In Liebe, dein Mörder: Thriller (German Edition)
duschte, goss sich einen Jim Beam ein, setzte sich im weißen Hilton-Bademantel auf die Couch und freute sich, wieder daheim zu sein.
Selten hatte er sich so ausgeglichen, so achtsam mit sich selbst gefühlt.
Es brauchte noch seine Zeit, bis die Last der Vergangenheit endgültig von seinen Schultern wich und ihm die Leichtigkeit des Seins schenkte. Er war bereit, auch darauf zu warten. Fast vier Jahre waren eine lange Zeit gewesen, doch sie hatten sich gelohnt.
Morgen würde er beginnen, den Pfahl abzubauen. Er würde ihn im Garten verbrennen. Die Aluminiumschale und die Hebevorrichtung musste er zerlegen und die Einzelteile vergraben. Er würde den Keller neu tünchen, eine angenehmere Beleuchtung anbringen und die Verriegelung entfernen.
Nichts sollte auf die Schrecken hinweisen, die in diesem Haus geschehen waren, grausige Dinge, für die er sich zwar nicht schämte, die ihm jedoch so weit entfernt schienen wie der Mond.
Er lächelte und nippte an der braunen Flüssigkeit.
Er sah zum Bildschirm, auf dem das Textverarbeitungsprogramm lag.
Nur noch wenige Sätze, und die Biografie war fertig. 500 Seiten, die vom Aufstieg eines deutschen Top-Unternehmers handelten. Eine elegante Lügengeschichte, die den Mythos Vincent Padock festigen würde. Der Verlag hatte mehrfach angemahnt, aber er hatte den Verleger stets wissen lassen, dass er Qualität anstrebe, was sich auf die Verkäufe niederschlagen würde. Man ließ ihn in Ruhe, sodass er morgen das Wort ‚Ende’ daruntersetzen konnte.
Vincent Padock war als Mörder gegangen und als zufriedener Mann heimgekehrt.
2
Er hatte gut geschlafen und fühlte sich frisch und munter, als es an der Haustür klingelte. Er schlurfte durch den Flur und öffnete. Vor ihm stand eine junge Frau, schlank, hübsch, mit langen blonden Haaren. Sie trug eine Jeans, eine modische Bluse, eine einfache Jacke und Turnschuhe.
»Guten Morgen«, sagte sie.
Vincent zuckte zusammen. Die Stimme kam ihm bekannt vor.
»Ja bitte?«, fragte er.
»Darf ich eintreten?«
Er stutzte. Warum sollte er eine wildfremde Frau in sein Haus bitten? Oder stellte sie sich als Reinemachefrau vor? Hatte sein Büro so schnell reagiert? Und seit wann führte er Einstellungsgespräche außerhalb seines Büros?
»Um was geht es?«
Dann erkannte er sie. Und bevor er reagieren konnte, war sie an ihm vorbei, und die Tür schlug ins Schloss.
Es war Eva Armond.
3
Will Prenker wusste, es würde Ärger geben. Er hatte diesen verdammten Auftrag angenommen, da Ice seine Zahlungen eingestellt und die Sache mit den Gepfählten zu den Akten gelegt worden war. Auch aus dem LKA kamen keine neuen Nachrichten, außerdem hätte Prenker sich das Schmiergeld sowieso nicht mehr leisten können.
Nun spionierte er untreuen Ehemännern hinterher, oder besorgte für eine Russengang kleinere Aufträge. Das war stets mit Gefahr verbunden, da Gregor Skandischow ein misstrauischer Mann war, der nie vergessen würde, dass Prenker ein ehemaliger Cop war, andererseits jedoch über ein Knowhow verfügte wie nur wenige Privatermittler.
Warum tat er sich das an?
Seine Rente hielt ihn einigermaßen über Wasser, schließlich war er zwar stillschweigend, aber ohne sich offiziell etwas zuschulden kommen zu lassen, aus dem Dienst des LKA ausgetreten.
Die Sache war simpel. In seiner Säuferphase hatte er gezockt und schuldete nach wie vor einigen Männern Geld, die ihm, ohne mit der Wimper zu zucken, die Beine brechen würden. Zu denen gehörte Gregor Skandischow, ein Mann, der wie ein sensibler Frauenarzt wirkte, und der auch so genannt wurde, jedoch stahlhart war und mit Messer und Schusswaffe umzugehen wusste. Er war de r neue Typ Russe. Keiner mit asiatischem Einschlag, Stiernacken und geschorenem Schädel, sondern ein Mann, von dem man einen Gebrauchtwagen kaufen würde, die sensible Ausgabe von Putin, ohne dessen eiskalte blaue Augen.
Was Skandischow nicht wusste und niemals wissen durfte, war Prenkers Deal mit dem LKA. Warum auch immer, es war ein milder Sommerabend gewesen, als Will Prenker den Anruf erhielt, der ihn wieder etwas näher an den richtigen Polizeidienst führte, auch wenn er nur als Informant angeheuert wurde. Das war schmutzige Arbeit, aber besser als nichts, und wer scheute sich schon vor Schmutz, wenn die Geldbörse sauber, leer und blitzeblank glänzte?
Also schnüffelte er hochoffiziell.
Er war ein Informant.
Prenker schob sich tiefer in den Schatten der Sitzecke. Im Tolstoi wurde versuchte, den
Weitere Kostenlose Bücher