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In guten wie in toten Tagen

In guten wie in toten Tagen

Titel: In guten wie in toten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Meyer
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richtige Familie. »Das ist doch alles nur ein böser Traum.«
    Caras Vater nickte betrübt und schielte verstohlen auf seine Uhr. Dann legte er seine Hand auf Helenas Hand. »Wie geht es dir denn, meine Große?«, fragte er.
    Helena brachte ein schwaches Lächeln zustande.
    »Beschissen«, sagte sie und nippte an der Cola, die ihr die Bedienung gerade gebracht hatte. »Ich meine, eigentlich wäre ich jetzt verheiratet und würde Hochzeitsfotos gucken und Danksagungen schreiben und würd mich mit Tom auf unsere Hochzeitsreise freuen. Und auf unser gemeinsames Leben.« Das letzte Wort ging in Tränen unter. Sie putzte sich die Nase.
    »Das Schlimmste ist das Gefühl, dass ich ihn gar nicht richtig gekannt habe. Tom hatte was mit May und Ronja und hat mir nichts erzählt, überhaupt nichts. Und jetzt wissen es alle – ihr und die ganze Schule und die halbe Stadt. Ich schäme mich so.«
    »Ach, Schätzchen«, sagte ihre Mutter und wollte nach Helenas Hand greifen, aber die lag ja immer noch unter der Hand ihres Vaters. »Das ist doch nun wirklich kein Grund, sich zu schämen.« Sie lachte nervös und wischte sich direkt danach eine Träne aus den Augen. Und dann noch eine.
    »Ich bin einfach nur froh, dass du endlich wieder aus der U-Haft raus bist«, sagte Herr Fliedner. »Und diese Isy – also, das ist echt ein starkes Stück. Sie wusste die ganze Zeit, was Sache war. Und hält ihren Mund und lässt dich im Stich.«
    »Sie war total in Panik wegen dieser Abtreibung«, sagte Helena. »Ich meine, es ging nicht nur um sie, ihr Onkel hängt da halt auch mit drin. Ich kann mir vorstellen, dass ihre Eltern einen Megadruck auf sie ausgeübt haben.«
    »Na und? Das ist doch nicht deine Schuld, dass sie eine illegale Abtreibung machen lässt! Ich find ihr Verhalten so was von fies!«, rief Cara empört.
    Helena nickte und starrte ins Leere. Sie schien Cara gar nicht zugehört zu haben.
    »Was hast du denn jetzt vor?«, fragte ihre Mutter. »Ich meine, willst du erst mal eine Auszeit nehmen und hier in Geldern bleiben?«
    »Nein«, sagte Helena sofort. »Auf keinen Fall. Wenn ich hierbleibe, werd ich nur depressiv. Ich fahr morgen wieder zurück nach Münster, ich hab schließlich noch drei Wochen bis zu den Semesterferien.«
    »Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist?«, fragte ihre Mutter.
    »Ist auf jeden Fall besser als rumhocken und wiederkäuen«, sagte ihr Vater und sah dabei nicht Helena an, sondern seine Exfrau, auf die die Bemerkung ja auch abzielte. Seit er sie verlassen hatte, hockte sie nur herum und schluckte ihre Trauer und ihren Groll herunter und würgte beides wieder hervor und kaute darauf herum. Und wartete und hoffte, dass er es sich anders überlegte und vielleicht doch wieder zu ihr zurückkehrte.
    So war Helena nicht. Helena stand mit beiden Füßen auf dem Boden der Tatsachen und hatte ihr Leben im Griff, egal, was geschah. Wie Papa, dachte Cara, genau wie Papa. Und trank ebenfalls von ihrer Cola und verschluckte sich prompt, weil ihre Kehle plötzlich wie zugeschnürt war.
    »Kannst du dich eigentlich inzwischen wieder daran erinnern, was in der Nacht los war?«, fragte ihr Vater Helena.
    »Teilweise. Ich weiß, dass ich nach der Party mit Isy telefoniert habe und dass ich zu ihr wollte, aber zuerst wollte ich zu Tom. Ich hab jedoch keinen blassen Schimmer mehr, ob ich auch wirklich bei ihm war. Ob ich mit ihm geredet habe, worüber wir geredet haben. Ich erinnere mich nur noch an Isy. Und dass wir zusammen eine Flasche Scotch getrunken haben. Pfui Teufel, wir waren beide so blau.«
    »Warum hast du nicht bei ihr übernachtet?«, erkundigte sich Frau Fliedner.
    »Sie hat mich praktisch rausgeworfen. Durfte ja schließlich keiner wissen, dass sie in Deutschland ist. Keine Ahnung, wie ich nach Hause gekommen bin.«
    Cara hatte immer noch Cola in ihrer Lunge, sie hustete und röchelte. Und jetzt begann auch noch ihr Herz zu hämmern. Sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, versuchte ruhig und tief zu atmen, aber das machte es nur schlimmer.
    »Du liebe Zeit, Cara, was ist denn mit dir los?«, fragte ihr Vater, aber sie konnte nicht antworten. Es war ein Gefühl, als ob sie jemand umarmte und an sich drückte, immer fester, so fest, dass ihr die Luft wegblieb.
    »Ich fühl mich nicht so gut«, keuchte sie.
    »Du hyperventilierst«, sagte ihr Vater und stand auf und ging weg. Das war unglaublich, dachte Cara, während ihre Brust brannte, während ihr Kopf dröhnte, während sie langsam

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