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In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05

Titel: In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Motorhaube eines alten Chevrolets oder Cryslers hätte finden können, gelb gespritzt und verrostet, mit senkrecht in die Luft ragenden kurzen schwarzen Auspuffrohren.
    »Wasserpumpen«, erklärte Carmen. »Zur Bewässerung von Feldern. Früher hat’s hier Landwirtschaft gegeben. Damals war Benzin billiger als Wasser, also sind diese Dinger Tag und Nacht gelaufen. Jetzt ist kein Wasser mehr da, und das Benzin wäre ohnehin zu teuer.«
    Im Südwesten der scheinbar endlosen Straße schien fünfzig oder gar hundert Meilen entfernt eine Bergkette aufzuragen. Aber vielleicht war das nur eine Luftspiegelung.

    »Sind Sie hungrig?«, wollte Carmen wissen. »Fahren wir durch, könnten wir Ellie von der Schule abholen, und das würde ich wirklich gern tun. Ich habe sie seit gestern Morgen nicht mehr gesehen.«
    »Wie Sie wollen«, entgegnete Reacher.
    Sie beschleunigte auf achtzig, sodass der große Wagen wegen der Unebenheiten der Straße merklich schwankte. Reacher setzte sich etwas auf, damit sein Sicherheitsgurt straffer anlag. Sie sah zu ihm hinüber.
    »Sie glauben mir noch immer nicht?«, fragte sie.
    Er erwiderte ihren Blick. Er hatte dreizehn Jahre lang als Kriminalbeamter gearbeitet, und sein natürlicher Instinkt sagte ihm, überhaupt nichts zu glauben.
    »Was ist vor anderthalb Jahren passiert?«, wiederholte er. »Warum hat er aufgehört?«
    Sie veränderte ihren Griff am Lenkrad. Bewegte die Hände, spreizte die Finger.
    »Er musste ins Gefängnis«, antwortete sie.
    »Weil er Sie geschlagen hat?«
    »In Texas?«, lachte sie sarkastisch. »Jetzt weiß ich, dass Sie hier neu sind.«
    Reacher äußerte sich nicht dazu. Beobachtete nur, wie Texas ihm durch die Windschutzscheibe entgegenrollte: heiß, dürr und gelb.
    »So was gibt’s einfach nicht«, sagte sie. »In Texas würde kein Gentleman jemals eine Frau schlagen. Das weiß jeder. Vor allem kein weißer Gentleman aus einer Familie, die seit über einem Jahrhundert hier ansässig ist. Wollte eine mexikanische Nutte, die zufällig seine Frau ist, etwas in dieser Richtung behaupten, würde man sie einsperren – wahrscheinlich in eine Gummizelle.«
    Der Tag, an dem ihr Leben sich für immer verändert hatte.
    »Was hat er also getan?«

    »Er hat Steuern hinterzogen«, erwiderte sie. »Er hat mit Ölbohrrechten und dem Verkauf von Bohrausrüstungen nach Mexiko viel Geld verdient, aber vergessen, die Gewinne zu versteuern. Tatsächlich hat er der Finanzbehörde alle Einnahmen verschwiegen. Eines Tages sind sie ihm dann auf die Schliche gekommen.«
    »Dafür ist er eingesperrt worden?«
    Carmen verzog das Gesicht. »Sie haben sich große Mühe gegeben, das zu vermeiden. Da er ein Ersttäter war, wollten sie ihn mit einer Geldstrafe davonkommen lassen, ihm sogar Ratenzahlung zubilligen. Ein Geständnis und einen Zahlungsplan, mehr verlangten sie gar nicht. Aber Sloop war zu stur, um sich darauf einzulassen. Er hat sie gezwungen, ihm alles einzeln nachzuweisen. Er hat noch während der Verhandlung nach Kräften gemauert und sich strikt geweigert, auch nur einen Cent zu zahlen. Er hat sogar geleugnet, überhaupt Steuerschulden zu haben. Und das ganze Geld war so in Treuhandgesellschaften der Familie versteckt, dass sie nicht ohne Weiteres herankonnten. Das hat sie erst richtig aufgebracht, glaube ich.«
    »Also haben sie ihn angeklagt?«
    Sie nickte. »Und wie!«, sagte sie. »Es war ein Bundesverfahren. Sie kennen diesen Ausdruck? Ein Bundesverfahren aus etwas machen? Jetzt weiß ich, warum die Leute das sagen. Der größte Rummel, den man sich vorstellen kann. Ein richtiges Duell: die hiesigen guten alten Boys gegen das Finanzministerium. Sloops Anwalt war sein bester Freund aus der Highschool, und sein zweiter bester Freund aus der Highschool, der Staatsanwalt im Pecos County ist, hat die beiden juristisch und strategisch beraten. Aber die Finanzbehörde hat sie einfach niedergewalzt. Er wurde zu drei bis fünf Jahren verurteilt. Der Richter hat die Mindeststrafe auf dreißig Monate festgesetzt und mir damit eine Chance gegeben.«
    Reacher äußerte sich nicht dazu. Sie beschleunigte, um einen
Lastwagen zu überholen – das erste Fahrzeug seit über zwanzig Meilen.
    »Ich war überglücklich«, fuhr sie fort. »Diesen Tag werde ich nie vergessen. Da Sloop nur wegen Steuerhinterziehung verurteilt worden war, ist er nach der Urteilsverkündung lediglich aufgefordert worden, sich am nächsten Morgen im Bundesgefängnis einzufinden. Er wurde nicht etwa in

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