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In Liebe, Rachel

In Liebe, Rachel

Titel: In Liebe, Rachel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Higgins
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sie stehen, nahe genug, um seine Körperwärme zu spüren. »Hör mir zu! Sarah wird mich nicht unablässig brauchen, wenn wir dort sind. Sie wird entweder sehr beschäftigt sein oder ganz schnell wieder in einem Flieger nach Burundi sitzen. Aber ich werde die ganze Zeit dort bleiben. Und ich möchte, dass du auch kommst.« Sie hielt dem wütenden Blick aus blauen Augen stand. »Doch dieses Mal werde ich nicht alles planen, Paul. Dieses Mal musst
du
es wahr werden lassen.«
    Er krallte seine Finger um die Maschen und starrte Kate an, als sähe er sie zum ersten Mal im Leben.
    »Am Dienstag fliegen Sarah und ich nach Indien«, fügte sie hinzu.

[home]
    Kapitel 6
    N achdem sie einem Zollbeamten eine dreiste Lüge aufgetischt hatte, bestätigte sich Sarahs Verdacht, der sie auf der zwanzigstündigen Reise nach Bangalore immer wieder beschlichen hatte: Es war ein Fehler gewesen, Kate nach Indien mitzunehmen.
    »Kate, geh doch gerade!« Sarah stolperte, aus dem Gleichgewicht gebracht von Kates Gewicht und ihrem zum Bersten gefüllten Koffer. Sie schob die größere Freundin in eine aufrechte Position. »Nur ein paar Minuten noch. Wir haben den Zoll fast hinter uns.«
    »Es ist so heiß!«
    »Nun, sei dankbar dafür.« Sarah widerstand dem Drang, zurück zu den Zollbeamten zu sehen, deren Blicke sich in ihre verschwitzten Rücken bohrten. »Wenn die Klimaanlage hier funktionieren würde, wärst du trotzdem in Schweiß gebadet, und wir wären immer noch dort hinten und würden uns mit den kleinen Paschas herumstreiten.«
    »Schon klar, aber musstest du ihnen unbedingt erzählen, dass ich betrunken bin?«
    »Eine betrunkene Touristin ist besser als eine kranke.« Sarah riss an Kates überdimensionalem Koffer. »Ich habe deinen Hintern vor der indischen Quarantäne bewahrt. Also geh weiter!«
    »Ich bin nicht krank.«
    Sarah schloss die Augen – die Lider fühlten sich an wie Sandpapier – und beschwor erneut Geduld herauf. Ihr Rücken schmerzte nach so vielen unbequemen Stunden in einem vollgestopften, stinkenden Flugzeug. »Kate, wie viele Impfungen hast du letzte Woche bekommen? Diphtherie und Tetanus? Polio? Hepatitis A? Meningitis?«
    »Ich muss noch die Typhus-Kapseln nehmen …«
    »O nein! Du nimmst nur noch Aspirin. Und hör auf, dich an meinem Rucksack festzuhalten, du ziehst mich zu Boden.«
    »Welche Tür?«
    Sarah blickte auf die einzelne Tür, die aus dem Zollbereich hinaus in die Haupthalle des Flughafens führte. Dann warf sie einen Blick auf Kate, die vor Schweiß glänzte. Das Gesicht bis zum Haaransatz gerötet, den Blick unruhig umherschweifend, versuchte ihre Freundin, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Das geschulte Auge der Krankenschwester sagte Sarah: mindestens achtunddreißig Grad Celsius, vielleicht auch ein wenig mehr. Kate stand kurz vor dem Delirium. Den Arzt, der ihr all diese Impfungen in so kurzer Zeit verpasst hatte, sollte man auspeitschen. Kate lag jetzt womöglich tagelang flach.
    Tage, in denen Sarah Kate würde gesund pflegen müssen, eingesponnen in die Behaglichkeiten des westlichen Hotels, auf dessen Buchung Kates Mann gedrungen hatte, dasselbe Hotel, in dem Colins Konferenz stattfinden würde. Wie leicht wäre es, sich in ihrem klimatisierten Zimmer zu verstecken und die Gelegenheit, Colin wiederzusehen … einfach verstreichen zu lassen.
    Rachels Stimme, klar wie ein Gewehrschuss.
    Feigling!
    Ein Bild erschien vor Sarahs innerem Auge: Rachel in voller Klettermontur, die von einer schroffen Felsnase auf eine verschwitzte und erschöpfte Sarah hinuntergrinste, die mit einer schwierigen Stelle kämpfte.
    Tut verdammt weh, nicht, Pollard? Beiß die Zähne zusammen, Kleine, denn hier oben wartet der Himmel auf dich.
    Sarah verlagerte Kates Gewicht und schleppte sie beide voran, den Schildern zu den öffentlichen Verkehrsmitteln folgend. Sarah wusste, dass es verdammt weh tun würde, Colin zu begegnen. Den ganzen Flug über hatte sie nur an ihn gedacht, während sie durch das Flugzeugfenster die Welt unter sich vorüberziehen sah. Er war hier, irgendwo in Bangalore, hielt sich im selben Zehn-Quadratmeilen-Karree auf wie sie selbst. Bald war er aus Fleisch und Blut und nicht mehr nur eine strahlende Erinnerung.
    Während sie Kate und deren wuchtigen Koffer in die chaotische Ankunftshalle schob, fragte sie sich, ob er jetzt gerade durch diese Menge lief, zwischen den Frauen in ihren leuchtenden Saris umherspazierte, den lachenden Kindern auswich, die überall herumsprangen.

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