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In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05

Titel: In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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weder Ellie noch mich jemals wieder findet?«
    »Dann dürfen Sie die Staatsgrenze eben nicht überschreiten. Bleiben Sie in Texas. Gehen Sie nach Dallas.«
    »Ich bleibe nicht in Texas«, sagte sie.

    Das klang so entschieden, dass Reacher sich nicht dazu äußerte.
    »Eine Flucht ist nicht einfach«, sagte sie. »Seine Mutter beobachtet mich in seinem Auftrag. Deshalb habe ich auch den Ring nicht verkauft, obwohl ich die dreißig Dollar gut hätte gebrauchen können. Sie hätte es gemerkt und wäre misstrauisch geworden. Sie würde wissen, was ich vorhabe. Sie ist clever. Stellt sie eines Tages fest, dass sowohl Geld als auch Ellie verschwunden sind, habe ich vielleicht ein paar Stunden Vorsprung, bevor sie den Sheriff anruft, der sofort das FBI verständigt. Aber ein paar Stunden nützen nicht viel, weil Texas so verdammt groß ist und die Busse so verdammt langsam fahren. Ich käme nicht weit.«
    »Aber irgendeine Möglichkeit muss es doch geben«, sagte er.
    Sie sah sich kurz nach ihrem mit Papieren voll gestopften Aktenkoffer auf dem Rücksitz um.
    »Natürlich gibt es die«, entgegnete sie. »Strafverfahren, gerichtliche Anordnungen, Entzug des Sorgerechts, alle möglichen Dinge. Aber Anwälte arbeiten langsam und sind sehr teuer, und ich habe kein Geld. Es gibt Anwälte von Wohltätigkeitsorganisationen, die nichts verlangen, aber die sind ständig ausgebucht. Das Ganze ist ein ziemliches Durcheinander.«
    »Sieht so aus«, bestätigte er.
    »Aber in einem Jahr müsste sich das regeln lassen«, meinte sie. »Ein Jahr ist eine lange Zeit, nicht?«
    »Und?«
    »Ich will nur, dass Sie verstehen, warum ich die ersten anderthalb Jahre vergeudet habe. Alles war so entmutigend, dass ich es immer wieder vor mir hergeschoben habe. Du hast noch reichlich Zeit, habe ich mir gesagt. Auch Sie haben mir gerade bestätigt, dass zwölf Monate genug Zeit für alles sind. Selbst wenn ich erst jetzt, erst in diesem Augenblick anfangen
würde, könnte mir deswegen niemand Vorwürfe machen, oder?«
    Von irgendwoher kam ein dezenter Piepston. Gleichzeitig begann neben dem Tachometer eine kleine orangerote Warnlampe in Form einer stilisierten Tanksäule zu blinken.
    »Ich muss bald tanken.«
    »Es kommt bald eine Exxon-Tankstelle«, meinte er. »Ich habe die Reklametafel gesehen. Noch ungefähr fünfzehn Meilen.«
    »Ich brauche Mobil«, sagte sie. »Im Handschuhfach liegt eine Karte für Mobil. Ich habe keine Möglichkeit, bei Exxon zu zahlen.«
    »Sie haben nicht mal Geld für Benzin?«
    Carmen schüttelte den Kopf. »Ich bin restlos abgebrannt. Jetzt tanke ich mit der Kundenkarte meiner Schwiegermutter. Die Rechnung bekommt sie erst in einem Monat.«
    Sie lenkte mit einer Hand, tastete hinter sich nach ihrer Handtasche. Holte sie nach vorn und ließ sie in seinen Schoß fallen.
    »Sehen Sie selbst nach.«
    Er saß mit der Handtasche auf den Knien da.
    »Ich kann nicht in einer Damenhandtasche herumwühlen.«
    »Doch, ich möchte, dass Sie’s tun«, forderte sie ihn auf. »Damit Sie meine Lage verstehen.«
    Er zögerte kurz, dann ließ er den Verschluss aufschnappen. Eine Duftwolke schlug ihm aus der Handtasche entgegen. Parfüm und Make-up. Eine Haarbürste mit ein paar langen schwarzen Haaren. Eine Nagelschere. Und eine schmale Geldbörse.
    »Sehen Sie selbst nach«, wiederholte Carmen.
    Im Geldfach steckte ein abgegriffener Dollarschein. Das war alles. Keine Kreditkarte. Ein texanischer Führerschein mit einem schlechten Passfoto. Hinter dem Plastikfenster
steckte das Bild eines kleinen Mädchens. Es sah etwas rundlich aus und hatte einen rosigen Teint, glänzendes weizenblondes Haar, einen lebhaften Blick und ein strahlendes Lächeln, das kleine weiße Zähne entblößte.
    »Ellie«, sagte sie.
    »Sie ist sehr hübsch.«
    »Ja, nicht wahr?«
    »Wo haben Sie letzte Nacht geschlafen?«
    »Im Auto«, erwiderte sie. »Motels kosten vierzig Dollar.«
    »Meines hat fünfundzwanzig gekostet.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Was über einen Dollar hinausgeht, kann ich mir nicht leisten, also hab ich im Wagen geschlafen. Das ist ganz bequem. Dann warte ich, bis die Leute zum Frühstück kommen, und wasche mich auf der Toilette irgendeiner Raststätte. Das Personal ist dann zu beschäftigt, um etwas zu merken.«
    »Und was essen Sie?«
    »Nichts.«
    Sie fuhr jetzt langsamer; vielleicht wollte sie sparsam mit dem letzten Rest Benzin umgehen.
    »Ich zahle das Benzin«, sagte Reacher. »Schließlich haben Sie mich

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