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In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05

Titel: In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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war. Er führte etwa eine halbe Meile weit zum ebenfalls rot gestrichenen Ranchtor, folgte dann weiter der Straße und verschwand im Dunst. Hinter dem Tor ragten Gebäude auf, die viel näher an der Straße standen als die Ranchhäuser, die er bisher gesehen hatte. Dazu gehörten ein großes, einstöckiges altes Wohnhaus mit einem hohen Kamin und mehreren weitläufigen ebenerdigen Anbauten. Um das Hauptgebäude waren niedrigere Scheunen und Schuppen gruppiert. Holzzäune umgaben scheinbar planlos angeordnete Viehkoppeln. Alles Holz war in einem matten Rot gestrichen – die Gebäude ebenso wie die Zäune. Die schon tief stehende Sonne ließ sie schimmernd aufleuchten und teilte sie in durch Luftspiegelungen hervorgerufene horizontale Bänder.
    Sobald der rote Zaun begann, fuhr Carmen noch langsamer. Ließ den Wagen die letzten hundert Meter ohne Gas ausrollen und bog dann auf den unbefestigten Weg ab, der durchs Ranchtor führte. Hoch über ihren Köpfen war auf dem roten Querbalken ein Name in rot gestrichenen Holzstäben angebracht: Red House . Carmen sah zu Reacher, als sie durchs Tor fuhren.
    »Willkommen in der Hölle«, sagte sie.
     
    Das rote Haus war das Hauptgebäude einer Gruppe von insgesamt vier imposanten Bauten. Es hatte eine breite, von gedrechselten Holzsäulen getragene Veranda mit einem an Ketten aufgehängten Schaukelsitz. Etwa achtzig Meter weiter lag eine jetzt als Garage dienende ehemalige Maschinenhalle, zu der Carmen jedoch nicht fahren konnte, weil ein schräg parkender Streifenwagen ihr den Weg versperrte. Der Wagen war ein schwarz-weiß lackierter Chevrolet Caprice, ein altes Modell mit der Aufschrift Echo County Sheriff auf den vorderen
Türen, auf denen früher etwas anderes gestanden hatte. Vom County gebraucht gekauft, dachte Reacher, vielleicht in Dallas oder Houston, überholt und frisch gespritzt, um hier auf dem Land noch gute Dienste zu leisten. Der Wagen war unbesetzt, die Fahrertür stand offen. Die Blinkleuchten auf dem Dach waren eingeschaltet und schickten rote und blaue Lichtblitze über die Veranda und die ganze Hausfassade.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte Carmen.
    Dann schlug sie erschrocken eine Hand vor den Mund. »Gott, er kann doch nicht jetzt schon zu Hause sein«, sagte sie. »Bitte nicht!«
    »Die Cops würden ihn nicht nach Hause fahren«, sagte Reacher. »Sie sind kein Taxiunternehmen.«
    Hinter ihnen wachte Ellie auf und bekam große Augen, als sie nach draußen sah.
    »Was ist das?«, fragte sie.
    »Das ist der Sheriff«, antwortete Carmen.
    »Warum ist er hier?«, fragte Ellie.
    »Weiß ich nicht.«
    »Warum blinken die Lichter?«
    »Keine Ahnung.«
    »Hat jemand die Notrufnummer gewählt? Vielleicht war ein Einbrecher da. Vielleicht hat er eine Maske getragen und etwas gestohlen.«
    Sie kroch zwischen den Sitzen nach vorn und kniete auf der gepolsterten Mittelkonsole. Reacher nahm wieder den Schulgeruch wahr und sah die Neugier auf ihrem Gesicht. Dann beobachtete er, wie dieser Ausdruck sich geradezu in Panik verwandelte.
    »Vielleicht hat er ein Pferd gestohlen«, sagte sie. »Vielleicht mein Pony, Mami.«
    Sie krabbelte über Carmens Schoß, riss hastig die Tür auf, sprang aus dem Wagen und rannte mit weit ausholenden
Armbewegungen und wippendem Pferdeschwanz über den Hof, so schnell ihre Beine sie trugen.
    »Ich glaube nicht, dass jemand ein Pferd gestohlen hat«, bemerkte Carmen, »sondern dass Sloop heimkommt.«
    »Mit Blinklicht und Sirene?«, fragte Reacher.
    Sie löste den Sicherheitsgurt, stieg aus und starrte mit beiden Händen am oberen Türrahmen zum Haus hinüber, als könne die Tür sie vor irgendetwas schützen. Reacher stieg ebenfalls aus. Er konnte Bruchstücke des Funkverkehrs aus dem Wagen des Sheriffs hören.
    »Vielleicht werden Sie gesucht«, meinte er. »Schließlich waren Sie über Nacht weg. Vielleicht sind Sie als vermisst gemeldet.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ellie war hier, und solange sie wissen, wo sie ist, ist ihnen egal, wo ich stecke.«
    Carmen blieb noch einen Augenblick stehen, dann trat sie zur Seite und schloss die Tür. Reacher folgte ihrem Beispiel. Zehn Meter von ihnen entfernt öffnete sich die Haustür, und ein Mann in Uniform trat auf die Veranda. Anscheinend der Sheriff. Er war Anfang sechzig und übergewichtig, mit braun gebrannter Haut und schütterem grauem Haar, das an seinem Schädel klebte. Er ging halb rückwärts, während er sich von jemandem verabschiedete, der im Dunkel des Hauses nicht zu

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