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In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05

Titel: In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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nicht darum, populär zu sein. Mir geht’s um Recht und Unrecht. Und die Bevölkerung von Texas ist zu drei Vierteln weiß. Deshalb beträgt die Wahrscheinlichkeit, dass Weiße in diesen Fall verwickelt waren, meiner Meinung nach fünfundsiebzig Prozent – vorausgesetzt, es stimmt, dass alle Menschen gleich sind.«
    »Das ist eine ganz schön gewagte Hypothese.«
    »Meiner Erfahrung nach nicht.«
    Rusty starrte einen Augenblick auf den Tisch, dann sah sie wieder zu Carmen hinüber.
    »Nun, das findest du sicher auch«, sagte sie. »Ich wette, du bist dir mit deinem neuen Freund hier einig.«
    Carmen holte tief Luft. »Ich behaupte nie, besser als andere Leute zu sein«, sagte sie. »Deshalb sehe ich auch keinen Grund, zuzugeben, dass ich schlechter bin.«
    Danach herrschte Schweigen.
    »Nun, das wird sich zeigen, denke ich«, sagte Rusty mit drohendem Unterton. »Eine von uns beiden wird klein beigeben müssen.«

    Wieder bedrückendes Schweigen.
    »Also, wo ist Sloops kleines Mädchen«, fragte Rusty mit gespielter Fröhlichkeit, als habe das ganze unerfreuliche Gespräch nie stattgefunden. »Hast du Ellie von der Schule abgeholt?«
    Carmen schluckte, dann erwiderte sie ihren Blick. »Sie ist in die Scheune gerannt, glaube ich. Sie hat den Sheriff gesehen und sich Sorgen gemacht, jemand könnte ihr Pony gestohlen haben.«
    »Unsinn! Wer würde denn ihr Pony stehlen?«
    »Sie ist noch ein Kind«, sagte Carmen.
    »Nun, das Mädchen wartet darauf, dem Kind sein Abendessen zu geben, also bring es in die Küche, und zeig Mr. Reacher seine Unterkunft, wenn du schon unterwegs bist.«
    Carmen nickte wie ein Dienstbote, der neue Anweisungen erhalten hat. Reacher folgte ihr aus dem Salon und in die Diele. Sie traten wieder ins Freie und blieben im Schatten auf der Veranda stehen.
    »Ellie isst in der Küche?«, fragte Reacher.
    Carmen nickte. »Rusty hasst sie«, erwiderte sie.
    »Weshalb? Sie ist ihre Enkelin.«
    Carmen sah zu Boden. »Ihr Blut ist unrein«, sagte sie. »Verlangen Sie nicht, dass ich Ihnen das erkläre. Es lässt sich nicht vernünftig begründen. Sie hasst Ellie, das ist alles, was ich weiß.«
    »Wozu dann die Aufregung, wenn Sie mit der Kleinen wegziehen würden?«
    »Weil Sloop sie hier haben will. Sie ist seine Waffe gegen mich. Sein Folterwerkzeug. Und seine Mutter tut, was er will.«
    »Zwingt sie auch Sie dazu, in der Küche zu essen?«
    »Nein, sie zwingt mich dazu, mit ihr zu essen«, antwortete Carmen. »Weil sie weiß, dass ich’s lieber nicht täte.«
    Er blieb an der Schattengrenze stehen.

    »Sie hätten doch abhauen sollen«, sagte er. »Wir könnten schon fast in Las Vegas sein.«
    »Ich war einen Augenblick lang voller Hoffnung«, sagte sie. »Wegen der Sache mit Al Eugene. Ich dachte, sein Verschwinden würde mir einen Aufschub verschaffen.«
    Er nickte. »Das habe ich auch gedacht. Es wäre nützlich gewesen.«
    Sie nickte ebenfalls – mit Tränen in den Augen. »Ja, zu schön, um wahr zu sein.«
    »Deshalb sollten Sie weiter über eine Flucht nachdenken.«
    Sie fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen. Schüttelte den Kopf. »Ich laufe nicht weg«, sagte sie. »Ich will kein Flüchtling sein.«
    Er schwieg.
    »Und Sie hätten ihr zustimmen sollen«, sagte sie. »In Bezug auf die Mexikaner. Ich hätte gewusst, dass Sie nur bluffen. Ich brauche sie, damit Sie bleiben dürfen.«
    »Das konnte ich nicht.«
    »Es war riskant.«
    Sie führte ihn die Stufen hinunter und über den Hof. Hinter der Maschinenhalle befand sich der Pferdestall. Auch er war wie alles hier rot gestrichen, groß wie ein Hangar und durch aufgesetzte Dachöffnungen belüftet. Das große Tor stand einen halben Meter weit offen. Es drang starker Stallgeruch heraus.
    »Ich bin eigentlich kein Landmensch«, stellte er fest.
    »An den Geruch gewöhnt man sich«, versicherte sie ihm.
    Hinter dem Stall lagen vier von roten Holzzäunen umgrenzte Pferdekoppeln. In zweien wuchs dürftiges Gras, in den beiden anderen war eine dreißig Zentimeter hohe Schicht Sand aufgeschüttet. Gestreifte Holzstangen, die auf Öltonnen lagen, bildeten einen Parcours. Hinter den Koppeln stand ein weiteres rotes Gebäude: lang und niedrig, mit kleinen Fenstern hoch unter dem Dachüberstand.

    »Ihre Unterkunft«, sagte sie.
    Sie blieb einen Augenblick wie in Gedanken verloren stehen. Dann schien ihr trotz der Hitze ein kalter Schauer über den Rücken zu laufen, und sie kehrte in die Gegenwart zurück.
    »Der Eingang liegt drüben auf der

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