In Liebe und Tod
Sie hat einmal gesagt, das wäre der Grund, weshalb sie sich entschieden hat, es zu behalten, obwohl sie ganz alleine ist. Denn auch wenn es gute Menschen gibt, die sich ein Baby wünschen und die ihrem Baby ein gutes Leben bieten könnten, ist und bleibt es doch ihr Kind. Und sie wäre sich niemals völlig sicher, dass sie es jemals genauso lieben würden, wie sie es jetzt schon tut.«
»Was für gute Menschen? Hat sie jemals irgendwelche Einzelheiten genannt?«
»Nein, nur - warte ...« Mavis schloss abermals die Augen, zog mit ihren Händen leichte Kreise über ihrem Bauch und atmete langsam ein und aus.
»Oh, Scheiße. Scheiße! Hast du ...«
»Nein, nein, reg dich ab. Ich versuche einfach, mich zu konzentrieren. Tandy und ich haben einmal darüber gesprochen, wie es ist, ein Kind in einer Großstadt aufzuziehen. Haben das Für und Wider abgewogen, blablabla. Sie meinte, sie hoffte, sie täte das Richtige, wenn sie ihr Baby hier aufzieht, statt ihm ein Leben in Luxus als Landjunker zu bieten. So hat sie manchmal geredet«, fügte Mavis entschuldigend hinzu und schlug die Augen wieder auf. »Landjunker. Kannst du mir sagen, was das ist?«
»Woher soll ich das bitte wissen? Ich bin schließlich eine waschechte New Yorkerin. Okay, lass uns Peabodys Liste durchgehen. Vielleicht fällt dir dabei ja noch irgendetwas ein.«
18
Eve legte Mavis die Liste vor und bat Leonardo, sich neben seine Frau zu setzen und die Namen mit ihr zusammen durchzugehen. »Warum siehst du dir die Liste nicht mit ihr zusammen an und versuchst ebenfalls, dich an irgendetwas zu erinnern, was vielleicht wichtig ist. Warst du bei den Babygesprächen dabei?«
»Sicher. Tandy erwartet einen Jungen.« Er legte seine Pranke sanft auf Mavis’ Bauch. »Sie wollte es schon wissen, und ich habe mich mit ihr über das Baby, sie selbst und ihre Pläne unterhalten. Ich wollte ein Gefühl für sie bekommen, nicht nur, weil ich ihr Geburtscoach bin, sondern weil ich die Grundausstattung - und ein paar besondere Kleinigkeiten - für sie als Geschenk entwerfen will.«
»Ist er nicht der süßeste Knuddelbär des ganzen Universums?«, säuselte Mavis glücklich.
»Auf jeden Fall. Seht euch die Liste an, und versucht, euch an Gespräche zu erinnern, die ihr mit ihr oder über sie geführt habt. Alleine und zusammen. Vielleicht fällt euch ja noch irgendetwas ein. Ich bin sofort wieder da.«
Sie ging in Roarkes Arbeitszimmer, wo er hinter seinem Schreibtisch saß, und schloss die Tür.
»Probleme?«, fragte er.
»Unser Haus ist voller Menschen, von denen einer jeden Augenblick aufgrund eines hormonellen Überschusses wie eine Bombe hochgehen kann. Du hilfst mir bei zwei Fällen, obwohl du im Zusammenhang mit einem persönlich beleidigt worden bist. Ich habe dich an einem Sonntag nach Brooklyn mitgeschleppt, bevor wir an einem weiteren Tatort gelandet sind, und habe dir einen hysterischen Zeugen überlassen. Was wahrscheinlich noch nicht alles ist.«
»Wir erleben eben wieder einmal einen Tag im Paradies.«
»Ich liebe dich. Das war alles, was ich dir sagen wollte.«
Die Freude und die Liebe, die sie daraufhin in seinen Augen sah, trafen sie mitten ins Herz. »Schön, dass du mich daran erinnerst. Du bist hundemüde, Eve.«
»Du siehst ebenfalls ein bisschen mitgenommen aus.«
»Ach ja?« Er stand auf. »Dann solltest du mich vielleicht kurz in den Arm nehmen.«
»Vielleicht.«
Sie trat zu ihm hinter den Schreibtisch, und sie klammerten sich aneinander fest. Sie konnte auf eigenen Beinen stehen - das hatte sie, weiß Gott, bereits oft genug unter Beweis gestellt. Aber es war einfach ein erstaunliches Geschenk, einen Mann zu haben, an den sie sich anlehnen konnte, ohne dass sie deshalb schwach erschien.
»Den von uns geplanten Winterurlaub musste ich inzwischen mehrmals verschieben.«
»Hmmm.« Er hatte die Augen geschlossen und sog den Duft von ihrem Haar und ihrem Körper in sich auf. »Du hattest eben immer etwas anderes zu tun.«
»Ich habe immer irgendwas zu tun. Aber sobald Mavis dieses Kind bekommen hat und wir unsere Pflicht erfüllt haben, hauen wir für ein paar Tage ab.«
»Ach ja?«
»Versprochen.« Sie trat einen Schritt zurück und sah ihm ins Gesicht. »Ich brauche dich und brauche Zeit mit dir allein. Ich weiß nicht, warum ich das so oft verdränge. Außerdem glaube ich, dass wir nach dem Spaß bei der Entbindung unbedingt irgendwohin müssen, wo wir uns hemmungslos betrinken und wilden Sex genießen können, ohne dass
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