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In guten wie in toten Tagen

In guten wie in toten Tagen

Titel: In guten wie in toten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Meyer
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Psychologen.«
    »Vielleicht ist es ja kein Traum«, sagte Cara.
    »Was meinst du denn damit?«
    »Wenn ich dir das sage, dann hältst du mich für verrückt.«
    Vitalis Augen wurden ganz schmal. »Wenn du mir was sagst?«
    »Tom«, sagte Cara. »Ich habe das Gefühl, dass Tom zu mir kommt. Dass er mir etwas sagen will. Aber ich kann ihn nicht verstehen. Ich weiß einfach nicht, was er mir mitteilen will.«
    Vitali schwieg. »Ich glaube, du musst zum Arzt«, sagte er dann. »Das wird alles zu viel für dich.«
    Sie legte ihr Gesicht in ihre Hände und nickte. »Ich weiß.«
    »Und? Gehst du auch hin?«
    »Ja.«
    »Wann? Jetzt gleich?«
    »Nicht heute. Morgen. Ehrenwort. Ich geh aber auch nicht mehr zurück zur Arbeit. Sag Renzo, dass mir auf dem Heimweg schlecht geworden ist, okay?«
    »Wie kommst du denn nach Hause?«
    »Mit dem Bus. Das Auto hol ich morgen.«
    »Das geht nicht«, sagte Vitali. »Ich lass dich nicht allein. Wenn du im Bus noch mal so einen Anfall bekommst …«
    »Was dann? Du kannst doch auch nichts dagegen machen.«
    »Ich begleite dich.«
    »Nein«, sagte Cara in scharfem Ton. »Ich schaff das allein, Vitali.«
    Er nickte hastig und wirkte dabei gekränkt. »Schon gut.«
    Sie stand auf. »Nicht böse sein, ja?«
    »Nein.« Er erhob sich ebenfalls. Und sah so geknickt aus, dass sie ihn umarmte. Und sofort ein bisschen erschrak, weil es sich so gut anfühlte.
    »Ist okay, Cara.« Er schob sie sanft zurück und lächelte etwas gequält. »Ich muss jetzt auch los. Renzo wird sonst sauer.«
    »Vitali?«, rief sie ihm nach, als er schon ein paar Meter entfernt war.
    »Was?«
    »Wenn du magst … also, wenn es dir nichts ausmachst … könntest du mir mein Auto vorbeibringen? Später, meine ich?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Klar.«
    Sie warf ihm den Schlüssel zu. »Bis dann!« Und blickte ihm nach, wie er die Straße entlangschlenderte, weg von ihr, und war fast versucht, ihm nachzulaufen. Ihn zu umarmen, sich an ihm festzuhalten. Aber das würde alles nur noch komplizierter machen, als es ohnehin schon war.

21
    Bevor Cara nach Hause ging, machte sie noch einen Abstecher in den Supermarkt, um Milch und Brot zu kaufen. An der Kühltheke traf sie Ronja.
    Ronja, die einen Becher Joghurt in der Hand hielt und mit zusammengezogenen Brauen die Inhaltsstoffe studierte, als wollte sie sie auswendig lernen. Noch hatte sie Cara nicht gesehen.
    Cara überlegte kurz, ob sie einfach abhauen sollte, aber dann trat sie neben Ronja.
    »Hi.«
    Ronja fuhr zusammen und ließ den Joghurt fast fallen.
    »Oh! Hi, Cara!« Sie stellte den Joghurt zurück ins Regal. »Wie geht’s?«
    »Gut. Helena ist wieder draußen.«
    »Ich weiß.« Ronja nickte und sah Cara dabei an wie eine Lehrerin einen Schüler, der seine Hausaufgaben nicht gemacht hat.
    »Sie hat ein Alibi«, fuhr Cara fort. »Sie war in der Mordnacht bei Isy.« Und hatte plötzlich das Gefühl, dass sie Helena gegenüber Ronja rechtfertigte, und das ärgerte sie.
    »Ich weiß«, sagte Ronja. »Ist ja ein Ding, dass Isy sich nicht früher gemeldet hat, oder?«
    »Das kannst du laut sagen.«
    »Ich frag mich, warum. Wieso hat sie niemandem erzählt, dass sie in Deutschland war. Da war doch was, oder?«
    Natürlich war da was, dachte Cara. Ein Kind war da, aber jetzt ist es weg. Weggemacht. Dann zuckte sie mit den Schultern. Sie würde Isy nicht verraten. Ihr war es vollkommen egal, ob sie und ihr Onkel aufflogen oder ob sie ihren Kopf noch mal aus der Schlinge ziehen konnten. Sie waren nicht wichtig.
    »Wenn du nicht drüber reden willst …«, meinte Ronja und schwieg ein paar Sekunden, wobei sie Cara nicht aus den Augen ließ.
    »Und Helena geht’s gut?«, erkundigte sie sich schließlich.
    »Ja«, sagte Cara und hatte wieder das paradoxe Gefühl, dass sie Helena verteidigen musste. »Ich meine, sie ist natürlich traurig wegen Tom. Aber zumindest steht sie jetzt nicht mehr unter Mordverdacht.«
    »Klar«, sagte Ronja. »Ich verstehe.«
    Nichts verstehst du, dachte Cara. Du kennst Helena doch gar nicht und du interessierst dich auch nicht für sie. Und merkte, wie sie plötzlich wütend wurde, am liebsten hätte sie ein paar Joghurtgläser aus dem Kühlregal gerissen und auf den Boden geschmissen.
    »Viola gibt am Samstag ein Cellokonzert in Düsseldorf«, sagte Ronja. »Sie hat uns alle eingeladen.«
    »Helena fährt aber morgen wieder nach Münster.«
    »Und du? Hast du nicht Lust, uns zu begleiten? Ich nehm dich gerne mit. Ich würd mich freuen«, sagte

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