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In Liebe, Rachel

In Liebe, Rachel

Titel: In Liebe, Rachel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Higgins
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aus dreitausend Kilometern Entfernung riechen, aber sie hatte nicht einen Funken mütterlichen Instinkt. »Kate, du weißt, dass Gracie eigentlich zu dir hätte kommen müssen.«
    »Ich bin mir da gar nicht so sicher. Vielleicht konnte Rachel in die Zukunft sehen und hat gewusst, was ich meiner Familie gerade antue.«
    »Du hast den Urlaub gebraucht.«
    »Mütter haben keinen Urlaub.«
    »Sei bloß still! Ich habe im Februar St. Lucia gebucht.«
    »Ich nehme Grace dann während der Woche zu mir. In das winzige, heruntergekommene Apartment, in dem ich wohne, nachdem Paul mich rausgeworfen hat.«
    Jo klemmte sich das Telefon zwischen Wange und Schulter, verwirrt über die Unsicherheit in Kates Stimme. »Du hast in letzter Zeit nicht mit ihm gesprochen?«
    »Bald habe ich dazu Gelegenheit.« Kate schneuzte sich. »Ich habe meinen Flug umgebucht. Übermorgen bin ich wieder da.«
    »Wann kommst du an?« Jo notierte sich die Flugnummer und die Ankunftszeit am Rand ihres Blocks. Das Flugzeug kam lange nach dem Termin für das Pitch-Meeting an. Sie würde es sowieso nicht im Büro aushalten, nachdem der Auftrag vermasselt war. »Wie wär’s, wenn ich dich abhole?«
    »Warum? Brauche ich moralische Unterstützung?«
    Jo wägte den Wert einer kleinen Notlüge ab, die Kate noch ein bisschen Frieden verschaffen würde. Da Paul ihre Anrufe nicht erwiderte, konnte Kate vom anderen Ende der Welt sowieso nichts tun.
    Andererseits verdiente Kate eine Warnung.
    »Süße, ich habe heute mit Paul telefoniert.«
    »Mist.«
    »Wappne dich, Kate. Wenn das Flugzeug gelandet ist, wirst du in höllischen Schwierigkeiten stecken.«
     
    Nachdem sie aufgelegt hatte, erkannte Jo, welch großen Fehler sie gemacht hatte, indem sie Kate vor der Wucht von Pauls Zorn warnte. Sie hätte den Mund halten sollen. Paul und Kate verband sehr, sehr viel. Doch Jo verstand genug von Beziehungen, um zu wissen, dass, je tiefer die Verbindung war, sie desto explosiver unter Druck stehen konnte.
    Das war einer der besseren Gründe dafür, niemals zu heiraten.
    Aus dem Fernseher drang laute Musik herüber, während Cinderella in der Kutsche des Prinzen in den Sonnenuntergang fuhr. Grace rührte sich auf der Couch, und Jo gab sich einen Ruck. Sie hatte jetzt keine Zeit, über Kate nachzudenken, denn sie sah sich einem anderen Problem gegenüber: Sie musste Grace ins Bett – und vor allem zum Schlafen – bringen.
    Sie überflog die sechs Blätter mit den Notizen aus dem Telefonat mit Kate. Routine! Dieses Worte hatte Kate besonders betont. Dazu gehörte auch eine verlässliche, vorhersehbare Schlafenszeitroutine.
    »Hey, Kleine«, sagte sie und erhob sich, »hat dir der Film gefallen?«
    »Zu viele Mäuse«, erwiderte Grace gähnend, »und zu wenig Cinderella.«
    Jo nahm die Fernbedienung und schaltete den Fernseher aus. Grace hatte sich wieder auf die Couch fallen lassen. Einer ihrer Socken lag neben dem Couchtisch auf dem Boden.
    »Was sagst du zu einem schönen Schaumbad und einer Gutenachtgeschichte vor dem Schlafen?«
    »Okay.«
    Zu Jos Überraschung rannte Grace nach oben und zog sich nackt aus, ganz ohne den verlegenen Blick, den sie ihr gestern zugeworfen hatte, als sie im Laden neue Kleidung anprobierte. Jo überprüfte die Wassertemperatur und erlaubte Grace, sich in die Wanne zu setzen, während sich diese noch füllte. In der Zwischenzeit sammelte sie Kleidung für die Wäscherei zusammen und suchte in ihrem Wäscheschrank nach einem Schaumbad. Sie hatte Badesalz und Öle und Duschgel – und Massageöle und Gleitmittel, die ebenso wie ihr Liebesleben in die letzte Reihe geschoben worden waren. Sie wollte gerade schon aufgeben, als sie das Etikett auf der Rückseite des Duschgels las und erkannte, dass man es auch für die Herstellung von Schaumblasen verwenden konnte.
    Sie hoffte, dass Grace der Geruch nach Passionsfrucht nicht stören würde. Nachdem sie reichlich Duschgel ins Wasser gespritzt hatte, holte sie eine Schwimmbarbie aus einer der Einkaufstüten. Als sie ins Bad zurückkam, war Grace schon bis zum Kinn im Schaum versunken.
    »Oh, da habe ich wohl etwas zu viel erwischt, hm?«
    Grace lächelte.
    Grace lächelte!
    Da sie diesen Moment nicht gefährden wollte, zog Jo sich rasch aus dem Badezimmer zurück und ließ Grace allein in der Wanne spielen. Während sie mit Hector telefonierte, beobachtete sie das kleine Mädchen durch den Türrahmen, wie es sich Schaumbärte anklebte und Schaumflocken auf ihren Schultern verteilte, um

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