Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05

Titel: In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
Vom Netzwerk:
Kanzlei schickt mir noch Unterlagen über Sloops Vermögensverhältnisse herüber. Al war praktisch sein Vermögensverwalter. Wenn es kein finanzielles Motiv gibt und die Krankenakten gut aussehen – vielleicht kann ich mich dann beruhigen.«
    »Sie besaß überhaupt kein Geld«, stellte Reacher klar. »Das war eines ihrer großen Probleme.«
    Walker nickte. »Gut«, sagte er. »Denn ihre großen Probleme lösen meine.«

    Reachers Nacken fühlte sich feucht an.
    »Sie sollten etwas mehr Eigeninitiative beweisen«, sagte er. »Im Hinblick auf die Wahl.«
    »Yeah, wie denn?«
    »Tun Sie etwas Populäres.«
    »Zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel, indem Sie die Ermittlungen gegen die Border Patrol neu aufrollen. Das würde den Leuten gefallen. Ich habe eben eine Familie kennen gelernt, deren Sohn sie ermordet hat.«
    Walker überlegte kurz, dann schüttelte er den Kopf. »Uralte Geschichten«, meinte er.
    »Nicht für die betroffenen Familien«, sagte Reacher. »Damals hat’s in einem Jahr über zwanzig Morde gegeben. Die meisten Überlebenden haben sich wahrscheinlich hier in der Nähe angesiedelt. Und die meisten dürften inzwischen wahlberechtigt sein.«
    »Gegen die Border Patrol ist damals ermittelt worden«, entgegnete Walker. »Das war vor meiner Zeit, aber die Ermittlungen waren sehr gründlich. Ich habe mir die Akten vor ein paar Jahren angesehen.«
    »Sie haben die Ermittlungsakten?«
    »Klar. Die meisten Morde sind im Echo County verübt worden, und all dieses Zeug kommt automatisch hierher. Die Täter waren eindeutig schwarze Schafe unter den Beamten der Border Patrol, die als Todesschwadron losgezogen sind. Die Ermittlungen dürften bewirkt haben, dass sie damit aufgehört und diese Leute wahrscheinlich gekündigt haben. Das Personal der Border Patrol wechselt ziemlich häufig. Die Schuldigen könnten heute buchstäblich überall sein. Vielleicht haben sie Texas ganz verlassen. Es sind nicht nur Immigranten, die es nach Norden zieht.«
    »Damit würden Sie gut dastehen.«
    Walker zuckte mit den Schultern. »Klar stünde ich dann
gut da. Es gibt viele Möglichkeiten, sich gut darzustellen. Aber ich habe ein paar Prinzipien, Reacher. Das wäre eine sinnlose Vergeudung öffentlicher Mittel. Effekthascherei, sonst nichts. Die Ermittlungen würden im Sand verlaufen, überhaupt nichts bringen. Das sind uralte Geschichten.«
    »Zwölf Jahre sind keine Ewigkeit.«
    »Hierzulande schon. Im Augenblick konzentriere ich mich darauf, was letzte Nacht im Echo County passiert ist.«
    »Okay«, sagte Reacher. »Das haben Sie zu entscheiden.«
    »Ich rufe Alice morgen Vormittag an, sobald wir das notwendige Material beisammenhaben. Vielleicht ist mittags schon alles vorbei.«
    »Wir wollen’s hoffen.«
    »Yeah«, sagte Walker.
     
    Reacher verließ das Gerichtsgebäude. Draußen auf dem Gehsteig war es so heiß, dass ihm das Atmen schwer fiel. Als er die Tür zur Beratungsstelle aufstieß, lief ihm der Schweiß in Strömen über den Körper.
    Er fand Alice allein hinter ihrem Schreibtisch sitzend vor.
    »Sie sind schon wieder da?«, fragte er überrascht.
    Sie nickte.
    »Waren Sie bei ihr?«
    Sie nickte wieder.
    »Was hat sie gesagt?«
    »Nichts, gar nichts«, erwiderte Alice. »Außer, dass sie nicht will, dass ich sie vertrete.«
    »Was soll das heißen?«
    »Was ich gesagt habe. Ich zitiere die einzigen Worte, die aus ihr rauszukriegen waren: ›Ich lehne es ab, mich von Ihnen vertreten zu lassen.‹«
    »Weshalb?«
    »Das hat sie nicht gesagt. Sie hat überhaupt nichts gesagt, außer, dass sie nicht will, dass ich ihren Fall übernehme.«

    »Warum denn nicht?«
    Alice zuckte mit den Schultern und schwieg.
    »Ist so was schon mal vorgekommen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich hab’s noch nie erlebt. Und sonst auch niemand, seit diese Beratungsstelle existiert. Leute, denen wir helfen wollen, wissen nur manchmal nicht, ob sie einem die Hand abreißen oder sie küssen sollen.«
    »Was zum Teufel ist also passiert?«
    »Keine Ahnung. Sie hat ziemlich ruhig, ziemlich vernünftig gewirkt.«
    »Haben Sie versucht, sie zu überreden?«
    »Selbstverständlich. Aber ich wollte raus, bevor sie durchdreht und zu schreien beginnt. Hört ein Zeuge, wie sie das zu mir sagt, verliere ich jegliche Berechtigung, sie in der Zelle zu besuchen. Und dann sitzt sie echt in der Scheiße. Ich will später noch mal rübergehen und einen zweiten Versuch starten.«
    »Haben Sie ihr gesagt, dass ich Sie geschickt habe?«
    »Natürlich. Ich habe

Weitere Kostenlose Bücher