Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In ihrem Blut: Thriller (German Edition)

In ihrem Blut: Thriller (German Edition)

Titel: In ihrem Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Hauxwell
Vom Netzwerk:
vorlagen? Wahrscheinlich gar nicht. Die Polizei hatte ihn festgenommen, und Berlins Auftrag hatte sich vor ihren eigenen Augen in Luft aufgelöst. Und damit zugleich auch ihre Zielstrebigkeit, die sie von ihren anderen Problemen ablenkt hatte.
    Die Zukunft tat sich vor ihr auf: ein gähnender Abgrund aus tödlicher Langeweile und der kalten Leere von Methadon. Eine Welle der Angst überrollte sie, und ihr wurde klar, dass das angenehme weiche Kissen zwischen ihr und einem tiefen Verlustgefühl schwand. Lazenby. Konnte sie es ohne ihn schaffen? In vier Tagen würde sie das herausfinden.
    Berlins Wohnung war wie Doyles nur zehn Minuten Humpeln vom Pellicci’s entfernt. Unterwegs kaufte sie sich in einem Billigladen ein Prepaid-Handy. Die SIM -Card in ihrem Handy war unter dem Stiefel des Hoodies zerbrochen, aber alles war mit ihrem PC synchronisiert, und sie konnte ihr Adressbuch und die Mailbox downloaden. Diese Vorsichtsmaßnahme verdankte sie ihrer Kindheit in einem Stadtteil mit einem hohen Anteil an Taschendieben und Einbrechern.
    Ihr Vater hatte ihr immer die Geschichten ihres Großvaters von der East-End-Mafia im letzten Jahrhundert erzählt, Bündnisse zwischen Verbrechern mit ausgefallenen Namen wie Bessarabische Tiger, die Odessa-Leute oder die Jiddischen.
    In den Fünfzigern hatten die Bande der Blinden Bettler und die Watney-Straßenjungs das Sagen gehabt. Ihre Kinder hatten Berlin auf dem gekiesten Spielplatz zu Mutproben herausgefordert. Die heißen, scharfen Steine in ihren Knien waren das kindliche Gegenstück zu alten Kriegsnarben. Der Schmerz hallte immer noch nach.
    Die heutigen Jugendbanden wie die Brick Lane Massive und die Roman Road Bloods, die arrogant durch die Straßen stolzierten, waren nichts weiter als die zeitgenössische Ausgabe von wohlbekannten Feinden.
    Aber genauso brutal.
    Berlin bog in ihre Straße ein und überquerte den Hof vor dem Apartmenthaus. Am Fuß der Treppe griff sie nach ihren Schlüsseln. Sie war so damit beschäftigt, dass sie nach dem Aufblicken eine Sekunde brauchte, um zu bemerken, dass der Polizist einen handlichen Rammbock schwang, allgemein bekannt als »Vollstrecker«, und auf ihre Wohnungstür zielte.
    Trotz ihres schmerzenden Knies nahm sie zwei Stufen auf einmal.
    »He!«, brüllte sie.
    Die zwei stämmigen Bullen, einer männlich, einer weiblich, beobachteten den Dritten mit dem Vollstrecker. Beim Klang ihrer Stimme drehten sie sich um.
    Die Tür gab beim zweiten Stoß mit einem Krachen nach.
    Berlin erreichte den Treppenabsatz und rannte weiter, bis die Polizistin sie mit ausgestrecktem Arm aufhielt und Berlin auf dem Beton aufschlug.
    Die Polizistin hielt sie freundlicherweise dort fest, damit sie sich wieder sammeln konnte, und Berlin gelang es, den Kopf ein paar Zentimeter hochzuheben, gerade so hoch, dass sie die Stiefel in ihr Apartment marschieren sah.
    »Was soll der Scheiß?«, schrie sie.
    Die Polizisten halfen ihr wieder auf die Füße.
    In ihrer Türöffnung stand ein großer, dürrer Mann in einem anthrazitgrauen Anzug, der ihm zu klein war. Seine Arme schwangen locker zu beiden Seiten des Körpers, die zu kurzen Ärmel entblößten knubbelige Handgelenke. Alle anderen hatten ungefähr vier Lagen Winterklamotten an, aber er stand in seinem billigen Anzug und seinem dünnen Baumwollhemd selbstvergessen da, als spüre er die Kälte nicht. Er sah aus, als hätte er hier das Sagen, deshalb stellte sie die Frage noch einmal, so höflich wie sie konnte.
    »Was zum Teufel tun Sie da?«
    Er schwieg und nickte nur den Uniformierten zu.
    »Würden Sie bitte mitkommen«, sagte der Polizist.
    Sie zerrten Berlin die Treppe hinunter.
    »Lasst mich los, ihr Mistkerle, das ist überflüssig!«
    Sie hätte es besser wissen müssen und sich nicht wehren sollen, aber das Adrenalin verleitete sie zu heftiger Gegenwehr. Ohne jeden Erfolg.
    Sie warfen sie durch die Hecktür eines Polizeibusses, und die Frau knallte ihr die Tür gegen den Knöchel. Dann stiegen sie vorn ein, und die Frau zog ihr Notizbuch heraus, während der Typ eine Litanei abließ, die Berlin nur zu gut kannte.
    »Sie können schweigen, aber es könnte Ihrer Verteidigung schaden, wenn Sie beim Verhör etwas verschweigen, das Sie später vor Gericht anführen. Alles, was Sie sagen, kann gegen Sie verwendet werden.«
    Berlin sackte in der Ecke des Busses zusammen. Sie hatte nichts zu sagen.
    16
    Auf der Polizeiwache ging einer der beiden in die Kantine und holte für alle drei kleine Plastiktassen

Weitere Kostenlose Bücher