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In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05

Titel: In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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unwillkürlich an die potenzielle Zielgruppe denken, von der sie gesprochen hatte. Arbeitslose Rodeoreiter und Bohrarbeiter. Männer mit vielen Talenten, aber er bezweifelte, dass die Fähigkeit, einer vom FBI veranstalteten Menschenjagd zu entkommen, zu ihren Begabungen gehört hätte. Also hatte sie gut gewählt. Oder Glück gehabt.
    »Sie müssen sich verdammt beeilen«, sagte er. »Nur noch zwei Tage, da sollten Sie sofort loslegen. Wir sollten Ellie abholen, den Wagen wenden und losfahren. Erstes Etappenziel könnte Las Vegas sein.«
    »Und was machen wir dort?«
    »Ausweise besorgen«, antwortete er. »In einer Stadt wie
Vegas können wir welche auftreiben, selbst wenn sie sich nur vorübergehend benutzen lassen. Ich habe etwas Geld. Und ich kann mehr besorgen, wenn Sie welches brauchen.«
    »Ich kann Ihr Geld nicht annehmen«, sagte sie. »Das wäre nicht fair.«
    »Fair oder nicht, Sie werden Geld brauchen. Sie können es mir später zurückgeben. Dann sollten Sie am besten wieder nach L.A. gehen. Dort könnten Sie anfangen, sich eine neue Identität aufzubauen.«
    Sie schwieg wieder.
    »Nein, ich kann nicht weglaufen«, sagte sie schließlich. »Ich kann nicht als Flüchtling, als Illegale leben. Was immer – eine Illegale bin ich nie gewesen und möchte es auch nicht werden. Und Ellie will ich dieses Leben nicht zumuten. Sie hat Besseres verdient.«
    »Sie haben beide Besseres verdient«, sagte er. »Aber Sie müssen etwas unternehmen.«
    »Ich bin US-Bürgerin«, entgegnete sie. »Bedenken Sie, was das für einen Menschen wie mich bedeutet. Darauf will ich nicht verzichten. Nein, ich werde nicht vorgeben, jemand anders zu sein.«
    »Welchen Plan haben Sie also?«
    »Sie sind mein Plan«, erwiderte sie.
    Rodeoreiter, Bohrarbeiter, ein hünenhafter ehemaliger Militärpolizist.
    »Ich soll Ihr Leibwächter sein?«, fragte er.
    Sie gab keine Antwort.
    »Carmen, ich bedaure Ihre Situation«, sagte er. »Glauben Sie mir, das tue ich wirklich.«
    Keine Antwort.
    »Aber ich kann nicht Ihr Leibwächter sein.«
    Keine Antwort.
    »Ausgeschlossen«, sagte er. »Die Idee ist lächerlich. Wie stellen Sie sich das vor? Glauben Sie, dass ich Sie vierundzwanzig
Stunden am Tag auf Schritt und Tritt begleite? Sieben Tage die Woche? Um dafür zu sorgen, dass er Sie nicht schlägt?«
    Keine Antwort. Einige Meilen vor ihnen tauchte ein riesiges Highwaykreuz, das im Dunst nur schemenhaft sichtbar war, in der leeren Landschaft auf.
    »Die Idee ist lächerlich«, wiederholte er. »Ich könnte ihn auffordern, die Finger von Ihnen zu lassen, denke ich. Ich könnte ihm Angst einjagen, sogar handgreiflich werden, damit die Message ankommt. Aber was passiert, wenn ich nicht mehr da bin? Denn ich werde früher oder später nicht mehr da sein, Carmen. Ich bleibe nicht hier. Ich mag nicht irgendwo sesshaft werden. Und das ist nicht nur in meinem Fall so. Machen Sie sich nichts vor, Sie werden niemanden finden, der bei Ihnen bleibt. Nicht lange genug. Keine zehn Jahre. Oder zwanzig oder dreißig oder wie lange es dauert, bis er an Altersschwäche stirbt.«
    Keine Antwort. Auch keine Reaktion. Dabei hatte er nicht den Eindruck, als seien seine Einwände eine große Enttäuschung für sie. Sie hörte nur zu und fuhr schnell und flüssig weiter, als warte sie den rechten Augenblick ab. Das Highwaykreuz kam näher und wurde größer. Sie folgte der in weiter Kurve verlaufenden Abzweigung nach rechts, an der ein grüner Wegweiser mit der Aufschrift Pecos 75 Meilen stand, und war nun nach Westen unterwegs.
    »Ich will keinen Leibwächter«, sagte sie schließlich. »Ich stimme Ihnen zu, dass das lächerlich wäre.«
    »Wozu brauchen Sie mich also?«
    Auf dem neuen Highway blieb sie auf der Überholspur und fuhr schneller als zuvor. Reacher beobachtete ihr Gesicht. Es war völlig ausdruckslos.
    »Wozu brauchen Sie mich also?«, wiederholte er.
    Sie zögerte. »Ich kann’s nicht aussprechen.«
    »Was aussprechen?«

    Sie öffnete den Mund. Schloss ihn wieder. Schluckte trocken, schwieg. Er starrte sie an. Rodeoreiter, Bohrarbeiter, ein ehemaliger Militärpolizist. Clay Allisons Grab, die stolze Grabinschrift, der Nachruf in einer Zeitung aus Kansas City.
    »Sie sind verrückt«, sagte er.
    »Wirklich?« Auf ihrem Gesicht erschienen wieder zwei runde Flecken, die sich leuchtend rot über ihren Backenknochen abzeichneten.
    »Total verrückt«, sagte er. »Und dieses Vorhaben können Sie gleich vergessen.«
    »Ich kann es nicht vergessen.«
    Er

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