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In ihrem Blut: Thriller (German Edition)

In ihrem Blut: Thriller (German Edition)

Titel: In ihrem Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Hauxwell
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und raus in die Welt. Deren Ecken und Kanten schienen plötzlich schärfer konturiert.
    Berlin und Mrs. Ranasinghe, die hiesige Apothekerin, waren gemeinsam der Welt überdrüssig geworden. Mrs. Ranasinghe hatte vielen Drohungen widerstanden, von Vandalen und bewaffneten Einbrechern bis zu den Tricks korrupter Stadtverordneter und ihren zwielichtigen Plänen für Bauprojekte. Allen Beteiligten war sie mit gelassenem Schweigen begegnet. Die Apotheke war eine wahrhafte Festung.
    Traurigerweise war sie jetzt von einem bunten, sauberen, glänzenden, seelenlosen Asda-Supermarkt in die Knie gezwungen worden, der auch eine bunte, saubere, glänzende, seelenlose Apotheke enthielt. Berlin konnte sich nicht vorstellen, dass Asda Süchtige mit Medikamenten versorgen würde. Eins kaufen und eins umsonst?
    »Pflaster?«, fragte Mrs. Ranasinghe.
    Berlin runzelte die Stirn, dann folgte sie Mrs. Ranasinghes Blick auf ihre Hand, die vom Blut der Praxiswand beschmiert war. Plötzlich hatte sie eine Vision von ihrem vollständigen Handabdruck in den Spritzern von Lazenbys Arterienblutstrahl.
    »Nein, nein, danke, das ist nichts«, sagte sie und wischte sich die Hand am Ärmel ihres schwarzen Mantels ab. Der hatte schon Schlimmeres gesehen.
    Mrs. Ranasinghe schien unbeeindruckt, bis ihr Blick auf das Bündel von Rezeptformularen fiel, das Berlin ihr hinhielt. Auf allen war Lazenbys Unterschrift. Sie versorgte Lazenby mit dem Nachschub an Diamorphin und seine Praxis auch mit sterilen Spritzen und anderen notwendigen Utensilien. Mrs. Ranasinghe kannte sich aus.
    »Das ist höchst ungewöhnlich, Miss Berlin«, sagte sie.
    »Ferien, Mrs. Ranasinghe«, kam die schnelle Erwiderung.
    Mrs. Ranasinghe hob eine Augenbraue. Eine gemeldete Süchtige verreiste?
    »Ihre oder seine?« Mrs. Ranasinghe wusste, dass keine der beiden Möglichkeiten zutreffen konnte. »Ich sollte ihn anrufen.«
    Ein Summer an der Sicherheitstür kündigte einen neuen Kunden an. Kalter Schweiß rann Berlin den Rücken hinab. »Er ist nicht da. Die Praxis ist geschlossen. Bitte, Mrs. Ranasinghe, es ist dringend.«
    Mrs. Ranasinghe zuckte mit den Schultern. »Ist ja auch egal. Ich gehe ohnehin in Rente.«
    Sie verschwand kurz und kehrte dann mit einer braunen Papiertüte zurück. Berlin griff danach, aber bevor Mrs. Ranasinghe sie ihr reichte, warnte sie sie.
    »Sieben Tage«, sagte sie.
    »Sieben Tage?«, wiederholte Berlin.
    Mrs. Ranasinghe war ernst. »Ich habe Ihnen genug Medikamente für eine Woche gegeben, Miss Berlin.«
    Berlin nahm die Tüte, nickte dankend und ging zur Tür. Sie wartete auf das Klicken, das Signal, dass Mrs. Ranasinghe die Arretierung des Sicherheitsriegels gelöst hatte.
    »Miss Berlin?«
    Berlin zwang sich zur Ruhe und drehte sich um.
    »Ja?«
    »Gute Reise.«
    7
    Doyle nahm das Vorhängeschloss ab, entfernte die Kette und zog an den verrosteten Eisentoren. Knirschend ruckten sie beim Aufschieben über den rissigen Beton, wie ein frühes Warnsignal für den paranoiden alten Einsiedler, der dahinter hauste. Seit Generationen lebte ihre Familie im East End, und Doyle hatte nie begriffen, was Frank vor all den Jahren zu diesem »Anwesen« in Chigwell getrieben hatte.
    Neunzehnsechsundachtzig. Ein Jahr, das man am besten vergaß. Schlag auf Schlag war es gegangen. Nancy war abgehauen, ohne sich auch nur das beschissenste bisschen zu verabschieden. Sie hatte ihr Erspartes mitgenommen und Doyle die elfjährige Georgina dagelassen. Er und Nancy waren seit ihrer Kinderzeit zusammen gewesen, und er hatte den Boden angebetet, auf dem sie wandelte. Na gut, sie hatten nie geheiratet. Aber das hatte ihr nie was ausgemacht. Mit Urkunden hatten sie es beide nicht so.
    Es war das Jahr von Thatchers verdammtem Big Bang gewesen, und das hatte es so gut wie unmöglich gemacht, eine anständige Mannschaft zusammenzubekommen. Alle Ganoven mit Grips waren in die City abgewandert. Nur die Schläger waren dageblieben. Frank hatte gemeint, sie müssten diversifizieren, um ordentlich abzuräumen. Irgendwie hatte er sich etwas Kapital verschafft und gab nun Single-Müttern in finanzieller Not Darlehen. Von da an lief die Sache.
    Nancy ging, und dann zog Frank nach Chigwell. Keine Unterstützung aus dieser Richtung. Doyle war allein mit Gina, der kleinen Zimtzicke, die ihn beschuldigte, er hätte ihre Mutter vertrieben.
    Doch schließlich lief alles wie am Schnürchen. Gina zog an ihrem sechzehnten Geburtstag aus und hatte ihm seither nicht mal eine Weihnachtskarte geschickt.

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