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In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05

Titel: In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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erkennen war. Zu einer schwarzen Hose trug er ein kurzärmeliges weißes Uniformhemd mit Schulterklappen und gestickten Emblemen an den Oberarmen. Dazu einen breiten Gurt mit einem Revolver, der mit einem Lederriemen am Halfter gesichert war. Die Tür schloss sich hinter ihm. Er drehte sich um und blieb ruckartig stehen, als er Carmen sah. Tippte mit dem rechten Zeigefinger in lässiger Nachahmung eines Grußes an seine Schläfe.
    »Mrs. Greer«, sagte er, als wollte er andeuten, irgendetwas sei ihre Schuld.
    »Was ist passiert?«, fragte sie.

    »Das erfahren Sie von den Leuten dort drin«, entgegnete der Sheriff. »Viel zu heiß, als dass ich alles wiederholen möchte.«
    Dann glitt sein Blick übers Dach des Cadillac hinweg und blieb bei Reacher hängen.
    »Und wer sind Sie?«, fragte er.
    Reacher gab keine Antwort.
    »Wer sind Sie?«, wiederholte der Mann.
    »Das sag ich den Leuten dort drinnen«, erwiderte Reacher gelassen. »Viel zu heiß, als dass ich alles wiederholen möchte.«
    Der Sheriff musterte ihn mit einem langen ruhigen Blick und nickte dann bedächtig, als wäre dies alles nichts Neues für ihn. Er setzte sich in seinen Wagen, ließ den Motor an und stieß rückwärts auf die Straße hinaus. Als der Staub sich gelegt hatte, beobachtete Reacher, wie Carmen den Wagen ihrer Schwiegermutter in die Maschinenhalle fuhr. Die Halle war ein langer, niedriger Bau mit offenen Längsseiten – ebenso rot gestrichen wie alles andere – und beherbergte zwei Pick-ups und einen Jeep Cherokee. Einer der Pick-ups war ziemlich neu, der andere jedoch stand auf platten Reifen und schien seit einem Jahrzehnt nicht mehr bewegt worden zu sein. Hinter dieser Halle führte ein schmaler unbefestigter Weg in die endlose Weite der Wüste hinaus. Carmen stellte den Cadillac neben dem Jeep ab und trat wieder in die Sonne hinaus. Sie wirkte klein und auf dem Hof so fehl am Platz wie eine Orchidee auf einem Müllhaufen.
    »Wo geht’s zur Unterkunft für Arbeiter?«, fragte er.
    »Kommen Sie mit«, sagte sie. »Sie müssen sich erst der Familie vorstellen, um eingestellt werden zu können. So einfach in der Unterkunft aufkreuzen geht nicht.«
    »Okay«, sagte er.
    Er folgte ihr langsam die Verandatreppe hinauf. An der Haustür angekommen, klopfte sie.

    »Sie müssen anklopfen?«, fragte Reacher.
    Carmen nickte. »Sie haben mir nie einen Schlüssel gegeben.«
    Sie warteten. Reacher stand einen Schritt hinter ihr, wie es sich für einen Arbeitssuchenden gehörte. Drinnen kamen Schritte näher. Dann ging die Tür auf. Vor ihnen stand ein Mann. Reacher schätzte ihn auf Mitte zwanzig. Er hatte ein großes quadratisches Gesicht mit unreiner, rot-weiß gefleckter Haut. Er war stämmig, aber nicht durchtrainiert, und seine Muskeln begannen bereits zu verfetten. Er trug Jeans und ein schmuddeliges weißes T-Shirt mit aufgerollten Ärmeln. Er roch nach Schweiß und Bier. Auf seinem Kopf saß eine rote Baseballmütze mit dem Schirm nach hinten. Über dem Verstellband aus Kunststoff war ein halbkreisförmiges Stück seiner Stirn zu sehen. Der Haarschopf, der hinten unter dem Mützenschirm hervorquoll, war so dicht und weizenblond wie Ellies Haar.
    »Oh, du bist’s«, sagte er, sah Carmen flüchtig an und gleich wieder weg.
    »Bobby«, sagte sie.
    Sein Blick konzentrierte sich auf Reacher.
    »Wer ist dein Freund?«
    »Er heißt Reacher und sucht Arbeit.«
    Der Kerl zögerte. »Okay, dann kommt rein«, sagte er dann. »Alle beide. Und macht die Tür zu. Es ist heiß.«
    Als er sich abwandte, um ins düstere Hausinnere zurückzugehen, sah Reacher den Buchstaben T auf seiner Baseballmütze. Texas Rangers , dachte er. Ein gutes Team, aber nicht gut genug . Carmen folgte Bobby mit drei Schritten Abstand und betrat das Haus, in dem sie seit fast sieben Jahren lebte, wie ein ungebetener Gast. Reacher hielt sich halb links hinter ihr.
    »Sloops Bruder«, flüsterte sie ihm zu.
    Er nickte. In der Diele hinter der Haustür war es dunkel.
Trotzdem konnte man erkennen, dass alles rot gestrichen war: die Holzwände, die Fußböden, die Decken. An den meisten Stellen war die Farbe abgewetzt oder verblasst, sodass nur fleckige Pigmentspuren zurückgeblieben waren. Irgendwo im Haus lief eine uralte Klimaanlage, welche die Temperatur um ein paar Grad senkte. Sie arbeitete langsam, mit geduldigem Brummen und Rattern. Ein friedliches Geräusch wie das Ticken einer alten Uhr. Die Diele von der Größe eines Motelzimmers war teuer eingerichtet, aber alle Dinge

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