In letzter Sekunde
komme mit dir." Sein Tonfall ließ keinen Widerspruch zu.
„Danke."
Als sie in den Jeep stieg, merkte Lynn erst, wie kaputt sie war - und dabei hatte sie nicht einmal bedient, sondern nur zugeschaut. Wie würde es erst nächste Nacht werden?
Auf der Fahrt durch die Stadt beschäftigte sich Lynn wieder damit, dass sie keinen Schritt mehr allein tun konnte. Einerseits war sie froh, dass Blade sie beschützte, auf der anderen Seite gefiel es ihr nicht, dass sie ihr Leben nicht mehr allein bestimmte.
Schließlich brach sie das Schweigen. „Ich gehöre nicht zu den Frauen, die gern von einem Mann abhängig sind."
„Wer sagt denn, das wäre bei dir der Fall? Und außerdem, was wäre daran so schlimm?"
„Eine Menge. Viele Frauen können nicht für sich selbst sorgen, es ist manchmal wirklich unglaublich. Ich hatte eine Mandantin, die nicht wusste, wie viel Geld sie im Monat zur Verfügung hatte - sie kannte nicht einmal ihren Kontostand. Kein Wunder, dass sie bei diesem Mann blieb, bis er ein hübsches junges Ding kennen lernte und sie austauschte."
„Und dafür hast du ihn bluten lassen."
„Darauf kannst du wetten."
Nach kurzem Schweigen sagte Blade: „Du scheinst Männer nicht sonderlich zu mögen."
„Ich mag sie schon. Aber ich traue ihnen nicht."
„Keinem von uns?"
„Dir traue ich."
„Warum? Weil Stella es dir empfohlen hat?"
„Das ist der eine Grund."
„Und der andere?"
„Du hast mir bislang keinen Anlass zu Misstrauen gegeben."
„Obwohl das ziemlich einfach wäre, schätze ich", vermutete Blade.
Das stimmte. Lynn hatte zu oft erlebt, was Männer Frauen antaten, angefangen bei ihren eigenen Eltern. Deswegen war sie immer auf der Hut.
„Warum eigentlich? Hat ein Kerl, der dir etwas bedeutete, einfach Schluss gemacht?"
„Ich mache lieber selbst Schluss, als mir den Laufpass geben zu lassen", sagte sie leichthin.
„Oft?"
„Immer, bevor die Sache zu ernst wird. Das tut niemandem weh."
„Aber wenn du dich niemals ernsthaft auf eine Beziehung einlässt, wirst du nie erfahren, wie sie sich entwickelt. Vielleicht lernst du so niemals jemand kennen, der etwas Besonderes für dich sein könnte."
„Du und Romantik? Also, Blade, ich hätte nie gedacht... aber ich sehe keinen Ehering an deinem Finger. Und von einem besonderen Menschen in deinem Leben habe ich dich auch noch nicht reden hören."
Das reichte, dass er das Thema fallen ließ.
Schweigend fuhren sie eine Weile dahin. Als ihr Bürogebäude in Sicht kam, empfand sie aus einem unerfindlichen Grund doch das Bedürfnis, ihm ihre Einstellung zu erklären.
„Mein Misstrauen kommt nicht von ungefähr. Meine Mutter ist ohne einen Mann hilflos.
Und mein Vater nutzt das weidlich aus."
„Misshandelt er sie?"
„Mit Worten. Er gibt ihr das Gefühl, klein, schwach und wertlos zu sein. Ich habe nie verstanden, warum sie es sich gefallen lässt. Sie sagt, sie liebt ihn und würde ihn nie verlassen. Nun hat er Krebs und muss sich einer weiteren Chemotherapie unterziehen. Mom opfert sich für ihn auf, und er behandelt sie schlimmer als je zuvor." Sie seufzte. „Wenn das Liebe ist, verzichte ich gern."
„Wer sagt denn, dass es so sein muss, wenn du dein Herz öffnest?"
„Meiner Schwester Danielle ist es ebenso ergangen. Sie ähnelt Mom sehr. Und leider hat sie jemand geheiratet, der Dad gleicht. Ich habe versucht sie davon abzuhalten, aber sie wollte nicht auf mich hören. Sie war schrecklich verliebt. Irgendwann erkannte sie die Wahrheit."
„Hat ihr Mann sie misshandelt?"
„Nein, das nicht. Dani hätte sich das nie gefallen lassen. Aber ihr Selbstbewusstsein hatte einen kräftigen Schlag erhalten. Es hat so lange gedauert, bis sie auf mich hörte."
Blade hielt vor dem Bürogebäude. „Und dann hat sie ihn verlassen."
„Gott sei Dank. Unglücklicherweise finden Frauen, die als Kinder Gewalt in der Familie erlebten, welcher Art auch immer, solche Männer oft anziehend."
Lynn hatte dies immer für sich befürchtet, als sie erwachsen wurde.
„Nicht notwendigerweise", wandte Blade ein. „Es hängt von der Person ab. Und du bist eindeutig nicht schwach."
Aber aus irgendeinem Grund hatte sie ihre Befürchtungen nie wirklich überwinden können.
Sie warf ihm einen schnellen Blick zu. „Du kennst mich doch gar nicht."
„Ich kenne dich gut genug."
Meinte er damit, er kannte ihren Typ? Oder war er eine Art Hellseher wie Cass?
„Und du willst mir immer noch helfen ..."
Blade stellte den Motor aus und fragte: „ Findest du
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