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In Liebe, Rachel

In Liebe, Rachel

Titel: In Liebe, Rachel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Higgins
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Deutschen, die eifrige Vogelbeobachter waren und sie, wie sich herausstellte, für ein Ehepaar hielten. Kate machte sich nicht die Mühe, sie zu korrigieren.
    Das Essen wurde auf einem breiten, starren Bananenblatt serviert. Sam wies sie an, zuerst einen süßen, milchigen Brei auf die untere rechte Seite des Blattes zu streichen. Dann probierten sie sich mit Hilfe des Guides durch die süßsauren Chutneys, die Currys, die runden, gewürzten Chips, den gewürzten gegrillten Fisch und ein sehr scharfes, feuriges Gericht namens
sambar
, bis alles mit frischer Kokosmilch aus einer rauhen Frucht hinuntergespült wurde. Die Mahlzeit war eine Geschmacksexplosion aus Pfefferkorn, Zimt, Kardamom sowie grünen und roten Chilis und – wie jedes Gericht, das
für
sie und nicht
von
ihr zubereitet worden war – unvergleichlich köstlich.
    Es wurde dunkel im Dschungel. Bald umgab undurchdringliche Schwärze das Camp. Das Licht der Feuerstellen wurde zum Licht der Welt. Insekten lärmten an der Überdachung. Kate betastete ein Betelblatt – zur Verdauung und nicht betäubender als eine Marlboro, wie der Guide betont hatte – und legte es schließlich zur Seite. Abgesehen davon, dass es die Zähne verfärbte, wollte Kate keine zusätzlichen Stimulanzien zu sich nehmen, die die Erfahrung dieser Nacht verfälschten.
    Dann zog einer der Männer gegen die Parkordnung – keine lauten Geräusche, keine Musik – eine Sitar hervor, ein anderer eine hohe, schlanke Trommel. Der Sitarspieler stimmte ein rhythmisches, verführerisches Lied an. Alte Musik erklang, exotisch und unwiderstehlich. Sie ging ihr durch und durch und brachte ihre Hüften zum Schwingen.
    Sam flüsterte ihr ins Ohr: »Los, wir brechen noch eine Regel.«
    Sie zog eine Augenbraue hoch. Er nahm seine Tasche und klemmte sich seine Schlafmatte unter den Arm. Der Schein der Feuer spielte auf den dunklen Flächen seines Gesichts. Er lächelte verschwörerisch, und Kate fragte sich, ob er es nicht etwas zu ernst mit dieser Pseudoehe nahm. Auch wenn sie wusste, dass sein romantisches Interesse einer anderen galt, erschauerte Kate vor Erregung, dass ein so attraktiver Mann wie Sam in ihr mehr sehen könnte als nur die langweilige amerikanische Hausfrau. Hey, es war nur eine Fantasie – und sie war sicher.
    »Na los!« Sam entfernte sich. »Man sieht die Sterne besser, je weiter man vom Feuer weg ist.«
    Kate packte ihre eigene Schlafmatte und folgte ihm. In der Dämmerung auf der anderen Seite der Hütte entrollte Sam seine Matte und enthüllte eine Flasche.
    »Dies ist
fenny
«, erklärte er. Er zog ein Schweizer Taschenmesser aus seiner hinteren Hosentasche und öffnete die Flasche. »Ich habe es in Goa gekauft. Es handelt sich um einen Likör, der aus Kokossaft hergestellt wird.«
    Kate rollte ihre Matte neben seiner aus. »Und du bist damit fünfzehn Kilometer durch den Dschungel gewandert.«
    »Camping ist langweilig, Kate. Nichts zu tun außer trinken und … nun …« Seine Zähne blitzten in der Dunkelheit. »Du bist verheiratet. Die deutschen Mädchen glauben,
wir
sind verheiratet. Ich komme also bei niemandem zum Zug.«
    Er hielt ihr die Flasche hin. Kate packte sie am Hals und nahm einen tiefen Schluck. Die Flüssigkeit brannte. Hustend setzte sie sich auf die Matte und gab ihm die Flasche zurück. »Und ich dachte, du wärst schwul.«
    Sam spuckte einen großen Schluck
fenny
in hohem Bogen aus.
    »Das heißt, in dem Moment, als ich dich kennenlernte, wusste ich trotz des Fiebers schon, dass ich unrecht hatte.« Kate legte sich auf seine Matte, um die Sterne besser betrachten zu können. »Doch davor wusste ich nur, was Sarah uns erzählt hatte, und so nahm ich an …«
    »Sarah weiß
sehr
gut, wo meine Präferenzen liegen.«
    »Hör mal, wir haben im letzten Jahr durchaus von dir gehört, aber auf Sarahs Art. Jedes Mal, wenn Sarah einen Mann erwähnt, forschen wir ein wenig nach. Wir wollen sie schon seit langer Zeit zurück ins Leben zerren. Doch unsere Fragen wehrt sie immer ab, und als wir herausgefunden hatten, dass du weder Frau noch Freundin hast, nun … was hätten wir sonst denken sollen?« Sie streckte sich träge auf der Matte aus. »Wir mussten glauben, dass du ihr schwuler Kumpel bist.«
    »So viel also zur Geduld als Tugend.« Sam schloss seine Hand um den Flaschenhals und setzte sie an die Lippen. Seine Kehle bewegte sich, als er einen tiefen Schluck nahm.
    Drei Lichtstreifen schossen über den Himmel. Die Wärme des Alkohols breitete

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