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In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05

Titel: In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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nicht mehr so dunkel, der gleiche aufgeweckte Blick. Zweifellos die Eltern aus der Park Avenue, Ma und Dad, M & D . Und J. bezeichnete vermutlich ihren Freund. Er sah sich um, konnte aber kein Foto von ihm entdecken. Wahrscheinlich stand es oben auf ihrem Nachttisch.
    Reacher ließ sich in einen Sessel fallen. Nach zehn Minuten war Alice mit dem Duschen fertig. Ihr Haar war nass und frisch gekämmt. Sie trug wieder Shorts und dazu ein T-Shirt, auf dem vermutlich einmal Harvard Soccer gestanden hatte, das aber jetzt so verwaschen war, dass die Schrift sich nur erahnen ließ. Die Shorts waren kurz, das T-Shirt dünn und
eng. Sie trug keinen BH darunter, so viel war klar. Sie war barfuß und sah einfach toll aus.
    »Haben Sie Fußball gespielt?«, fragte er.
    »Ich nicht, aber mein Partner«, antwortete sie.
    Er lächelte über die Warnung. »Spielt er noch?«
    »Er ist eine Sie. Judith. Ich bin lesbisch. Ja, sie spielt noch.«
    »Taugt sie was?«
    »Als Partner?«
    »Als Fußballspielerin.«
    »Sie ist ziemlich gut. Stört Sie das?«
    »Dass sie eine ziemlich gute Fußballspielerin ist?«
    »Nein, dass ich lesbisch bin.«
    »Warum sollte mich das stören?«
    Alice zuckte mit den Schultern. »Manche Leute haben Probleme damit.«
    »Ich nicht.«
    »Ich bin auch Jüdin.«
    Reacher lächelte. »Haben Ihre Eltern Ihnen die Pistole geschenkt?«
    »Sie haben sie gefunden?«
    »Klar«, sagte er. »Schönes Stück.«
    Alice nickte. »Eine lesbische, jüdische Vegetarierin aus New York – da haben sie gedacht, ich könnte eine Waffe gebrauchen.«
    Er lächelte wieder. »Mich wundert nur, dass sie Ihnen kein MG oder einen Granatwerfer besorgt haben.«
    Sie erwiderte sein Lächeln. »Gedanken haben sie sich darüber bestimmt gemacht.«
    »Sie nehmen’s aber ernst mit Ihrem sozialen Gewissen. Wahrscheinlich kommen Sie sich hier vor, wie ich mich im Libanon gefühlt habe.«
    Sie lachte. »In Wirklichkeit ist’s aber nicht so schlimm. Auch hier gibt’s sehr nette Leute.«
    »Was macht Judith?«

    »Sie ist auch Anwältin. Zur Zeit arbeitet sie in Mississippi.«
    »Aus denselben Gründen?«
    Alice nickte. »Ein Fünfjahresplan.«
    »Dann gibt’s also doch noch Hoffnung für den Anwaltsberuf.«
    »Es stört Sie also nicht?«, fragte sie. »Dass es nur ein Essen mit einer neuen Freundin gibt und Sie danach allein in Ihr Motel zurückkehren?«
    »Ich hab mir nie was anderes vorgestellt«, log er.
     
    Das Essen schmeckte ausgezeichnet, obwohl er gar nicht hungrig war. Es gab eine selbst zubereitete Pastete aus zerstoßenen Nüssen mit Käse und Zwiebeln. Bestimmt sehr proteinreich. Und voller Vitamine. Dazu tranken sie ein Glas Wein und viel Wasser. Er half ihr, den Tisch abzuräumen. Danach unterhielten sie sich bis dreiundzwanzig Uhr.
    »Ich fahre Sie zurück«, sagte sie.
    Er schüttelte den Kopf. »Danke, ich gehe zu Fuß. Ein paar Meilen tun mir gut.«
    »Es ist noch immer sehr stickig«, gab sie zu bedenken.
    »Das macht nichts.«
    Sie vereinbarten noch, wann sie sich am nächsten Morgen in der Beratungsstelle treffen wollten, und sagten dann Gute Nacht. Die Luft draußen war dick wie Erbsensuppe. Der Fußmarsch dauerte vierzig Minuten, und sein Hemd war total durchgeschwitzt, als er das Motel erreichte.
     
    Reacher wachte früh auf, legte seine Sachen kurz ins Waschbecken und zog sie nass an. Sie waren trocken, als er die Rechtsberatungsstelle erreichte. Der Himmel war blau und völlig wolkenlos.
    Alice, die heute ein ärmelloses schwarzes Leinenkleid trug, saß bereits am Schreibtisch. Auf einem ihrer Besucherstühle
hockte ein Mexikaner, der mit leiser Stimme sprach. Sie machte sich dabei auf einem gelben Block Notizen. Der junge Praktikant aus Hack Walkers Büro wartete geduldig hinter dem Mexikaner. Er hielt eine dünne orangerot-blaue FedEx-Sendung in der Hand. Reacher stellte sich hinter ihm an. Alice bemerkte plötzlich, dass sie weitere Besucher hatte, und machte ihnen überrascht ein Zeichen, noch einen Augenblick zu warten. Dann wandte sie sich wieder ihrem Mandanten zu. Wenig später legte sie den Bleistift weg und sagte etwas auf Spanisch. Der Mann antwortete mit ausdrucksloser Miene, stand auf und schlurfte davon. Der Praktikant trat vor und legte die FedEx-Sendung auf den Schreibtisch.
    »Carmen Greers Krankenakten«, sagte er. »Dies hier sind die Originale. Mr. Walker hat sich Fotokopien gemacht. Er möchte, dass Sie um halb zehn zu einer Besprechung kommen.«
    »Wir sind pünktlich da«, entgegnete

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