In Liebe, Rachel
Sam auseinandersetzen. Er war eine enervierende Komplikation in ihrem Leben und ein Mann, der zufällig auch in Paraguay gewesen war, als sie und Colin ein Paar waren.
Kates Finger krallten sich um den Vordersitz, und sie zog sich hinauf, so dass sie ihr Kinn auf die Rückenlehne stützen konnte. »Sarah, stellst du mich jetzt endlich vor, oder muss ich über den Rücksitz kotzen, um deine Aufmerksamkeit zu erlangen?«
»Sam, das ist Kate, eine alte Freundin von mir.« Sarah behielt die Ampel vor ihnen im Auge. »Gelb! Das könntest du noch schaffen«, ergänzte sie.
»Die Freude ist ganz auf meiner Seite, Kate«, sagte Sam und ließ sein Ich-könnte-einem-Hutu–eine-Ziege-abschwatzen-Lächeln im Rückspiegel aufblitzen, während er an einem schwerfälligen Lastwagen vorbeiraste. »Bist du etwa die mit den Kindern?«
»Es sind drei. Wie viele hast du?«
»Oh, gar keins. Zumindest keines, von dem ich wüsste.« Er drückte energisch auf die Hupe, als sich ein Rikschafahrer mit einem gefährlichen Manöver vor ihm einfädelte. »Hat dir der Flug so zugesetzt, oder hat man dich bei Air France mit Wein abgefüllt?«
»Kate leidet an Idiotie«, warf Sarah ein, während die benommene Kate Sams Charme erlag – buchstäblich, denn sie bettete ihre Wange auf die Rückenlehne des Vordersitzes. »Sie hat zu viele Impfungen in zu kurzer Zeit verabreicht bekommen.«
»Oh! Nun, Schwester Sarah hat dich in ein oder zwei Tagen sicher so weit wiederhergestellt, dass du den Palast des Maharadschas besichtigen kannst. Ich kenne sie bei der Arbeit. Es gibt keine Bessere.«
»Rot, Sam.
Rot!
«
Sam trat auf die Bremse, und mit quietschenden Reifen brachte er das Auto um Haaresbreite vor der Motorhaube eines anderen Wagens, der in die Kreuzung hineinragte, zum Stehen. »Wenn du nicht schneller wirst, Sarah, enden wir noch in einem indischen Krankenhaus …«
»… in dem einige der besten Ärzte der Welt arbeiten. Das wird meine Strafe dafür sein, dass ich in ein Auto mit einem farbenblinden Chauffeur gestiegen bin.«
Die in sich zusammengesunkene Kate gab ein hohes Quietschen von sich.
»Hauptsächlich blau-grün«, erklärte Sam rasch. »Gelb-rot macht mir an bewölkten Tagen zu schaffen. Aber es sind nur acht Kilometer bis zum Hotel, und ab jetzt fahren wir meistens auf dem Highway. Mach dir also keine Sorgen.«
Kates Stimme kletterte eine Oktave in die Höhe. »Sarah?«
»Sam ist in Burundi unser Logistiker«, erklärte Sarah. »Er sorgt dafür, dass unser Lager über ausreichende Vorräte verfügt. Manchmal schmuggelt er auch Gewehre, die in medizinischen Geräten versteckt sind, durch Checkpoints.«
»Sarah, soll Kate etwa einen falschen Eindruck von mir bekommen?«
»Ist er denn tatsächlich so falsch?«
Kates Kopf fuhr hoch. »Du bist ein Waffenschmuggler?«
»Sarah gleicht der Prinzessin im Turmzimmer. Sie macht sich eine Vorstellung davon, wie alles sein
sollte,
ohne sich die Lage auf dem Erdboden mal genauer anzusehen. Übrigens, Sarah, wie funktioniert eigentlich das Dialysegerät?«
»Gut.«
»Und der mobile Sonograph?«
»Ausgezeichnet.« Sarah zuckte zusammen, als die Ampel die Farbe wechselte. Sam lenkte hart nach links und schnitt einem Lastwagen den Weg ab. Sie wurde gegen die Tür geschleudert. »Wie läuft es denn mit der letzten Ladung Kalaschnikows, Sam? Kurz vor meiner Abreise glaubte ich, an der Grenze zu Ruanda ein paar davon zu hören.«
»Ich befinde mich mit einem afrikanischen Waffenschmuggler in ein und demselben Auto«, murmelte die der Ohnmacht nahe Kate.
»Ich schmuggle keine Waffen. Und ich bin Engländer, Kate. Meine Mutter kommt aus Nigeria, mein Vater aus England. Ich bin in Sussex aufgewachsen …«
»… und du warst in Oxford«, unterbrach ihn Sarah, »und solltest es daher besser wissen.«
»Ich rase mit einem nigerianischen Überläufer durch die Straßen von Bangalore.« Kate ließ sich in den Rücksitz sinken. »Jetzt kann ich glücklich sterben.«
Sam stieß einen langen Pfiff aus, als er vor dem
Chancery,
dem vornehmsten Hotel in Bangalore, anhielt. »Ich werde mit dem Bezirksleiter in Burundi reden müssen. Ganz offensichtlich bezahlt er dich sehr viel besser als mich.«
»Das war Pauls Idee.« Ein Angestellter mit weißen Handschuhen öffnete die Beifahrertür. »Paul ist Kates Mann. Von mir wollte er nur den Namen dieses Hotels. Ich sollte nichts weiter organisieren. Er bezahlt sogar.«
Kate richtete sich mühsam auf und murrte: »Er sagte, dass Sarah
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