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In jenem Sommer in Spanien

In jenem Sommer in Spanien

Titel: In jenem Sommer in Spanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CATHY WILLIAMS
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jemand anders Einfluss auf meinen Sohn nimmt. Was ist daran so schwer zu verstehen?“
    „Ich will nicht darüber reden“, sagte Alex. „Dann würde ich mich nur mit dir streiten, und das möchte ich nicht. Nachdem du jetzt weißt, dass es Luke gibt, können wir vielleicht das Organisatorische besprechen.“
    „Weiß er, wer ich bin?“
    „Nein, noch nicht.“
    Diese Antwort machte Gabriel die Situation erst richtig bewusst. Er sah seinen Sohn vor sich und hatte plötzlich das Gefühl, ganz viel verpasst zu haben. „Wann willst du es ihm sagen?“
    „So bald wie möglich.“
    „Wie bitte?“
    „Okay, morgen. Er ist sowieso sehr neugierig und wird mich schon fragen, wer du bist.“ Sie ließ den Blick von Gabriel zum Fenster und dann zum Kaminsims gleiten. Darauf standen einige gerahmte Fotos, die Luke in den verschiedenen Stadien seines jungen Lebens zeigten. Gabriel folgte ihrem Blick und erhob sich, um die Aufnahmen zu betrachten. Insgesamt waren es sieben: vom Babyalter bis hin zu dem Bild, das Alex letzten Monat aufgenommen hatte.
    Beim Betrachten der Fotos wurde Gabriel klar, dass es in all der Zeit, in der er sein gewinnträchtiges Unternehmen geführt hatte, diesen Jungen – seinen Sohn – gegeben hatte, ohne dass er auch nur die leiseste Ahnung von dessen Existenz gehabt hatte. Wäre das so weitergegangen? Hätte Alex ihrem Sohn niemals von dessen Vater erzählt? Wohl kaum. Seitdem sie wusste, wer er war, bedeutete er so etwas wie einen Sechser im Lotto. Darauf hätte sie bestimmt nicht für alle Ewigkeit verzichtet. Er stellte das letzte Foto wieder hin und drehte sich schweigend zu Alex um.
    „Wann wirst du es deinen Eltern erzählen, Gabriel? Und deiner Verlobten?“
    „Sofort.“
    Alex seufzte erleichtert. Das Wichtigste hatten sie nun geklärt. Wie Cristobel die Nachricht wohl aufnehmen würde? Wahrscheinlich nicht besonders gut. Aber schließlich war er ihr ja nicht untreu gewesen. „Wenn dann auch Luke Bescheid weiß, können wir vielleicht ein paar grundsätzliche Dinge besprechen.“ Alex stand auf, um Gabriel zur Tür zu begleiten.
    „Was meinst du damit?“
    „Na ja, Besuchsrechte und so. Meinetwegen kannst du Luke treffen, wann immer du will …“ Sie hielt inne, weil Gabriel sie ansah, als sei sie verrückt geworden. Außerdem machte er keinerlei Anstalten zu gehen.
    „Besuchsrechte?“, wiederholte er langsam.
    „Ja … du kommst nachmittags vorbei und unternimmst etwas mit Luke.“
    „Du glaubst doch nicht im Ernst, dass das funktionieren würde?“
    „Warum nicht? Alle Menschen mit Kindern aus einer gescheiterten Beziehung machen das so. Nicht, dass wir eine gehabt hätten.“
    „Seit wann bin ich ‚alle‘?“
    Alex wusste absolut nicht, worauf Gabriel hinauswollte. Hatte sie sämtliche Zeichen und Signale fehlgedeutet? Wollte Gabriel etwa auf Nimmerwiedersehen verschwinden, ohne seinen Sohn auch nur noch eines Blickes zu würdigen? Da das höchst unwahrscheinlich war, verfiel sie auf eine andere Möglichkeit. Er war verlobt. Da störte ein uneheliches Kind nur, also würde er die Existenz seines Sohnes geheim halten. Aber das kam gar nicht infrage. Bebend sprang Alex auf, die Hände in die Hüften gestemmt.
    „Ich will nicht, dass Luke sich verstecken muss! Das hat er nicht verdient. Wenn du ein Geheimnis um ihn machen willst, kannst du gleich gehen, Lucio! Gabriel, meine ich!“
    „Setz dich hin!“
    „Ich lasse mich in meinem eigenen Haus nicht herumkommandieren!“
    Gabriel wusste überhaupt nicht, worüber sich Alex so aufregte. Schließlich war er bereit, seine Fehler zuzugeben, die nur rückblickend betrachtet als solche gesehen werden konnten. Während er selbst kurz davor war, die Beherrschung zu verlieren, stellte er gerade noch rechtzeitig fest, dass Alex aufgehört hatte zu schreien.
    Plötzlich schien alle Energie aus ihr gewichen zu sein. Sie ließ die Schultern hängen, und als er zu ihr ging, sah er, dass sie weinte. Das war normalerweise nicht ihre Art. Sie hatte einmal gesagt, Weinen sei etwas für kleine Mädchen. Selbst als er sie verlassen hatte, war sie nicht in Tränen ausgebrochen, sondern hatte sich eisern beherrscht. Sie jetzt so aufgelöst zu sehen, berührte ihn sehr.
    „Warum gelingt es dir immer, mir ein schlechtes Gewissen zu machen?“, fragte er, und gleich darauf wurde ihm klar, dass nichts der Wahrheit näher kam. Die ganze Zeit über hatte er gespürt, dass er sich Alex gegenüber nicht korrekt verhalten hatte. Ihr plötzliches

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