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In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05

Titel: In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Sie sprach durch ein im Silicon Valley gekauftes elektronisches Gerät, das ihre Stimme verzerrte und wie die eines Roboters klingen ließ. Sie nannte also den Preis und wartete. Glaubte zu hören, wie der Kerl überlegte, ob er versuchen sollte, den Preis herunterzuhandeln. Aber er sagte nur okay und legte auf. Die Frau lächelte. Ein cleverer Bursche, dachte sie. Ihr Team arbeitete nicht für Geizhälse. Knauserigkeit in Geldsachen ließ auf alle möglichen weiteren negativen Eigenschaften schließen.
     
    Nach der Pizza bestellte Reacher eine Portion Eiscreme, noch mehr Eiswasser und zum Schluss einen Kaffee. Er blieb so lange sitzen, wie er es ohne schlechtes Gewissen konnte, zahlte dann und suchte sein Motel auf. Man empfand die Hitze als noch viel schlimmer, wenn man eine Stunde lang in einem kühlen Raum gesessen hatte. Er duschte lange mit lauwarmem Wasser, das nicht kalt werden wollte, und säuberte seine Klamotten im Waschbecken. Schüttelte sie energisch aus, um die Falten zu glätten, und hängte sie zum Trocknen über den einzigen Stuhl im Raum. Dann ließ er die Klimaanlage auf vollen Touren laufen und legte sich aufs Bett, um auf Alice zu warten. Sah auf seine Armbanduhr. Kreuzte sie irgendwann nach zwanzig Uhr auf, war das vermutlich ein gutes Zeichen, denn falls Carmen doch zur Vernunft gekommen war, würden sie mindestens eine Stunde miteinander reden müssen. Er schloss die Augen und versuchte zu schlafen.

13
    Sie kam schon um neunzehn Uhr zwanzig. Er wachte aus einem unruhigen Halbschlaf auf, als jemand zögernd an seine Zimmertür klopfte. Rollte sich vom Bett, wickelte sich ein feuchtes Badetuch um die Hüfte und tappte barfuß über den schmuddeligen Teppichboden, um zu öffnen. Draußen stand Alice. Sie hob die Augenbrauen und schüttelte den Kopf. Er starrte einen Moment hinaus in die Abenddämmerung und sah ihren gelben VW auf dem Parkplatz stehen. Er ging zur Seite und ließ sie eintreten.
    »Ich habe alles versucht«, sagte sie.
    Alice hatte sich umgezogen und trug wieder den schwarzen Hosenanzug, der sie eher wie eine Anwältin aussehen ließ. Der Hosenbund war so hoch angesetzt, dass er fast mit der Unterkante ihres Bustiers abschloss. Zu sehen war nur ein schmaler gebräunter Hautstreifen dazwischen, aber in dieser Aufmachung wirkte sie durchaus überzeugend.
    »Ich hab sie gefragt, ob’s an mir liegt«, berichtete Alice. »Ob sie jemand anders wolle? Eine ältere Frau? Einen Mann? Einen hispanischen Kollegen?«
    »Und?«
    »Sie hat gesagt, sie wolle überhaupt keinen Anwalt.«
    »Das ist verrückt!«
    »Richtig«, sagte Alice. »Ich hab ihr ihre missliche Lage geschildert. Keine Wirkung.«
    »Erzählen Sie mir alles, was sie gesagt hat.«
    »Das war’s schon.«
    Reacher fühlte sich in dem Frotteetuch nicht besonders wohl. Es war zu klein.
    »Augenblick, ich ziehe nur meine Hose an«, sagte er.
    Er nahm sie vom Stuhl und verschwand damit im Bad. Die Hose war feucht und klamm. Als er ins Zimmer zurückkam,
hatte Alice ihr Jackett ausgezogen und auf den Stuhl gelegt, über dessen Lehne sein Hemd hing. Sie saß auf der Bettkante und stützte beide Ellbogen auf die Knie.
    »Ich hab wirklich alles versucht«, sagte sie. »Hab sie aufgefordert, mir ihren Arm zu zeigen. Als sie wissen wollte, wozu, habe ich ihr erklärt, mich interessiere der Zustand ihrer Venen wegen der tödlichen Injektion, die man ihr geben wird. Ich habe ihr geschildert, wie sie auf dem Tisch festgeschnallt werden wird, welche Zusammensetzung die Giftspritze hat. Ich hab ihr von den Leuten hinter der Glasscheibe erzählt, die ihr zusehen werden, wenn sie stirbt.«
    »Und?«
    »Keinerlei Wirkung. Als ob man gegen eine Wand redet.«
    »Wie energisch sind Sie vorgegangen?«
    »Oh, ich bin laut geworden und habe mit der Faust auf den Tisch geschlagen. Aber sie hat mich ausreden lassen und dann wieder ihren alten Spruch aufgesagt. Sie will keinen Anwalt, Reacher. Damit müssen wir uns abfinden.«
    »Geht das überhaupt?«
    »Aber natürlich! In keinem Gesetz steht, dass man einen Anwalt haben muss. Gesetzlich festgelegt ist nur, dass man einen angeboten bekommen muss.«
    »Ist eine Ablehnung kein Beweis für Unzurechnungsfähigkeit oder dergleichen?«
    Alice schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte sie. »Sonst würde jeder Mörder sich einfach weigern, einen Anwalt zu akzeptieren, und automatisch wegen Unzurechnungsfähigkeit mildernde Umstände zugebilligt bekommen.«
    »Sie ist keine Mörderin.«
    »Sie scheint keinen

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