In letzter Sekunde
meinen Fehler wieder gutzumachen, soweit so etwas überhaupt möglich ist. Und dann sah ich dich in den Nachrichten, hörte von der Entführung und dass dieser Verbrecher frei herumlief und dich bedrohte. Da sah ich endlich meine Chance. Wenn ich dich retten könnte ..."
„Du bist mit mir ins Bett gegangen, um den Mord an meiner Schwester wieder gutzumachen?"
„Ich habe dagegen angekämpft, das weißt du - erinnerst du dich an die erste Nacht hier?
Ich war bereit, dich zu beschützen. Mein Leben hätte ich für dich gegeben ..."
„Blade, das ist geschmacklos!" unterbrach sie ihn heftig. „Entschuldige, wenn ich nicht beeindruckt bin." '
„Ich meine es ernst, Lynn. Ich würde mein Leben geben, um deines zu retten. Zuerst nur deiner Schwester wegen. Inzwischen ist mehr daraus geworden. Ich hatte nicht vor, mich in dich zu verlieben, aber es ist geschehen."
„Lügner", flüsterte sie und wich vor ihm zurück.
„Lynn, bitte, du musst mir glauben ..."
„Nicht ein Wort mehr, Blade. Nicht nachdem du mich so hinters Licht geführt hast. Und ich bleibe auch nicht hier."
Er stand schweigend da und sah zu, wie sie den Schrank öffnete, ihren Koffer herausholte und einen Arm voller ^Kleidungsstücke von der Stange nahm. Achtlos warf sie alles in das Offene Gepäckstück, Kleider, Bügel und alles andere.
„Tu es nicht, Lynn."
„Was? Nicht zu meinem normalen Leben zurückkehren? Oder soll ich nicht aufwachen und sehen, wer du in Wirklichkeit bist?"
„Brich die Verbindung zu mir nicht einfach ab ..."
„Das habe ich bereits getan."
Lynn schaute auf den Berg Kleidung in ihrem Koffer und wusste, sie würde ihn niemals zubekommen. Und im Schrank lag noch viel mehr...
Aber natürlich gehörte ein ganzer Teil davon zu ihrer Tarnexistenz als Melinda Parker.
Voller Abscheu schob sie den Koffer von sich.
„Ich schicke jemand, der meine Sachen abholt", sagte sie. „Meine Sachen. Evelyn Cross'
Sachen."
Sie schnappte sich ihre Handtasche und marschierte zur Tür, aber er schnitt ihr den Weg ab.
„Wohin willst du?"
„Nach Haus."
„Das könnte gefährlich sein."
„Du bist gefährlich." Damit duckte sie sich unter seinem Arm durch, durchquerte das Badezimmer und ging in sein Apartment hinüber. Als sie bemerkte, dass er ihr folgte, seine Kleidung von letzter Nacht in der Hand, sagte sie: „Die ganze Zeit über hast du mir erzählt, dass du mich beschützen willst." Sie öffnete die Apartmenttür. „In deiner Gegenwart war ich einer viel größeren Gefahr ausgesetzt, als mir jemals bewusst war."
Sie hastete los.
„Lynn, warte! Lass mich dich wenigstens nach Haus fahren!"
Schon halb auf der Treppe, sah sie, wie er sich abmühte, seine Jeans anzuziehen, Stiefel und Hemd überzustreifen.
Ohne zu antworten, rannte sie aus dem Haus, zwischen den Gebäuden hindurch, fort von seinem Jeep. Wenn er ihn erreichte und vom Parkplatz war, wäre sie längst über alle Berge.
Aber wohin sollte sie gehen? Sie musste für einen Moment zur Ruhe kommen.
Cass. Genau. Sie würde zu ihr gehen.
Die halbe Meile zu Cass' Haus lief sie mehr oder weniger, wischte sich dabei immer wieder die Tränen ab, die nicht versiegen wollten. Sie betete zum Himmel, dass Cass daheim war. Als sie Sturm klingelte und sich niemand meldete, befürchtete sie, umsonst gekommen zu sein.
Dann erklang eine schläfrige Stimme durch die Gegensprechanlage: „Wer ist dort?"
Lynn sank erleichtert gegen die Tür.
Ein paar Minuten später saßen die beiden Frauen bei einem starken Kaffee zusammen, und Lynn schüttete Cass ihr Herz aus. Cass war in Nachthemd und Pantoffeln, ihr Haar stand zerzaust vom Kopf ab, das Gesicht zeigte keine Spur Make-up. Und als Lynn sie nun so sah, so ganz anders als die charismatische, glamouröse Schöne der Nacht, wurde ihr bewusst, dass auch Cass eine Tarnung trug.
„Oh, Kindchen, es tut mir so Leid", sagte Cass und drückte sie fest. „Deine Verzweiflung kann ich gut verstehen. Aber Blade ..."
„Kein Aber", flüsterte Lynn. „Bitte, kein Aber."
Cass nickte. „Wie du möchtest."
Lynn packte den Becher so fest, dass ihre Knöchel weiß durch die Haut schimmerten. „Ich möchte, dass diese Sache endlich ein Ende hat, ein für alle Mal. Ich möchte, dass diese Qual aufhört, nicht zu wissen, wann dieser Kerl wieder zuschlägt. Cooper, nicht Blade."
„Ja..."
„Hilf mir bitte, Cass."
„Sag mir, was ich tun soll."
„Hypnotisier mich." Selbst als Lynn das Wort aussprach, spürte sie einen Druck im Magen,
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