stammgäste.«
    Dann wandte er sich wieder an Cara. »Gibt’s sonst noch was? Ich muss hier arbeiten.«
    »Bitte«, sagte Cara. »Versuch dich zu erinnern. Es ist echt wichtig.«
    Der Typ zog die

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