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In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05

Titel: In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Wie steht’s mit Ihnen?«
    Sie nickte. »Ich bin Ihrer Meinung. Dass sie gelogen hat, was ihre Vergangenheit betrifft, ist mir egal. Das tun viele Leute aus allen möglichen Gründen. Also bleibt nur noch die Sache mit dem Vorsatz. Und in den meisten Bundesstaaten wäre das kein Thema. Sie erkennen die Realitäten an. Eine misshandelte Ehefrau kann sich oft nicht sofort zur Wehr setzen. Manchmal muss sie warten, bis er betrunken oder eingeschlafen ist. Eben den richtigen Zeitpunkt abwarten. Dazu gibt’s in anderen Bundesstaaten zahlreiche Urteile.«
    »Wo fangen wir also an?«
    »Wo wir anzufangen gezwungen sind«, antwortete Alice. »Mit einer Ausgangslage, die kaum schlechter sein könnte. Res ipsa loquitur , sagen die Juristen – die Sache spricht für sich. Ihr Schlafzimmer, ihre Pistole, ihr Ehemann, der tot auf dem Boden liegt. Das ist Mord, eindeutig. Belassen wir’s dabei, sprechen die Geschworenen sie gleich bei ihrer ersten Abstimmung schuldig.«
    »Also?«
    »Also spielen wir den Vorsatz möglichst herunter und beweisen dann durch die Krankenakten, dass sie tatsächlich
misshandelt worden ist. Den erforderlichen Antrag habe ich schon gestellt. Wir haben uns mit der Staatsanwaltschaft zusammengetan, um die Akten gemeinsam anzufordern. Bei allen Krankenhäusern in Texas und den Nachbarstaaten. Das ist in Fällen von häuslicher Gewalt das Standardverfahren, weil manche Leute weit in der Gegend herumfahren, um sie zu tarnen. Die Krankenhäuser reagieren im Allgemeinen sehr rasch, sodass wir die Unterlagen schon morgen kriegen müssten. Dann heißt’s wieder: res ipsa loquitur. Waren die Verletzungen eine Folge von Misshandlungen, müssen die Akten zumindest erkennen lassen, dass sie von daher stammen könnten. Das sagt einem der gesunde Menschenverstand. Dann tritt sie in den Zeugenstand und sagt über die Misshandlungen aus. Die beschissenen Storys über ihre Vergangenheit muss sie einfach ertragen. Aber wenn wir’s richtig anstellen, kann sie dadurch sogar in vorteilhaftem Licht erscheinen. Keine Schande, wenn eine ehemalige Nutte versucht, ein neues Leben zu beginnen. Das lässt sich in Sympathie für sie ummünzen.«
    »Das klingt, als seien Sie eine ziemlich gute Anwältin.«
    Sie lächelte. »Für jemanden, der so jung ist?«
    »Na ja, seit wann arbeiten Sie in Ihrem Beruf – seit zwei Jahren?«
    »Seit sechs Monaten«, erwiderte sie. »Aber hier unten lernt man schnell.«
    »Scheint so.«
    »Also gut, wenn wir die Geschworenen geschickt auswählen, können wir erreichen, dass sie bereits zur Hälfte im Zweifel sind oder für nicht schuldig plädieren. Letztere schaffen es binnen weniger Tage, die Zweifler auf ihre Seite zu ziehen. Vor allem wenn’s wieder so heiß ist.«
    Reacher zog sein durchgeschwitztes Hemd vom Körper weg. »So heiß kann’s nicht mehr lange bleiben, was?«
    »He, ich rede vom kommenden Sommer«, antwortete
Alice. »Wenn sie Glück hat. Könnte auch der übernächste sein.«
    Er starrte sie an. »Das ist nicht Ihr Ernst!«
    Sie schüttelte den Kopf. »Der texanische Rekord liegt von der Verhaftung bis zum Prozessbeginn bei vier Jahren.«
    »Was wird dann aus Ellie?«
    Alice zuckte mit den Schultern. »Drücken Sie uns die Daumen, damit die Krankenakten gut aussehen. Dann können wir versuchen, Hack dazu zu bringen, die Anklage ganz fallen zu lassen. Er hat großen Ermessensspielraum.«
    »Da bräuchte es nicht viel Überredungskunst«, sagte Reacher. »Nicht in seiner Lage.«
    »Sehen Sie die Sache also positiv. Vielleicht ist alles in ein paar Tagen ausgestanden.«
    »Wann gehen Sie zu ihr?«
    »Am Spätnachmittag. Davor werde ich die Bank aufsuchen und einen Scheck über zwanzigtausend Dollar einlösen. Dann stecke ich das Geld in eine Papiertüte und bringe es einer sehr glücklichen Familie.«
    »Okay«, sagte Reacher.
    »Ich will nicht wissen, wie Sie es angestellt haben, das Geld zu bekommen.«
    »Ich habe es einfach verlangt.«
    »Ich will’s nicht wissen«, wiederholte sie. »Aber Sie sollten mich begleiten und die Familie kennen lernen. Und als mein Leibwächter fungieren. Ich bin nicht jeden Tag mit zwanzigtausend Dollar in einer Papiertüte im Wilden Westen unterwegs. Und im Auto ist’s kühl.«
    »Okay«, sagte Reacher wieder.
     
    Die Bank ließ keine besondere Aufregung erkennen, als sie zwanzig Riesen in großen und mittleren Scheinen auszahlen sollte. Die Kassiererin tat so, als sei das eine Routinesache. Sie zählte das Geld dreimal und verstaute es

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