In letzter Sekunde
Schinkenspeck zwischen zwei Scheiben Toast gelegt.
„Hm, ein Frühstückssandwich. Sieht gut aus." Sie probierte. Es schmeckte nicht schlecht.
„Es ist schnell gemacht. Mit Mikrowelle und einer Kochplatte sind meinen Kochkünsten enge Grenzen gesteckt, muss ich gestehen. Iss auf. Cassandra dürfte jetzt wach sein."
Lynn fiel ihre geplante Verwandlung ein. Sie verzog das Gesicht. „Weißt du, sie sieht ja wirklich klasse aus, hat aber einen ganz anderen Stil als ich." Sie hob den Blick. „Ich weiß wirklich nicht, ob ich mich von ihr ... umgestalten lassen möchte ..."
„Mach dir keine Sorgen", sagte er, „sie kann sich ziemlich gut zurückhalten ... außer, du willst unbedingt karottenrotes Haar."
Lynn verschluckte sich beinahe, doch dann bemerkte sie, dass Blade versuchte, ein Lächeln zu unterdrücken.
Worauf um alles in der Welt, hatte sie sich nur eingelassen?
Am besten füllte sie sich erst einmal den Magen, danach konnte sie alles Weitere klären.
Ihr wurde mehr und mehr bewusst, dass sie sich bei diesem Mann besser fühlte als erwartet.
Weder hatte er irgendwelche Anspielungen zu ihrem Verhalten in der vergangenen Nacht gemacht noch sie schief angesehen.
„Dieser Albtraum, den du hattest-erinnerst du dich noch daran?"
Zu früh gefreut! Plötzlich hatte Lynn einen trockenen Mund. Sie umklammerte ihren Becher. „Ich dachte, er hätte mich wieder gefangen genommen, in irgendeinem dunklen Loch."
„Vielleicht hat dein Gehirn versucht, es zu verarbeiten, als du schliefst. Du erinnerst dich nur nicht daran, das ist es."
„So, als würde ich alles noch einmal erleben ... gut möglich. Aber es war nur eine kurze Episode. Ich dachte, ich wäre aufgewacht und riefe nach dir, und dann wusste ich plötzlich, er war da. Ich versuchte zu fliehen, schaffte es aber nur bis zur Tür, dann schnappte er mich, und ich konnte seinen üblen Atem riechen."
„Und woran erinnerst du dich, bevor du vorgestern Abend das Gebäude verlassen hattest?"
Lynn versuchte sich zu konzentrieren. Sie sah wieder die verlassene Straße vor sich. „Es geschah genau wie in meinem Albtraum. Er kam von hinten und presste mir ein Tuch auf Nase und Mund."
„Erinnerst du dich an noch mehr? Irgendwelche Details?"
Lynn schloss kurz die Augen und rief sich die Szene wieder ins Gedächtnis. „Ich versuchte mich zu wehren. Dabei prallte mein Kopf gegen etwas Hartes."
„Seinen Kopf?"
„Nein. Ich hörte ein Knacken ... so, als bräche Plastik."
„Könnte er eine Maske getragen haben?"
Wieder bemühte sich Lynn, vergeblich. „Ich ... glaube es nicht. Was ich traf, war kantig ...
so wie das Gestell einer Brille vielleicht. Doch, das wird es gewesen sein - mein Hinterkopf traf seine Brille, dabei zerbrach sie." Sie schüttelte den Kopf. „Viel weiter hilft das bestimmt auch nicht..."
„Aber es ist ein Detail, an das du dich gestern noch nicht erinnern konntest, also immerhin ein Anfang."
„Bestimmt genügt es nicht, um deine Polizistenfreundin in helle Freude zu versetzen."
„Kleinigkeiten sind wichtig."
„Dann wollen wir hoffen, dass mir noch viel einfällt."
„Du darfst dich nicht unter Druck setzen, dann kommt es ganz von allein."
Lynn bezweifelte, dass sie sich an alles erinnern würde, da sie halb betäubt gewesen war.
Und vom vielen Nachdenken bekam sie nun Kopfschmerzen.
Blade erhob sich und räumte den Tisch ab.
„Lass mich das machen", sagte sie.
„Schon in Ordnung. Willst du vielleicht jemand anrufen? Das Telefon steht dort drüben."
Er deutete hinüber zur Wand neben dem Bett.
„Ich rufe wohl besser einmal im Büro an und sage Bescheid, dass ich ein paar Tage Erholung brauche. Meine Eltern sollte ich auch verständigen."
„Was auch immer du tust, sag niemandem, dass du hier bei mir bist. Und auch den Club erwähne nicht."
„Du meinst, dieser Mann könnte zu meinen Eltern oder in unser Büro gehen und sich erkundigen, wo ich bin? Und sie sagen es ihm so einfach?"
„Es ist besser, keine Spur zu hinterlassen, sonst steht der hungrige Wolf plötzlich vor deiner Tür."
„Ist das ein altes indianisches Sprichwort oder was?"
„Das sagt einem der gesunde Menschenverstand."
„Okay, ich halte den Mund."
Ein paar Stunden später lieferte er sie bei Cassandra ab, die ein paar Straßen weiter wohnte. Es verunsicherte sie, dass er sie und Cass allein ließ. Im Grunde ihres Herzens wünschte sie sich, er würde in der Nähe bleiben.
Sie folgte Cass durch das spärlich möblierte Wohnzimmer in
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