In ihrem Blut: Thriller (German Edition)
das außer Ihnen und mir.«
Sie knirschte mit den Zähnen und wusste, dass ihr Schweigen Bände sprach. Sie hatte Fernley-Price für die Zusicherung von Dope geopfert.
»Das besprechen wir später«, sagte Thompson. »Ich muss das klären. Doyle könnte versuchen, an ihn ranzukommen.«
Ein klagender Piepton verriet ihr, dass er aufgelegt hatte.
Scheiße, Scheiße, Scheiße. Sie scrollte hektisch durch ihre Telefonliste, fand Doyle darin und drückte auf die grüne Taste.
Es klingelte.
»Komm schon, komm schon«, sagte sie leise und bog nach Süden ab. »Komm schon, geh an das verdammte Handy ran.« Aber Doyles Handy klingelte einfach weiter.
Sie rannte.
76
Thompson schüttelte eilig die Hand des entspannten Computerfreaks, der für ihn gearbeitet hatte, und drückte hastig auf den Aufzugknopf.
»Man sieht sich«, sagte der Freak.
»Das bezweifle ich, Alter«, sagte Thompson. »Das war eine einmalige Sache. Ungewöhnliche Umstände. Wir hatten bei uns gerade nicht genug Reserven.«
Der Freak lächelte. »Haben Sie’s denn noch nicht gehört? Die machen die gesamte Forensik platt. In Zukunft wird alles nach draußen gegeben.« Er rieb sich die Hände in Erwartung goldener Zeiten.
Der Aufzug kam, und Thompson ging hinein.
»War nett, mit Ihnen zu arbeiten«, rief der Freak, als sich die Tür schloss.
Heilige Scheiße, dachte Thompson. Was kommt als Nächstes?
Während er die elegante Eingangshalle mit den Glas- und Granitfliesen durchquerte, rief er die Zentrale von Limehouse an und bat, zum Wachhabenden durchgestellt zu werden. Es gab eine Verzögerung, und Thompson spürte, wie sein Nervenkostüm immer dünner wurde.
»Schicken Sie jetzt zwei Wagen zum Royal-London-Hospital und besorgen Sie mir die Handynummer vom diensthabenden Polizisten«, verlangte er, sobald er den Wachhabenden an der Strippe hatte.
»Sir«, begann der Wachhabende und hielt inne.
Thompson bereute sofort seinen Ton, aber es war zu spät. Zweifellos hatte der Wachhabende die Nase voll von Kriminalbeamten, die mit den Fingern schnippten und eine Unterstützung anforderten, die es nicht gab.
»Sir«, sagte der Wachhabende langsam und bedächtig. »Alle Beamten leisten bei einem größeren Zwischenfall Hilfe. Die diensthabende Polizistin im Krankenhaus ist eine Hilfspolizistin, und ich habe von ihr keine Handynummer. Ich arbeite hier in drei Schichten, aber mit genauso viel Leuten wie vorher bei zwei, und ich kann keine Überstunden mehr genehmigen. Kann ich sonst noch was für Sie tun, Sir?«
Thompson legte auf, als er die Schiebetüren erreichte, die sich aber nicht bewegten. Ein Wachmann kam und zeigte auf Thompsons Besucherschildchen.
»Sie müssen unterschreiben, bevor Sie gehen«, erklärte er.
Thompson riss sich das Schild ab und warf es dem Mann zu. Der seufzte resigniert.
»Das reicht nicht. Sie müssen am Tresen abzeichnen. Die ziehen dann die Karte durch, sonst geht die Tür nicht auf.«
»Zum Teufel noch eins!«, murrte Thompson, holte seine Brieftasche heraus und hielt dem Wachmann seine Vollmacht unter die Nase. »Lassen Sie mich raus! Jetzt!«
Der Wachmann hob unbeeindruckt die Schultern.
»Das hilft auch nicht weiter. Dem System ist es egal, wer Sie sind.«
Thompson rannte wieder durch die Halle zurück.
77
Das Royal-London-Hospital hatte den Elefantenmann und den Chirurgen beherbergt, der bei der Jack-the-Ripper-Untersuchung geholfen hatte. Jetzt war es das Zuhause von Fernley-Price, obwohl er das nicht wusste. Immer noch im Koma war er von der Intensivstation in die Chirurgie verlegt worden, und zu diesem Zeitpunkt war die Hilfspolizistin erschienen, die den regulären Beamten ablösen sollte.
Der Beamte hatte ihr gesagt, dass sie diesen Job bekommen hatte, weil der Wachhabende im Kontrollraum den DCI gefragt hatte, wie lange er wohl noch damit durchzukommen glaubte, dass er einen lebendigen Menschen einem zuwies, der schon fast eine Leiche war. Er fand das lustig, aber sie war verwirrt.
Sie war eine Freiwillige und wusste nicht genau, was sie tun sollte. Sie wusste nur, wenn sie einen Job bei der Polizei kriegen wollte, dann wurde von ihr erwartet, dass sie mindestens ein Jahr lang unbezahlte Teilzeitarbeit machte, trotz der gegenteiligen Behauptungen von oben.
Deshalb würde sie hier sitzen und dafür sorgen, dass niemand an den Kerl rankam außer Ärzten und Krankenschwestern.
Und natürlich Polizeibeamten.
»Oranges and Lemons« war Doyles liebstes Kinderlied. Er hatte es Gina immer
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