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In hellen Sommernächten - Burnside, J: In hellen Sommernächten

In hellen Sommernächten - Burnside, J: In hellen Sommernächten

Titel: In hellen Sommernächten - Burnside, J: In hellen Sommernächten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burnside
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Norwegerin«, antwortete ich.
    » Aha.« Sein Lächeln wurde breiter. » Das erklärt den Gjetost. «
    » Sie mögen ihn nicht?«
    » Für meinen Geschmack ist er ein bisschen zu süß.«
    Ich nickte und fühlte mich plötzlich sehr ruhig. Ruhig und seltsam glücklich. » Aber er muss süß schmecken«, erwiderte ich, während ich zusah, wie er die Schinkenscheiben in gewachstes Papier einschlug. » Das macht ihn ja erst zum Gjetost.«
    Da lachte er und reichte mir meine Einkäufe. » Lassen Sie es sich schmecken«, sagte er.

***
    Ich setzte mich in einem kleinen Park an den trägen, kohleschwarzen Fluss, der am Rand des Stadtzentrums vorbeifließt, und begann zu essen. Der Regen hatte aufgehört, doch hingen noch schwere, dunkle Wolken am Himmel, und kaum jemand kam vorbei, während ich dort auf einer Holzbank im Schutz einer Weide saß und mich durch den Inhalt meiner Tüte arbeitete. Obwohl ich bereits einige Äpfel gegessen hatte, war ich noch hungrig, und ich hielt erst inne, als ich alles gegessen, Käse und Brötchen in Stücke gebrochen, den Hering mit den Fingern aus dem Glas gefischt hatte. Und kaum war der letzte Rest Gjetost verzehrt, fiel mir auf, dass ich mir nichts zu trinken gekauft hatte. Ich war so hungrig gewesen, dass mir gar nicht der Gedanke gekommen war, aus dem Delikatessenladen eine Flasche Mineralwasser oder Orangensaft mitzunehmen, obwohl ich sie am Tresen in einem Kühlregal aufgereiht gesehen hatte.
    Ich warf Abfall und Reste in einen Mülleimer und ging zurück zur Hauptstraße. Auf einer Anschlagtafel hatte ich ein Plakat des Stadtmuseums und einer Kunstgalerie gesehen, und mir fiel ein, dass Mutter einmal gesagt hatte, sollte ich an einem fremden Ort sein und kein gutes Café finden, sei eine Kunstgalerie die beste Alternative, da es dort gewöhnlich anständigen Kaffee gebe und die Umgebung meist auch nicht so schäbig sei wie oft andernorts. Ich wusste nicht, ob etwas Wahres daran war, doch befand ich mich in einer fremden Stadt, weit fort von daheim, so weit, dass ich, gewiss aus purer Sentimentalität, glaubte, wenn Mutter schon nicht bei mir sein konnte, sei es das Zweitbeste, ihren Rat zu befolgen. Ich kann es nicht ganz erklären, aber in diesem Moment hatte ich ihr gegenüber ein schlechtes Gewissen. Ich weiß nicht, warum ich es hatte, nur hatte ich es – und mir fiel mein Gefühl von gestern Abend wieder ein, als ich ihre Stimme auf dem Anrufbeantworter gehört und sie so weit fort und gar nicht wie sie selbst geklungen hatte. Mir ist klar, wenn ich das jetzt sage, dann stimmt das nicht ganz, doch dieses Gefühl, das mich in dem Moment überkam, dieses schlechte Gewissen, war in gewisser Weise mit dem plötzlichen Begreifen verwandt, das mich als Kind erschütterte – ich kann mich nicht genau erinnern, wie alt ich damals gewesen bin, sechs Jahre, vielleicht auch jünger –, als mir mit einem Mal aufging, dass sie, meine perfekte Mutter, eines Tages sterben und ich ohne sie weiterleben würde, in ihrem Haus, in ihrem Garten, mit ihren Dingen. Bis zu jenem Augenblick – die genauen Einzelheiten sind unklar, doch meine ich, dass wir gegen Ende des Sommers spazieren gingen –, bis zu jenem Augenblick war mir noch nie der Gedanke gekommen, dass sie sterben würde, obwohl ich grundsätzlich wusste, dass Menschen starben; und mich entsetzte die Gewissheit dieser Tatsache. Ich weiß noch, ich schaute auf und sah sie, wie sie mir den Rücken zukehrte und irgendwo abseits im hohen Gras etwas suchte, als die Tatsache ihres unvermeidlichen Todes mich wie ein Schlag an die Kehle traf, so dass ich sie am liebsten festgehalten und zu Boden gepresst hätte, damit sie mir nicht entglitt – und doch war es auch schön. Damals habe ich nicht genau verstanden, was sie getan hatte, als sie nach Kvaløya zog. Mir war nicht klar, dass sie ihr altes Leben hinter sich ließ, um im Norden völlig neu anzufangen, wo sie sich an niemanden wenden und nirgendwohin konnte, wenn etwas schieflief, doch spürte ich ihre Einsamkeit und in dem Augenblick auch, dass ihre Einsamkeit und die Tatsache ihres nahenden Todes irgendwie zusammenhingen – und dass es das war, was es schön machte. Ich wusste, auch wenn sie sterben würde, hatte sie sich für etwas Einsames und Schwieriges entschieden, und obwohl ich nicht wusste, was es war, gefiel mir ihre Wahl.
    Nun machte ich eine ähnliche Erfahrung, verstärkt durch den Verdacht, dass am Vormittag im Krankenhaus eine Art Verrat, wenn nicht begangen worden,

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