In ihrem Blut: Thriller (German Edition)
Doyle aus und spreizte seine Finger. Er hätte seine Ringe ablegen sollen.
Fernley-Price lag auf der Erde und erbrach sich. Anscheinend konnte er den Mund nicht richtig öffnen, und die Kotze staute sich.
»Kumpel«, sagte Doyle. »Das Geld ist längst am Arbeiten. Dein bisschen Kapital ist fest angelegt. Nur Geduld. Wenn Sie’s jetzt rausziehen, drohen beträchtliche Sanktionen. Sie verstehen doch dieses Prinzip?«
Fernley-Price gurgelte.
»Gut. Das hier ist kein Gentleman’s Agreement.«
Seine Fingerknöchel taten immer noch weh, also setzte er mit ein paar schnellen Tritten in die Nieren nach und stampfte auf Fernley-Prices Kopf.
Fernley-Prices Schreie erstarben in seiner Kehle. Doyle hörte zufrieden das leise Klackern von Zähnen auf Kopfsteinpflaster.
»Nichts für ungut.« Er ging weiter, holte den Kuchen aus seiner Tasche und biss heftig hinein.
Hatte er etwa unwissentlich sein eigenes Fleisch und Blut zur Zielscheibe gemacht? Herr im Himmel, was hatte er bloß getan?
Er wünschte, er wäre diesem Arschloch Fernley-Price nie begegnet. Er hatte dem doch gesagt, dass er sich um die Observierung kümmern wollte. Warum zum Teufel hatte der Wichser sich dann noch eingemischt? Er war zu diesem Nestor marschiert und hatte eine zweite Front eröffnet.
Plötzlich kam ihm ein Gedanke, und er blieb abrupt stehen: Hatte dieser Nestor Gina ermordet und sich dann aus Schuldgefühlen umgebracht?
Nein.
Er ging weiter.
Das ergab keinen Sinn.
Wenn Nestor der Chef war, dann brauchte er doch nur die Untersuchung abzubrechen, um seine Investitionen zu retten. Warum dann noch die Informantin ermorden?
Doyle begriff gar nichts mehr. Er musste unbedingt diesen Kerl bei der Polizei in die Finger kriegen. Der wusste mittlerweile, dass die tote Informantin Doyles Tochter war. Möge Gott ihm beistehen!
Möge Gott allen beistehen.
Er warf den Rest des Kuchens in den Rinnstein.
Sollten die Ratten ihn fressen.
41
Detective Chief Inspector Thompson kehrte gerade rechtzeitig aus der Kantine zurück, um mitzubekommen, wie Acting Detective Sergeant Flint den Hörer auf die Gabel knallte.
»Das glauben Sie nicht!«, explodierte Flint.
Thompson dachte, er würde es wahrscheinlich glauben; er war an Enttäuschungen gewöhnt.
»Ich habe mich gerade zwanzig Minuten lang mit einer dummen Gans herumgeschlagen, die jetzt unsere Kontaktperson bei der Telekom ist. Sie haben eine RIPA -Vollmacht, oh ja!« Er schwenkte eine Fotokopie des Formulars, das die neuen Gesetze erforderlich machten. »Aber es gab ein technisches Problem, und eine Menge Zeug ist weggekommen. Sie haben es nur nicht für nötig erachtet, uns davon was zu sagen! Ich habe gefragt: Und was ist mit der verdammten Vorratsdatenspeicherung?«
»Und was hat sie gesagt?«, fragte Thompson sanftmütig.
»Sie hat gesagt: ›Dann verklagen Sie mich doch.‹ und hat aufgelegt. Himmelherrgott noch mal! Was sollen wir machen, Chef?«
»Nichts.«
Flint war offensichtlich enttäuscht. Thompson nahm auch Verachtung wahr; er wusste, dass Flint dachte, er würde bei Hindernissen dieser Art einfach kneifen. Flint hatte nach ihrem Zusammenstoß mit Dempster wegen dieser Berlin Dempster bei den Kollegen von der Internen Ermittlung anzeigen wollen. Thompson hatte ihn daran erinnern müssen, dass sie sich selbst außerhalb der Richtlinien bewegt hatten und damit mitten ins Wespennest stechen würden. Er hatte vorgeschlagen, sie sollten sich auf ihre neue Zielperson konzentrieren. Aber er wusste, dass Flint ihn für einen rückgratlosen alten Deppen hielt.
»Berlins Eintragungen zeigen, dass sie alle ihre Mails gelöscht hat, und jetzt ist auch noch ihr Back-up verschwunden. Dann war’s das also? Scheiße! Warum machen wir uns überhaupt die Mühe?«
Thompson wusste, dass Flint gleich aufhören würde zu fragen und auch nicht mehr rummeckern würde. Er setzte sich an seinen Schreibtisch und fuhr den PC hoch.
»Hier kommt mal eine gute Neuigkeit«, sagte er nach dem Lesen einer E-Mail. »Das Leichenschauhaus von Poplar hat zweiundvierzig Kühlräume und elf zum Tiefgefrieren. Wegen eines Arbeitsrückstands an Obduktionen ist es voll. Der Leichenbeschauer für den Norden des Großraums London hat nun verfügt, dass alle Fälle, bei denen die Verhandlung vertagt wurde, weil man die Ergebnisse der polizeilichen Ermittlungen abwarten will, ab sofort dem Bereich des Leichenbeschauers von Westlondon-Mitte zugeteilt werden sollen …«
»Das bedeutet was?«
»Dass unser guter
Weitere Kostenlose Bücher