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In Liebe, Rachel

In Liebe, Rachel

Titel: In Liebe, Rachel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Higgins
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uns sonst in einem billigen Hostel mit Eisenbetten und Hockklos einquartieren würde …«
    Was ich wahrscheinlich auch getan hätte, dachte Sarah und rettete ihren Rucksack aus den Händen eines Hotelangestellten.
    »… und dass ich in der Nacht von dem Geräusch einer Ratte aufwachen würde, die an meiner Zahnpasta nagt.«
    Sams und Sarahs Blicke trafen sich über die Motorhaube des Wagens hinweg, und seine Lippen zuckten. »Diese Probleme wirst du hier nicht haben, Kate, da kannst du sicher sein.«
    »Ich vermute, dass du hier ebenfalls ein Zimmer gebucht hast, Sam?«, fragte Sarah spitz.
    Er deutete mit dem Kopf in Richtung der überfüllten Straße. »Ich bin ein Stück die Straße runter untergebracht, wo alles ein bisschen einheimischer ist.«
    »Dann danke fürs Mitnehmen.« Mit einem erleichterten Kribbeln legte sich Sarah Kates Arm über die Schulter und verteilte das Gewicht der Freundin über ihren Rücken. »Wir sehen uns dann sicher …«
    »Was für eine Sorte Gentleman wäre ich denn«, fiel Sam ihr ins Wort und warf die Autoschlüssel dem Hotelangestellten zu, »wenn ich nicht so lange bliebe, bis ihr euch eingerichtet habt.«
    Sarah biss die Zähne zusammen. Sie wandte sich ab und schob sich und Kate durch die Eingangstüren des Hotels. Sie konnte Sam im Moment wahrlich nicht gebrauchen. Doch es würde sie zu viel Kraft kosten, ihn davon zu überzeugen, sie allein zu lassen. Es war sinnlos, mit ihm zu streiten, wenn er in dieser Stimmung war. Er war auf genauso fröhliche Art starrsinnig gewesen, als sie vor sechs Monaten darauf bestanden hatte, in die Berge zu reisen, um Impfungen gegen Meningitis durchzuführen. Sam hatte eingewandt, dass die Reise für eine Person allein zu gefährlich sei. Es hatte bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen Hutus und Tutsi gegeben. Seine freundliche Beharrlichkeit hatte sie schließlich mürbe gemacht, und sie waren gemeinsam gereist. Die Fahrt war ereignislos gewesen.
    Bis auf diesen Kuss am See.
    Um ihr plötzliches Erröten zu verbergen, bugsierte Sarah die schlaffe und verschwitzte Kate in einen der Sessel in der Lobby. »Pass auf Kate auf«, murmelte sie und drehte sich um. »Ich werde uns einchecken.«
    Sie durchquerte die kühle, hell erleuchtete Halle. Ihre Sneakers quietschten auf dem polierten Boden. Aus versteckten Lautsprechern ertönte westliche Fahrstuhlmusik. Sarah dachte, umgeben von Rauchglas und schimmerndem, rosigem Holz, dass sie sich genauso gut in einem
Sheraton
in Topeka oder einem
Hilton
in Berlin befinden könnte, hätten nicht einige wertvolle handgewebte Teppiche einheimischen Ursprungs die Wände hinter dem Empfangstresen geschmückt.
    Plötzlich hielt sie abrupt inne. Beim Empfang stand eine Stellwand, die die Teilnehmer an der Internationalen Konferenz zu kraniofazialen Operationsmethoden willkommen hieß. Aufgeführt waren auch die Referenten, darunter ein Chirurg namens Dr. Colin O’Rourke.
    Als sie den Namen in dicken schwarzen Buchstaben geschrieben sah, empfand sie erneut den übermächtigen Stolz, den sie auch bei der ersten Internetrecherche nach ihm empfunden hatte. Seit er Paraguay verlassen hatte, hatte er viel erreicht: fünf harte Jahre allgemeine chirurgische Ausbildung gefolgt von einer zweijährigen Assistenzarztzeit in plastischer Chirurgie und daraufhin noch ein Jahr Spezialisierung in kraniofazialer Chirurgie, zweifache Prüfung. Dann war er Jahre durch die Welt gereist, angestellt gewesen bei einer Organisation, die sich auf die Korrektur von schweren Gaumenspaltenmissbildungen und missgebildeten Schädeln bei Kindern, die sonst nie ein normales Leben führen könnten, spezialisiert hatte.
    Sein Werdegang zeigte ihr, dass er sich nicht geändert hatte. Er war immer noch derselbe hingebungsvolle, beharrliche Mann wie damals, als er in die Hütte in Paraguay kam und trotz aller Risiken Werais zerfetztes Bein rettete. Sie hatte sich Großes von ihm vorgestellt – erwartet, erhofft, erträumt. Dabei war sie sich sicher, dass kein Mann – kein Mensch – ihren Erwartungen entsprechen könnte. Und doch hatte er zumindest auf dem Papier all dies zuwege gebracht.
    Morgen, dachte sie, während sie Unterlagen aus ihrem Rucksack hervorzog und dem Portier am Empfang reichte, morgen, nachdem sie sich zwanzig Stunden Flug abgewaschen, ausgeschlafen und sich mit einem eiweißreichen Frühstück gewappnet hatte, morgen, wenn ihr nicht mehr allein schon beim Lesen seines Namens schwindeln würde, dann würde sie ihn

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