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In Liebe, Rachel

In Liebe, Rachel

Titel: In Liebe, Rachel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Higgins
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Aber zu Hause, hier, wo ich die Mutter spiele? Fremde glotzen mich an, wenn Grace weint. Die Leute verdrehen die Augen, wenn sie im Supermarkt spielt.«
    »Was du nicht sagst!«
    »Ich meine, mal im Ernst, wo bleibt bei alldem der Lohn? Eines Tages wird Tess an ihrem Hochzeitstag einen Toast auf dich und Paul ausbringen, da bin ich mir sicher – aber das sind vielleicht gerade mal dreißig Sekunden der Wertschätzung. Und wer bestimmt, was wann wie und ob überhaupt belohnt wird? Ehrlich, wenn ein Kind nach Harvard geht, dann hat die Mutter einfach nur das getan, was von ihr erwartet wird, keine große Sache. Aber wenn das Kind plötzlich hinter der Maschinenfabrik Zigaretten raucht, dann ist die Mutter der letzte Dreck.«
    Nein, das waren keine Tränen in Bobbie Jo Marcums Augen. Bobbie Jo Marcum war schließlich eine von den Harten, die Herrscherin des Universums, die durch kreative Zauberkunst für eine große Zahl von Werbespots verantwortlich war, die bei den großen Network- TV -Sendern liefen. Bobbie Jo Marcum war nicht mehr das undankbare Mädchen, das es ihrer Mutter übelnahm, weil diese zwar zwei Jobs hatte, ihrer Tochter zum Geburtstag aber trotzdem nicht die hübsche Porzellanpuppe kaufen wollte.
    »Wem sagst du das, Jo?«
    »Ach Schätzchen, stell dich nicht auf eine Ebene mit mir.« Jo starrte mit tränenfeuchten Augen die Taschentücher an. »Ich muss dich um Entschuldigung bitten. Sobald du deinen gebräunten Hintern wieder hierherbewegt hast, werde ich sie dir in einem eisgekühlten Glas servieren, mit Salzrand und zwei Kirschen an einem Rührstäbchen.«
    »Jo …«
    »Nein, mach’s mir nicht zu leicht. Ich bin eine nachtragende, arrogante Kuh, die gerade erst anfängt zu verstehen, was du alles durchgemacht hast. Und ich werde das einfach nicht ohne deine Hilfe schaffen.«
    Kate hickste. Ihre Stimme war heiser vor Tränen. »Du hast keine Ahnung, wie gut es gerade tut, das zu hören.«
    Auf dem Küchentisch klingelte Jos Handy.
    »Mist, Jo, du hast doch auch noch einen richtigen Job. Wie schaffst du deine Arbeit überhaupt?«
    »Arbeit? Was ist das? Oh, ist es das Handy, das alle fünf Minuten klingelt? Oder vielleicht mein Team, das panisch schreit, dass wir den Auftrag verlieren werden, weil ich mich in den letzten zehn Tagen nur zweimal im Büro habe blicken lassen?«
    »Ich nehme an, dass du die barfüßige Nanny nicht eingestellt hast.«
    »Nein. Aber ich habe vielleicht jemand anderen.«
    Latoya – »Mom hat mich so genannt, bevor die Jackson so seltsam wurde« – war Lehramtsstudentin an einem Community College im Norden von Manhattan und setzte gerade ein Semester aus, um Geld zu verdienen, da sie das Studium selbst finanzierte. Jo hatte die Ehrlichkeit des Mädchens gefallen, ihre Unverblümtheit. Und sie besaß eine Fähigkeit, die Jo nicht im Blut lag: Sie konnte ein Kind in einer Millisekunde für sich begeistern.
»Gracie, eine tolle Frisur hast du da!«
Und Grace hatte gestrahlt. Jo hatte Latoya auf der Stelle engagiert. »Morgen machen wir den ersten Versuch. Dann kann ich ein paar Stunden zur Arbeit gehen.«
    Als ob es eine Rolle spielte. Der Einfall mit dem Engagement des kenianischen Sängers hatte sich zerschlagen. In ihrem Team herrschte ein eklatanter Mangel an zündenden Ideen. Das Koksnasenmodel als »
Mystery
-Frau« zu nehmen war weit und breit die einzige. Also hatte man sich notgedrungen für sie entschieden. In der vergangenen Nacht hatte Jo eine Inspiration gehabt, als sie vom Lärm eines Musikkanals – sie war vor dem Fernseher eingeschlafen – auf der Couch aufgewacht war. In dem Video hatte sich eine schwarzhaarige Sängerin verführerisch zu den Klängen einer Funky Sitar gewunden. Als Jo dasselbe Lied dann am Nachmittag aus Latoyas iPod dröhnen hörte, war ihre Muse endlich erwacht: Das perfekte Gesicht für
Mystery
war eine aufstrebende indisch-amerikanische Popsängerin, deren Single gerade überall gespielt wurde. Jo hatte das perfekte Gesicht für
Mystery
gefunden – doch leider zu spät.
    Was nach Jos Einschätzung eine Garantie dafür war, dass sie den Auftrag, um den ihre Agentur seit einem halben Jahr kämpfte, nicht bekommen würde.
    »Grace schafft das schon«, sagte Kate, die Jos Schweigen falsch interpretierte. »Kinder sind hart im Nehmen.«
    »Ja, ja, ich weiß. Wenn sie sich nicht nachts beim Schlafwandeln den Schädel einschlägt …«
    »Vertrau einfach deinem Bauchgefühl.«
    Das war ja gerade das Problem. Jo konnte ein Geschäft

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