Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05

Titel: In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
Vom Netzwerk:
»Genug!«
    Reacher ließ sein Handgelenk los. Der Kerl riss den Arm
zurück, umfasste seine Hand mit der Linken und sah keuchend zu Boden.
    »Her mit den Schlüsseln deines Trucks«, verlangte Reacher.
    Der Kerl verdrehte unbeholfen den Oberkörper, um mit der linken Hand in seine rechte Tasche zu greifen. Dann hielt er Reacher einen großen Schlüsselbund hin.
    »Du wartest draußen auf dem Parkplatz auf mich«, befahl Reacher ihm.
    Der Kerl sperrte die Tür mit der linken Hand auf und schlurfte hinaus. Reacher ließ den Schlüsselbund ins benutzte Urinal fallen und wusch sich erneut die Hände. Trocknete sie sorgfältig mit Papierhandtüchern ab und verließ die Toilette. Der Mann wartete draußen auf halber Strecke zwischen der Lokaltür und dem Cadillac.
    »Sei jetzt richtig nett zu ihr«, forderte Reacher ihn auf. »Du könntest ihr zum Beispiel anbieten, ihren Wagen zu waschen. Sie wird natürlich ablehnen, aber allein der Gedanke zählt, stimmt’s? Bist du kreativ genug, kriegst du deine Schlüssel zurück. Sonst gehst du zu Fuß heim.«
    Durchs getönte Glas konnte er sehen, dass Carmen ihr Näherkommen verständnislos beobachtete. Er forderte sie mit einer Handbewegung auf, ihr Fenster zu öffnen. Eine rotierende Bewegung, als kurble er eine Scheibe herunter. Sie öffnete ihr Fenster nur knapp fünf Zentimeter – eben genug, damit zwischen Fensterrahmen und Scheibe Platz für ihre sorgenvoll geweiteten Augen war.
    »Dieser Kerl möchte Ihnen was sagen«, erklärte Reacher.
    Er ging einen Schritt zurück. Der Kerl trat an die Fahrertür. Starrte zu Boden, sah dann wie ein geprügelter Hund zu Reacher hinüber. Reacher nickte ihm aufmunternd zu. Der Kerl legte wie ein Operntenor eine Hand auf die Brust. Beugte sich leicht nach vorn, um den geöffneten Fensterspalt anzusprechen.

    »Ma’am«, sagte er. »Ich wollte bloß sagen, dass wir uns alle echt freuen würden, wenn ihr Leute bald wiederkommen würdet. Und möchten Sie, dass ich Ihren Wagen wasche, wenn Sie schon mal hier sind?«
    »Was?«, fragte sie.
    Beide sahen zu Reacher hinüber: der Kerl bittend, Carmen verwundert.
    »Hau ab!«, befahl Reacher. »Deine Schlüssel sind auf der Toilette.«
    Reacher ging um die Motorhaube herum zur Beifahrertür. Öffnete sie, um einzusteigen.
    »Ich dachte, Sie würden mich im Stich lassen und hätten diesen Kerl gefragt, ob er Sie mitnimmt.«
    »Ich fahre lieber mit Ihnen.«
     
    Der Crown Vic fuhr durch eine aus nur drei Gebäuden bestehende Siedlung an einer Straßenkreuzung nach Süden. Rechts stand ein altes Schnellrestaurant, links lag ein unbebautes Grundstück. Auf den Asphalt war eine fast nicht mehr sichtbare Haltelinie gemalt. Auf der anderen Straßenseite standen eine verfallene Tankstelle und ein Schulhaus mit nur einem einzigen Raum. Überall Staub und flimmernde Hitze. Der große Wagen wurde langsamer und kroch im Schritttempo über die Kreuzung. Er rollte am Tor des Schulhofs vorbei, beschleunigte dann plötzlich und fuhr davon.
    Die kleine Ellie Greer sah ihm nach. Sie saß an einem der Fenster des Schulraums auf einem Holzstuhl und war eben dabei, den Deckel ihrer großen blauen Lunchbox aufzuklappen. Ellie hörte Reifen quietschen, als der große Wagen beschleunigte. Sie drehte den Kopf zur Seite und starrte ihm nach. Sie war ein ernsthaftes kleines Mädchen mit einer Vorliebe für stille Beobachtungen. Sie ließ ihre großen dunklen Augen auf die Straße gerichtet, bis der Staub sich wieder gelegt hatte. Dann wandte sie sich erneut ihrer vorigen Tätigkeit
zu, begutachtete ihren Lunch und wünschte sich, ihre Mami wäre zu Hause gewesen, um ihn einzupacken – statt des Dienstmädchens, das zu den Greers gehörte und geizig war.

3
    »Was ist vor anderthalb Jahren passiert?«, fragte Reacher.
    Carmen gab keine Antwort. Sie befanden sich auf einer schnurgeraden Straße ohne Verkehr und hatten die Sonne genau über sich. Kurz vor Mittag auf der Fahrt nach Süden, vermutete Reacher. Die Fahrbahn aus oft ausgebessertem Asphalt war einigermaßen eben, aber die Bankette waren fast unbefahrbar. In willkürlichen Abständen aufgestellte Reklametafeln warben für noch weit entfernte Tankstellen, Motels und Supermärkte. Die Landschaft auf beiden Seiten der Straße wirkte flach, ausgedörrt und gestaltlos, abgesehen von einigen stillstehenden Windrädern ein wenig weiter entfernt. Näher an der Straße standen Automotoren auf niedrigen Betonplattformen: große V-8-Motoren, wie man sie unter der

Weitere Kostenlose Bücher