In Liebe und Tod
ziemlich richtiggelegen. Sie kannte den Nachnamen von diesem Aaron - er heißt Applebee, lebt in Chelsea und arbeitet für die Londoner Times.
Beide Elternteile waren mehrmals verheiratet oder haben in mehreren eingetragenen Partnerschaften gelebt, weshalb er eine ganze Horde von Halb-und Stiefgeschwistern hat.«
»Weshalb er vielleicht nicht allzu viel von Ehe und Familie hält.«
»Vielleicht. Journalisten haben jede Menge Quellen. Wenn er Tandy hätte finden wollen, hätte er das doch ganz bestimmt geschafft. Vielleicht ist er ja zu dem Schluss gekommen, dass er das Kind doch haben will, und die beiden haben sich irgendwo getroffen und feiern ihre Versöhnung, während alles nach ihr sucht. Vielleicht hat er auch rausgefunden, dass sie das Kind bekommt, obwohl es anders abgesprochen war, war deswegen sauer und hat sich auf den Weg hierher gemacht. Oder er ist zu Hause, schläft seinen Rausch vom Samstagabend aus und geht deshalb nicht ans Link.«
»Oder vielleicht ist sie einfach abgehauen. Das hat sie schließlich schon einmal gemacht, als sie sang-und klanglos aus London verschwunden ist.«
»Auch das wäre natürlich eine Möglichkeit.« Laut Computer betrug die Wahrscheinlichkeit fast fünfzig Prozent. »Aber ich wette, als sie London verlassen hat, hat sie ihre Sachen ordentlich gepackt und ihre Wohnung und die Arbeit ordnungsgemäß gekündigt. All das hat sie hier nicht getan. Nein, sie hat nicht den ganzen Tag gearbeitet, ist dann aus dem Laden gegangen und hat irgendwo zwischen Madison und Fünfter spontan beschlossen, einfach weiterzugehen.«
»Nein.« Roarke legte eine Hand auf ihre Schulter und massierte sie. »Das hat sie sicher nicht getan.«
»Also.« Sie kämpfte gegen ein Gähnen an. »Bist du mit deinen Zahlen weitergekommen?«
»Ich habe ein paar interessante Dinge rausgefunden. Ich will sie mir erst noch aus einer anderen Perspektive ansehen, dann stelle ich alles für dich zusammen.«
»Das klingt durchaus vernünftig. Hör zu, warum machst du nicht schon mal Schluss und gehst ins Bett? Ich warte nur noch auf den Anruf aus Italien, dann komme ich nach.«
»Nie im Leben. Wenn ich dich hier alleine lasse, komme ich in ein paar Stunden wieder und finde dich schnarchend in deinem Schreibtischsessel vor.«
»Ich schnarche nicht.«
»Mit deinem Schnarchen kannst du Tote wecken.«
»Kann ich nicht.« Oder etwa doch?
Lächelnd trat er vor die Pinnwand zum Fall Willowby und stellte anerkennend fest: »Du hast in dieser kurzen Zeit schon ganz schön viel herausgefunden.«
»Aber nichts, was darauf hinweist, warum man sie gekidnappt hat oder wo sie ist. In dem Fall in Italien haben sie weder die Frau noch das Kind jemals gefunden.«
»Sie hatten auch nicht dich.« Auch seine Mutter hatte keine Eve gehabt. Sie hatte niemanden gehabt, doch das war jetzt nicht mehr zu ändern, dachte er und wandte sich erneut an seine Frau. »Sieh dich doch nur mal an. Du bist vollkommen erledigt und gehst trotzdem gleichzeitig zwei Fällen nach.«
»Vielleicht ist es für sie bereits zu spät.« Sie nickte in Richtung der Aufnahme von Tandy und fügte matt hinzu: »Aber ich muss weiter nach ihr suchen, solange es noch Hoffnung gibt.«
Als das Link auf ihrem Schreibtisch schrillte, wirbelte sie herum und nahm den Anruf an. »Dallas.«
»Triveti. Sie wollten, dass ich Sie anrufe.« Er hatte einen ausgeprägten italienischen Akzent und ein schmales, freundliches Gesicht.
»Danke, dass Sie so schnell zurückrufen, Inspektor.«
»Gern geschehen. Mein Englisch, scusi, ist relativ bescheiden.«
»Mein Italienisch ist noch wesentlich bescheidener.« Sie warf einen Blick auf Roarke. »Aber ich habe hier jemanden, der uns helfen kann, wenn wir nicht weiterkommen. Sie haben vor zwei Jahren im Fall einer vermissten Schwangeren ermittelt.«
»Sophia Beiego. Sie haben auch so einen Fall.«
»Tandy Willowby.« Sie skizzierte kurz den Fall, wenn der Inspektor etwas nicht verstand, sprang Roarke auf Italienisch ein.
»Wie Ihre Tandy hat auch meine Sophia keine nahen Verwandten und keine engen Bindungen in der Stadt gehabt, in der sie verschwunden ist. Sie hat ihr - momento - ihr, äh, Bankkonto zurückgelassen. Seit ihrem Verschwinden wurde dort nichts mehr abgehoben, und sie hat auch ihre Kreditkarten nicht mehr benutzt. Ihre Kleider, alles, was sie besessen hat, war noch in der Wohnung. An dem Morgen, bevor sie verschwunden ist, hat noch die Nachbarin mit ihr gesprochen. Sie sagte, dass Sophia - was heißt
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