In jenem Sommer in Spanien
nehmen?“
Alex hatte das Gefühl, als würde ihr der Boden unter den Füßen weggezogen. Bei der Vorstellung, dass Gabriel mit einer anderen Frau schlafen könnte, wurde ihr ganz schlecht. Während sie noch versucht hatte, zu einer Entscheidung zu kommen, hatte sie gar nicht überlegt, dass er sich womöglich seine eigenen Gedanken machte. Er war ein Mann der Tat. Wie hatte sie nur davon ausgehen können, dass er lediglich dasaß und Däumchen drehte, während sie mit ihren schwankenden Emotionszuständen kämpfte?
Als Alex nicht antwortete, wurde Gabriel beinah panisch. Bei der Vorstellung, sie könnte Nein sagen, brach ihm der Schweiß aus. So hatte er noch nie empfunden, und er war unendlich erleichtert, als sie schließlich leise erklärte: „Ich … Ich möchte nicht, dass du mit jemand anderem zusammen bist …“ Selbst als sie noch hinzufügte: „Lass mich noch ein bisschen nachdenken“, konnte das seine Befriedigung nicht mindern. Er bekam doch immer, was er wollte!
8. KAPITEL
Alex hatte den ganzen folgenden Tag, um sich Gedanken über ihre Beziehung zu Gabriel zu machen. Er hatte die Insel sehr früh verlassen, und als sie aufwachte, fand sie einen Zettel auf seinem Kopfkissen, dass sie den Rest ihres Aufenthalts genießen solle. Als Postskriptum stand da, alles Weitere würden sie in London besprechen.
Lange Zeit sah sie einfach nur gedankenverloren auf seine Mitteilung.
Wusste er eigentlich, dass sie sich wieder in ihn verliebt hatte? Wahrscheinlich. Das hatte sie ja so gut wie eingestanden. Die Vorstellung, er könne mit einer anderen Frau ins Bett gehen, gefiel ihr ganz und gar nicht. Aber wollte sie ihn deshalb gleich heiraten und ihre Unabhängigkeit aufgeben?
Im weiteren Tagesverlauf gelang es nicht einmal Luke, sie von ihren Überlegungen abzubringen. Immer wieder versuchte sie zu ergründen, ob Gabriel wohl von Anfang an darauf abgezielt hatte, sie im Urlaub dazu zu bewegen, in eine Heirat einzuwilligen.
Angenommen, sie tat es, weil sie ihn liebte. Was dann? Gabriel betrachtete das Ganze eher als eine Geschäftsverbindung mit gutem Sex. Was also, wenn die sexuelle Anziehungskraft nachließ?
Um sich abzulenken, ging Alex mit Luke in den Garten, und sie ließen seinen Drachen steigen. Ohnehin kam ihr das Haus ohne Gabriel furchtbar leer vor, und auch die Insel schien ihren Zauber verloren zu haben. Es war erschreckend, wie schnell sie sich an seine Anwesenheit gewöhnt hatte. Galt das auch für Luke? Wie würde er reagieren, wenn Gabriel in England nicht mehr zu ihrem Alltag gehörte? Jetzt war er noch ein Kind. Aber würde er ihr später Vorwürfe machen, weil sie ihm seinen Vater vorenthalten hatte?
Am Abend war Alex von diesen ganzen Überlegungen so erschöpft, dass sie wünschte, sie könnte das Gedankenkarussell endlich abstellen.
Sie brachte Luke ins Bett, doch auch dabei wurde sie wieder mit Gabriel konfrontiert. Diesmal, weil sich ihr Sohn eigentlich gar nicht für die Gutenachtgeschichte interessierte, sondern nur wissen wollte, wo sein Dad war und wann er ihn wiedersehen würde. Luke und sie waren längst kein Zweiergespann mehr, das sich selbst genügte …
Als sich Alex schließlich hinsetzte, um den herrlich frischen Meeresfrüchtesalat zu essen, den Ana ihr in den Kühlschrank gestellt hatte, war sie überhaupt nicht hungrig und richtig erleichtert, als es an der Tür klingelte.
Einen kurzen Moment überlegte sie, ob es wohl Gabriel war. Ein abgesagtes Meeting, oder – noch unwahrscheinlicher! – er war zurückgekehrt, weil er es ohne sie nicht aushielt. Letzteres verwarf sie gleich wieder, noch während sie zur Tür eilte.
Bestimmt war es eine der Haushälterinnen. Beide hatten ein Zimmer im Haus, und besonders Ana vergaß oft irgendetwas, das sie dann abends abholen musste. Aber diese Unterbrechung wäre eine willkommene Abwechslung. Alex freute sich auf einen kleinen Plausch und öffnete lächelnd die Tür.
Doch als sie Cristobel davor stehen sah, taumelte sie regelrecht zurück.
„Sie?“
„Ich weiß, Sie haben mich nicht erwartet.“
Cristobel stützte sich mit einer Hand am Türrahmen ab, und Alex bemerkte ihre perfekt manikürten und gelackten roten Nägel. Es war nur ein unbedeutendes Detail, aber das lenkte Alex für einen Moment von ihrem nervösen Herzklopfen ab.
„Was wollen Sie?“
„Ein bisschen mit Ihnen plaudern. Was sonst?“
„Ich glaube nicht, dass Gabriel …“
„Aber er ist nicht hier! Er ist in London.“
„Woher wissen Sie
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