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In letzter Sekunde

In letzter Sekunde

Titel: In letzter Sekunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Rosemoor
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wie sie sich vor ihn hinkniete und mit sanfter Hand seine Wunde reinigte. Ihre Finger glitten leicht über seine Haut, aber sie zitterten.
    Kurz dachte er an andere, intimere Dinge, die sie für ihn tun konnte, da sie nun schon vor ihm kniete. Glücklicherweise war sein Hemd lang genug, um zu verbergen, dass seine Erregung wuchs.
    „Es ist mehr als ein Kratzer", sagte Lynn, und ihre sanften Berührungen zerrten an seiner Seelenruhe. „Aber die Wunde hat von allein aufgehört zu bluten, sie muss wohl nicht genäht werden. Sie haben doch sicher irgendwo Verbandsmaterial?"
    Blade deutete hinauf zum Arzneischrank und war wie gebannt, als sie sich erhob und hochreckte, wobei ihre Brüste beinahe über sein Gesicht strichen. Er musste schlucken und hatte Mühe, keine Dummheiten zu begehen.
    „In Ordnung", murmelte sie und ging mit dem Verbandskasten wieder in die Hocke. Sie holte ein großes Pflaster heraus. „Warum haben Sie nicht gesagt, dass ich Sie verletzt habe?"
    „Ich hatte andere Dinge im Kopf."
    Wie jetzt auch. Unangebrachte Dinge. Dinge, die er gern mit diesen Händen tun würde, weil sie ihn fast zum Wahnsinn trieben. Blade wehrte sich gegen die drängenden Wünsche mit derselben Technik wie vorhin gegen den Schmerz.
    „So eilig hatten wir es nun auch wieder nicht, mein Apartment zu verlassen", sagte sie und blickte auf.
    Deutlich sah er ihren klaren, unschuldsvollen Augen an, dass sie nichts ahnte von dem Feuer, das sie in ihm entfacht hatte.
    „Oh, ich weiß nicht. Sie haben durchaus den Eindruck vermittelt, dass Sie in nächster Minute verschwinden würden - wohin auch immer."
    „Aber ich bin kein herzloser Mensch und außerdem verantwortlich dafür, dass Sie sich verletzt haben." Mit gerunzelter Stirn konzentrierte sie sich darauf, die Wunde zu verbinden.
    „Im Club hätten Sie wenigstens darauf aufmerksam machen müssen."
    „Da hatte ich meinen Schmerz unter Kontrolle."
    „Wie?"
    „Mit einer Technik, die man mir beim Militär beigebracht hat." Das durfte er ruhig erzählen, es fiel nicht unter die Geheimhaltung. „Nur für den Fall der Fälle."
    „Und der wäre?"
    „Falls ich jemals gefangen und gefoltert würde."
    Sie schüttelte fassungslos den Kopf und murmelte: „Männer. Egal was passiert, Sie haben sich also immer unter Kontrolle."
    „Sie nicht?"
    „Nicht so wie Sie, nein." Sie klebte ein zweites Pflaster auf sein Bein. „Aber ich mag es nicht, wenn jemand die Kontrolle über mich hat."
    „Das war offensichtlich." Als Erklärung fügte er hinzu: „Der Koffer."
    „Fertig." Sie schloss den Verbandskasten und stand auf. „Und nun benutzen Sie das Eis, solange es noch nicht geschmolzen ist."
    Lynn ging hinaus. Er schaute ihr nach und betrachtete ihr hübsches Hinterteil, was leider wieder bemerkenswerte Auswirkungen auf seine Hormonausschüttung hatte. Wirklich eine ansehnliche Frau.
    Zu schade, dass sie mit Nachnamen Cross hieß.
    Er stieg in seine Jeans und kehrte ins Wohnzimmer zurück. Lynn saß bereits gemütlich auf dem Sofa und nippte an ihrem Tee.
    „Hm. Der schmeckt gut."
    Die Kräuter schienen tatsächlich zu wirken, denn sie machte einen entspannten Eindruck.
    Oder lag es nur daran, dass sie sich jetzt etwas sicherer fühlte?
    Blade beschloss, auch auf Nummer sicher zu gehen und setzte sich in den Sessel ihr gegenüber. Wozu das Schicksal herausfordern?
    Er legte sein Bein auf den Eisbeutel und trank einen Schluck von dem Spezialgebräu, das er sich vor langer Zeit zusammengestellt hatte, wenn er dringend schlafen musste.
    „Erzählen Sie mir von der Entführung", forderte er sie auf.
    Sofort verkrampften sich ihre Finger um den Becher. „Viel gibt es da nicht zu sagen. Ich hatte bis in den späten Abend hinein gearbeitet. Er fiel über mich her, als ich das Gebäude verließ. Ich bekam ihn nicht ein einziges Mal zu Gesicht. Er flößte mir irgendeine Droge ein, die mich benommen machte. Verband mir die Augen, bedrohte mich."
    „Glauben Sie, es war jemand, den Sie kennen?"
    „Es liegt nahe. Wahrscheinlich der Exmann oder -freund einer Mandantin. Er sagte, ich solle versuchen, mich daran zu erinnern, was ich getan hätte."
    „Haben Sie seine Stimme erkannt?"
    Sie schüttelte den Kopf. „Er sprach kein einziges Mal in normalem Ton. Ich habe bis dahin nicht gewusst, wie Furcht einflößend Flüstern sein kann."
    Lynn überlief ein Schauer, und ihre Augen verdunkelten sich. Blade hätte seine beunruhigenden Fragen gern wieder zurückgenommen, sie in die Arme gezogen

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