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In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05

Titel: In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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bin.«
    »Aber meine Lage ist verzweifelt«, sagte sie. »Sie müssen mir helfen. Ich flehe Sie an, mir zu helfen. Ich würde alles tun, damit Sie mir helfen.«
    Er reagierte nicht.
    »Was wollen Sie, Reacher? Wollen Sie mit mir schlafen? Das ließe sich machen.«

    »Halten Sie bitte an.«
    »Warum?«
    »Weil ich von diesem Gespräch genug habe.«
    Sie bremste nicht, sondern trat das Gaspedal durch. Der Cadillac beschleunigte ruckartig. Reacher sah nach hinten, um den Verkehr zu beobachten, beugte sich dann zur Mittelkonsole hinüber und stellte den Schalthebel auf Leerlauf. Der Motor heulte auf, bis sie den Fuß vom Gaspedal nahm. Das Fahrzeug wurde langsamer. Seine linke Hand packte das Lenkrad und steuerte den Wagen gegen ihren Widerstand auf den Seitenstreifen. Durch den rauen Untergrund nahm die Geschwindigkeit rasch ab. Reacher schob den Hebel ganz nach vorn auf Parkposition und öffnete gleichzeitig seine Tür. Als der Wagen mit blockiertem Getriebe zum Stehen kam, stieg er aus. Er spürte die Hitze wie einen Schlag vor den Kopf, knallte die Autotür zu und ging entgegen ihrer Fahrtrichtung davon.

4
    Schon nach nur zwanzig Metern war er in Schweiß gebadet und bereute seinen Entschluss bereits. Er war hier mitten in der Wildnis, am Rand eines verkehrsreichen Highways, auf dem die langsamsten Fahrzeuge sechzig fuhren. Kein Autofahrer würde seinetwegen anhalten. Selbst wenn jemand ihn wider Erwarten mitzunehmen beabsichtigte, brauchte er etwas Zeit für einen Blick in den Rückspiegel und Zeit, um zu bremsen – und wäre dann schon eine halbe Meile weiter. Also würde er schulterzuckend wieder Gas geben und weiterfahren. Eine blöde Stelle, um den Daumen hochzuhalten , würde er denken.
    Mehr als blöd, geradezu selbstmörderisch. Die Sonne
brannte herab, und die Temperatur lag bei geschätzten fünfundvierzig Grad. Der Luftstrom des vorbeirasenden Verkehrs glich einem Wüstensturm, und der Sog der riesigen Sattelschlepper riss ihn fast um. Er bekam kaum Luft und hatte nichts zu trinken dabei. Nur fünf Meter von ihm entfernt bewegte sich ein stetiger Strom von Autos, aber Reacher war so allein, als marschiere er blindlings durch die Wüste. Kam nicht zufällig ein Polizeiwagen vorbei und nahm ihn wegen Verkehrsgefährdung fest, konnte er hier draußen sterben.
    Er sah sich um und bemerkte, dass der Cadillac noch immer an derselben Stelle stand. Trotzdem entfernte er sich weiter von ihm. Nach ungefähr fünfzig Metern blieb er stehen, wandte sich nach Osten und reckte seinen rechten Daumen nach oben. Aber das war wie erwartet aussichtslos. Nach fünf Minuten und hundert Fahrzeugen, war die einzige, völlig sinnlose Reaktion von einem Trucker gekommen, der seine Druckluftfanfare betätigt hatte und in einem Wirbelsturm aus Staub und Abgasen an ihm vorbeigeröhrt war.
    Er drehte sich wieder um und sah den Cadillac rückwärts auf dem Seitenstreifen auf sich zukommen. Sie lenkte sehr unpräzise, sodass das Wagenheck schlingerte. Er ging darauf zu. Der Wagen beschleunigte. Reacher begann zu rennen. Als er den Wagen erreichte, bremste Carmen so scharf, dass die Stoßdämpfer wippten. Sie ließ das Beifahrerfenster herunter.
    »Tut mir Leid«, sagte sie.
    Der Verkehrslärm übertönte ihre Stimme, aber Reacher las ihr die Worte von den Lippen ab.
    »Steigen Sie ein«, sagte sie.
    Sein Hemd klebte am Rücken. Er hatte Staub in den Augen. Der Verkehrslärm war ohrenbetäubend.
    »Steigen Sie ein«, wiederholte sie. »Tut mir Leid.«
    Er stieg ein. Es war wie beim ersten Mal: die auf Hochtouren laufende Klimaanlage, der eiskalte Ledersitz, die attraktive Schwarzhaarige am Steuer.

    »Entschuldigen Sie bitte«, sagte sie. »Ich habe lauter Unsinn geredet.«
    Er knallte die Tür zu. Der Verkehrslärm war mit einem Schlag ausgesperrt. Er streckte seine Hände in den kalten Luftstrom der Lüftungsdüsen.
    »Ich hab’s nicht ernst gemeint«, sagte sie.
    »Schon gut«, wehrte er ab.
    »Wirklich. Ich bin nur so verzweifelt, dass ich Recht und Unrecht nicht mehr unterscheiden kann. Und entschuldigen Sie bitte, dass ich Ihnen vorgeschlagen habe, mit mir zu schlafen. Das war eine ziemliche Entgleisung.«
    Ihre Stimme klang dünn, als sie weitersprach. »Bei manchen der Typen, die ich aufgelesen habe, hätte sich das wohl nicht vermeiden lassen, wissen Sie.«
    »Sie wären mit ihnen ins Bett gegangen, damit sie Ihren Mann ermorden?«
    Sie nickte zögernd. »Ich hab Ihnen ja gesagt, dass ich in der Falle sitze und verzweifelt

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