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In Liebe, Rachel

In Liebe, Rachel

Titel: In Liebe, Rachel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Higgins
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würde sie das nicht in Angriff nehmen. Sie kämpfte sich durch den Perlenvorhang zurück und griff nach dem Hörer von Tims Telefon. Sie wählte eine vertraute Nummer und drehte dem Computerbildschirm dann den Rücken zu.
    »Jo Marcum.«
    Sarah vergewisserte sich, dass sie auch wirklich Jos Privatnummer gewählt hatte. Ihre Freundin sprach mit ihrer Business-Stimme, diesem knappen, städtischen, keine-Spur-von-Kentucky-Ton. »Hier ist Sarah. Arbeitest du?«
    »Ja, ich arbeite ein bisschen was zu Hause auf. Es waren einfach zu viele freie Tage. Was gibt’s?«
    »Ich brauche einen Zeugen.«
    Jo holte zischend Luft. »Du hast deinen Umschlag bekommen!«
    »Meine Mutter hat ihn mir gerade geschickt.«
    »Also los, raus damit. Wie gründlich hat Rachel dich denn reingelegt?«
    »Sie will, dass ich Colin aufspüre.« Während des Schweigens, das auf diese Enthüllung folgte, ging Sarah zurück zum Schreibtisch und fuhr mit den Fingern über Rachels Brief.
    »Sarah … was hast du gerade gesagt?«
    »Ich weiß, es ist unglaublich.« Sarah tippte auf den Umschlag. »Rachel hat mich letztes Jahr in Afrika besucht. Eine ganze Woche haben wir miteinander verbracht und uns gegenseitig unser Herz ausgeschüttet. Jetzt reißt sie mir meins heraus.«
    »Sarah, das
muss
ein Scherz sein.«
    »Ich verstehe einfach nicht, warum sie mich ausgerechnet
darum
bittet! Ich dachte, nach ihrem Besuch wusste sie, warum ich niemals …«
    »Lass mich das mal zusammenfassen«, unterbrach Jo sie. »Alles, worum Rachel dich bittet, ist, einen
Kerl zu googeln?
«
    Sarah hielt inne. Jos Stimme hatte einen schneidenden Unterton, mehr Gift, als sie erwartet hatte. Es stimmte, dass Jo und Kate schon vor langer Zeit jedes Verständnis für das Thema Colin O’Rourke verloren hatten. Keine der beiden hatte je richtig verstanden, warum Colin zwischen Sarah und jeder unverbindlichen Beziehung stand, auf die sie sich seither eher halbherzig eingelassen hatte.
    Offensichtlich hatte nicht einmal Rachel das verstanden.
    »Okay.« Jo kam jetzt richtig in Fahrt. »Kate muss Fallschirm springen. Und jetzt, meine Liebe, erzählst du mir, dass du einfach nur
tippen
musst?«
    Tippen? Doch wohl eher ein Grab ausheben. Zutage fördern, was eine Erinnerung bleiben sollte. Auf die verwesten Überreste starren.
    »Warum rufst du
mich
überhaupt an? Warum, verflixt noch mal, sitzt du nicht an einem Computer? In
zehn Sekunden
hättest du es hinter dir.«
    »Hey! Könntest du vielleicht noch etwas weniger mitfühlend sein?«
    »Sarah …« Jo hielt inne, und Sarah hörte geradezu, wie sie versuchte, sich zu beherrschen. »Hör mal, Süße, du heulst diesem Kerl seit Paraguay hinterher.« Im Hintergrund war ein dumpfer Schlag zu hören. Offensichtlich schob Jo Sachen hin und her. »Wir haben dir doch
alle
gesagt, dass du dich auf die Suche nach ihm machen sollst. Pass auf, ich mach das für dich …«
    »Nein!« Sarah schüttelte wild den Kopf. »Ich werde das selbst tun, Jo. Ich hatte nur gehofft … es mit einer Freundin zusammen tun zu können.«
    »Jetzt?!« Es war noch mehr Gerumpel am anderen Ende der Leitung zu hören, als ob etwas Schweres die Treppen hinunterfiele. »Zu dieser gottvergessenen Uhrzeit?«
    Sarah schwieg. Das kam von einer Frau, die ihre Wohnung selten vor Mitternacht betrat? Sie warf einen Blick auf die Katzenuhr über der Spüle. »Jo, es ist halb neun Uhr abends.«
    »Bleib mal dran.«
    Jo bedeckte den Hörer, doch Sarah hörte sie mit jemandem sprechen. Und dann verstand sie.
Natürlich.
Jo hatte Besuch. Jo hatte immer Besuch. Jo sammelte Männer wie eine Hochzeitsgesellschaft Reis, ohne eigenes Zutun, und irgendwann schüttelte sie sie dann wieder ab. Und wenn sie einen anderen wollte, stand schon einer bereit.
    Sarah hatte nur einen gewollt.
    »Jo, vergiss es.« Sie versuchte, ruhig zu klingen, locker. »Ich werde Kate anrufen …«
    »Tu das.« Jo eilte durch ihre Wohnung, Sarah hörte das Klappern ihrer Absätze. »Oh, da ist sie ja. Grace?
Gracie!
«
    Durch den Hörer hörte Sarah einen furchtbaren Lärm.
    »O verdammt!« Jo ließ das Telefon fallen. »Mist! Mist, Mist, Mist!«
    »Jo, ist alles in Ordnung? Jo?«
    Sarah hörte ein hohes Weinen, Jos Fluchen und dann: »Alles in Ordnung, Schatz, ich hole ein Handtuch. Alles in Ordnung, Schatz, alles okay …«
    Sarah horchte ungläubig. Grace? Die einzige Grace, die sie kannte, war … Grace Braun.
    Sie schnappte nach Luft.
    Das war doch nicht möglich.
    Es ergab überhaupt keinen

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