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In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05

Titel: In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Handschellen abgeführt, sondern ist heimgekommen und hat seinen Koffer gepackt. Die Familie hat sich zu einem großen Abschiedsessen versammelt, ist ziemlich lange aufgeblieben. Dann sind wir nach oben gegangen. In dieser Nacht hat er mich zum letzten Mal geschlagen. Am nächsten Morgen haben Freunde ihn ins Gefängnis gefahren – irgendwo bei Abilene. Es ist allgemein als ›Club Fed‹ bekannt. Minimale Sicherheitsmaßnahmen. Angeblich leben die Insassen recht komfortabel. Wie man hört, gibt’s dort sogar Tennisplätze.«
    »Besuchen Sie ihn?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich tu so, als wär er tot.«
    Dann schwieg sie, und der Wagen raste weiter auf den Dunststreifen am Horizont zu. Im Südwesten waren ziemlich weit entfernt tatsächlich Berge zu sehen.
    »Die Trans-Pecos Mountains«, erklärte sie. »Achten Sie darauf, wie die Farben sich verändern. Das ist sehr schön.«
    Er sah nach vorn, aber das Licht war so grell, dass es farblos zu sein schien.
    »Mindestens dreißig Monate sind zweieinhalb Jahre«, sagte sie. »Ich habe sicherheitshalber immer nur mit dem Minimum gerechnet. Wahrscheinlich benimmt er sich dort drinnen vorbildlich.«
    Reacher nickte. »Wahrscheinlich.«
    »Also zweieinhalb Jahre«, sagte sie. »Die ersten anderthalb habe ich schon vergeudet.«
    »Ihnen bleiben noch immer zwölf Monate. Das ist reichlich Zeit für alles.«

    Carmen schwieg erneut. »Sagen Sie’s mir«, forderte sie ihn dann auf. »Wir müssen uns darüber einig sein, was zu tun ist. Das ist wichtig.«
    Er reagierte nicht.
    »Helfen Sie mir«, bat sie. »Bitte. Vorerst nur theoretisch, wenn Sie wollen.«
    Er zuckte mit den Schultern. Dann versuchte er, sich die Sache aus ihrer Sicht vorzustellen. Aus seinem Blickwinkel war sie ganz einfach. Er verstand sich instinktiv darauf, unterzutauchen und unsichtbar zu leben; das war ihm längst zur zweiten Natur geworden.
    »Sie müssen von dort weg«, erwiderte er. »Mehr kann man in einem Fall von häuslicher Gewalt nicht tun, glaube ich. Also brauchen Sie eine Wohnung und ein Einkommen.«
    »Klingt ganz einfach, wenn Sie das sagen.«
    »In jeder Großstadt gibt’s Frauenhäuser«, erklärte er. »Von allen möglichen Organisationen.«
    »Und was ist mit Ellie?«
    »In Frauenhäusern gibt’s eine Kinderbetreuung«, antwortete er. »Die kümmert sich um Ellie, während Sie arbeiten. Dort leben immer viele Kinder. Auf diese Weise findet sie Freunde. Und Sie könnten sich schon bald eine eigene Wohnung leisten.«
    »Was für einen Job könnte ich kriegen?«
    »Irgendeinen«, sagte er. »Sie können lesen und schreiben. Sie waren auf dem College.«
    »Wie komme ich dorthin?«
    »Mit dem Flugzeug, mit dem Zug, mit dem Bus. Zwei einfache Fahrkarten.«
    »Ich hab kein Geld.«
    »Überhaupt keines?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das bisschen, das ich hatte, ist seit letzter Woche ausgegeben.«
    Er sah weg.

    »Was?«, fragte sie.
    »Für jemanden, der kein Geld hat, sind Sie ziemlich gut angezogen.«
    »Versandhaus«, meinte sie. »Ich muss jede Bestellung von Sloops Anwalt genehmigen lassen. Er unterschreibt dann die Schecks. Also habe ich Sachen zum Anziehen. Was ich nicht habe, ist Bargeld.«
    »Sie könnten Ihren Brillantring verkaufen.«
    »Das hab ich schon versucht«, sagte sie. »Der Ring ist Talmi. Sloop hat behauptet, er sei echt, aber er besteht nur aus Edelstahl und einem Zirkon. Der Juwelier hat mich ausgelacht. Das Ding ist ungefähr dreißig Dollar wert.«
    Er überlegte einen Augenblick. »Im Haus muss es doch Geld geben«, sagte er. »Sie könnten welches stehlen.«
    Sie antwortete nicht gleich, während der Wagen eine weitere Meile zurücklegte.
    »Dann bin ich aus zwei Gründen auf der Flucht«, sagte sie. »Sie vergessen Ellies Status. Der ist das eigentliche Problem, schon immer gewesen, weil sie auch Sloops Kind ist. Sobald ich sie ohne seine Einwilligung über eine Staatsgrenze bringe, bin ich eine Entführerin. Sie verbreiten ihr Bild auf Milchtüten und spüren mich auf. Dann nehmen sie mir Ellie weg und sperren mich ein. In solchen Fällen sind die Strafverfolger gnadenlos. Entführungen von Kindern aus gescheiterten Ehen machen das Gros dieser Delikte heutzutage aus. Alle Anwälte haben mich davor gewarnt und mir erklärt, dass ich Sloops Einverständnis brauche. Und das bekomme ich nie, stimmt’s? Wie soll ich vor ihn hintreten und ihn fragen, ob er damit einverstanden ist, dass ich für immer und ewig mit seinem Kind verschwinde? An einen Ort, an dem er

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