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In Liebe, Rachel

In Liebe, Rachel

Titel: In Liebe, Rachel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Higgins
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werde ihm so bald wie möglich sagen, dass Sie hier sind.«
    Sarah setzte sich mit dem Rücken zum Empfang auf die Couch. Sie wollte den bedeutungsvollen Blick nicht sehen, den das BOTOX -Mädchen mit einer Krankenschwester, die gerade dazugekommen war, austauschte. Das Flüstern war schlimm genug. Sie wusste nicht, warum es sie störte, da sie doch daran gewöhnt war, den größten Teil ihrer Zeit als blasse Merkwürdigkeit in einem Flüchtlingslager zu verbringen.
    Sie betrachtete die geschmackvoll gerahmten Werbeplakate, die chemisches Peeling und Laserbehandlungen anpriesen. Sie hatte noch nie von diesen Techniken gehört und fragte sich für einen Moment, ob sie mittlerweile Lücken in ihrem Wissen über rekonstruktive Chirurgie hatte. Sie betrachtete die Zeitschriften, die auf dem Beistelltisch aus Glas auslagen –
Glamour
,
Vogue
,
Condé Nast Traveler
,
People
,
Cosmopolitan
 – und verlor sich schon bald in der eingehenden Prüfung von Werbeanzeigen, die, soweit sie es beurteilen konnte, vor allem erschreckend dürre vorpubertäre Mädchen zeigten.
    Als eine perfekt proportionierte Blondine in die Praxis schwebte, hob Sarah den Kopf. Die Empfangsdame sprang auf, flatterte aufgeregt um die Frau herum und führte sie dann geradewegs in einen Behandlungsraum. Da begann Sarah, unruhig zu werden. Hatte Kate vielleicht doch recht gehabt, und Colin war nur höflich gewesen, als er sie nach L.A. einlud? Sie sorgte sich, dass Colin weiter hinten in seinem Büro saß und panisch überlegte, wie er sie loswerden könnte, bevor seine Verlobte ihn zum Lunch abholte. Vielleicht war ja diese perfekt proportionierte Blondine seine Verlobte! Sarah fragte sich, ob sie Jos Geld umsonst ausgegeben hatte, indem sie um die ganze Welt gejagt war, um eine hoffnungslose Illusion zu verfolgen.
    »Sarah!«
    Dort stand er, ragte hoch über ihr auf, mit seinen klaren Augen und seinem hinreißenden Lächeln. Kein Stethoskop hing um seinen Hals, und anstatt des von ihr erwarteten weißen Kittels trug er einen gut geschnittenen leichten Anzug.
    Er griff nach ihrer Hand und zog sie von der Couch hoch. »Es tut mir leid, dass du so lange warten musstest. Ich wusste nicht, dass du hier bist. Bei einem Patientengespräch möchte ich nicht unterbrochen werden …«
    »Das brauchst du doch nicht zu erklären.«
    Er ließ ihre Hand los, fuhr sich mit allen Fingern durchs Haar und verschränkte sie dann im Nacken. »Ich werde es aber erklären.« Er brauchte nicht zum Empfang zu blicken. Sarah wusste, dass man sie beobachtete. »Komm mit in mein Büro, Sarah, dann erzähle ich dir etwas.«
    Sie folgte ihm am Empfang vorbei, an der Krankenschwester in voller Weißkittelaufmachung, an zahlreichen geschlossenen Türen, hinter denen leises Gemurmel zu hören war, bis ans Ende des Korridors in einen Eckraum, der von südkalifornischem Licht durchflutet wurde. Colin schloss die Tür und trat an eins der deckenhohen Fenster, von denen man einen grandiosen Ausblick auf Los Angeles hatte.
    Sarah folgte ihm langsam. Ihr Blick glitt über die schimmernden Holzoberflächen, den abstrakten Druck an einer Wand, die Vorhänge aus Rohseide, die an den Seiten der Fenster diskret gerafft waren und sich auf dem gemusterten Teppich bauschten. Sie fühlte sich wie eine Staubflocke in der Sonne.
    Dann blieb sie abrupt stehen. Auf Colins Schreibtisch standen zwei medizinische Modelle: die Brüste sowie die Pobacken einer Frau.
    Die Wahrheit dämmerte ihr nur langsam. Sarah starrte die Modelle an, traute ihren Augen nicht. Glaubte zuerst, sich zu täuschen. Vielleicht waren es übergroße Modelle eines Gaumens, eines Kiefers oder eines anderen Teils des menschlichen Schädels. Darauf war Colin spezialisiert, oder etwa nicht? Gesichts- und Kieferchirurgie. Das konnten doch keine Modelle von … Titten und Arschbacken sein!
    Sarah legte die Hände auf die Rückenlehne des Besucherstuhls vor Colins Schreibtisch. Das Leder war kühl. Sie hatte Mühe, die Brocken seltsamer Informationen, die sich vor ihr zu türmen begannen, sinnvoll zu einem Ganzen zusammenzufügen. In den meisten Stammesgesellschaften ehrte man die Alten. Die arthritischen Finger, die gebeugten Schultern, das graue Haar, die dunklen Altersflecken im Gesicht, die hängenden Brüste – dies alles waren Zeichen für die Jahre, die die Menschen in der Sonne überlebt hatten, Zeichen für erworbenes Wissen und gelebte Erfahrung. Nun fielen die Bilder aus der
Cosmopolitan
über Sarah her, ebenso wie der

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