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In Liebe, Rachel

In Liebe, Rachel

Titel: In Liebe, Rachel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Higgins
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sich von Kates Bauch in ihrem ganzen Körper aus. Sams warmer Körper neben ihr – ein großer, lebendiger Mann – weckte ihre Sehnsucht nach Paul, dem jungen Paul, der nie zu beschäftigt für besondere Situationen gewesen war. Dem Paul, der sich Zeit für sie nahm, in der Dunkelheit, unter dem Sternenhimmel, als sie noch keine Kinder hatten.
    »Hier draußen ist alles anders, Kate. In dem Umfeld, in dem Sarah und ich arbeiten, kommen und gehen die Menschen.« Sam stellte die Flasche auf der Matte zwischen ihnen ab und wühlte in seinem Rucksack nach einer Schachtel Zigaretten. »Sie kommen aus ihrem vertrauten Leben in ein Land, in dem es kein Abwassersystem gibt. In dem es Hunger und Krankheiten gibt und oft auch bewaffnete Auseinandersetzungen. Es ist immer gefährlich. Und für zwei Wochen oder zwei Monate oder ein halbes Jahr haben sie ein vollkommen anderes Leben. Sie nehmen große Risiken auf sich. In solch einer Ausnahmesituation verliebt man sich manchmal Hals über Kopf.«
    Kate schloss die Augen. »Ich weiß, ich hätte mich mit Sarah dem Corps anschließen sollen.«
    »Klingt super, ja.« Er zündete sich eine Zigarette an. Die Spitze glühte in der finsteren Nacht. »Ich war einige Zeit im Kongo. Dort habe ich eine Frau geliebt.«
    »Gerade hast du den Anfang eines Liebesromans gesprochen.«
    »Nun, er ist zugleich das Ende. Als diese Frau die geplanten zwei Monate hinter sich hatte, ist sie nach Kansas zurückgekehrt. Zwei Monate lang hatte sie mich jeden Abend angerufen. Doch als sie sich wieder in ihrem alten Leben integriert hatte, rief sie immer seltener an. Sie sprach von unserer gemeinsamen Zeit wie von einem Traum.« Sam legte die Zigarette neben der Decke auf der festen Erde ab, so dass sich der Rauch emporschlängelte. »Ihre Erinnerungen an den schwarzen Briten, den sie im Kongo geliebt hatte, hat sie auf ein Regalbrett mit der Aufschrift ›Jugendsünden‹ gestellt. Kaum ein Jahr später war sie mit einem Maisfarmer verheiratet.«
    Kate wandte den Kopf, um sein Profil zu betrachten, während er sich eine zweite Zigarette anzündete. Sie hatte ganz vergessen, wie Alkohol und Dunkelheit es erleichterten, sich die intimsten Dinge zu erzählen. »Sam, es tut mir so leid …«
    »Es braucht dir nicht leidzutun. So etwas passiert immer wieder. Wir nennen es ›Abenteurersex‹.«
    »Abenteurer-Was?«
    »Das Verlangen nach einer Verbindung an einem gefährlichen Ort«, erklärte er und legte die zweite Zigarette zu ihren Füßen ab. »Es geschieht automatisch, wenn man aus seinem eigenen, bequemen Leben gestoßen wird. Man fühlt sich von einem Fremden angezogen, man fühlt den Hunger nach einer tieferen Verbindung.«
    Kate verstand ihn besser, als er ahnte. Das, was er gesagt hatte, erklärte, warum ihr Körper in dieser Nacht, umgeben vom Dschungel, ausgestreckt auf einer Matte unter den Sternen, vor sexueller Erregung prickelte und sie die Erinnerung an Pauls schlaksigen Körper nicht verdrängen konnte.
    Sie spreizte die Finger auf ihrem Bauch.
    Paul, warum bist du nicht einfach mitgekommen?
    »Diese Dinger werden dich umbringen«, sagte Kate, als Sam nach der dritten Zigarette griff.
    »Ja, aber es wird noch eine Weile dauern.« Die Spitze glühte rot in der Dunkelheit. »In der Zwischenzeit«, erwiderte er, als er die dritte Zigarette auf der Erde neben ihrem Kopf ablegte, »wird der Rauch uns einhüllen und die Moskitos vertreiben.«
    »Ah.«
    »Berufsrisiko«, erklärte Sam und streckte sich in angemessenem Abstand ebenfalls aus. »Nach dem ersten Malariaanfall lernt man, Moskitonetze und Insektenschutzmittel wertzuschätzen. Nach dem ersten Anfall von Abenteurersex lernt man eine andere Art von Disziplin, Geduld und Selbstverleugnung. Besonders im Umgang mit denen, die einem am meisten am Herzen liegen.« Er verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Deshalb gehe ich Frauen mit hungrigen Augen auf ihrem ersten Überseeeinsatz aus dem Weg.«
    »Äh … soll ich jetzt versprechen, vorsichtig zu sein?«
    Sam lachte. »Nein, ich habe nicht von dir gesprochen, Kate. Jeder Idiot kann sehen, dass du an einer langen, starken Leine hängst, die dich bald wieder nach Hause ziehen wird. Ich habe von Sarah gesprochen. Und von mir. Wir arbeiten seit einem Jahr zusammen, und nicht einmal …« Er stieß einen langen Seufzer aus.
    »O Sam, such die Schuld nicht bei dir«, sagte Kate mitfühlend. »Sarah war bisher zu keiner ernsthaften Beziehung fähig.« Obwohl sie selbst, Rachel und Jo jeden

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