In Liebe und Tod
abstatten will. Aber vielleicht kommen Ms Bullock und Mr Chase ja lieber zu mir aufs Revier!«
»Wenn Sie kurz hier warten würden, sage ich Ms Bullock Bescheid.«
Hier war eine elegante, gold-silbern geflieste Eingangshalle, von deren hoher Decke komplizierte rote Glasskulpturen baumelten und an deren Wänden Eve bunte Gemälde ohne Sinn oder Substanz in schmalen, goldenen Rahmen hängen sah.
Bänke, Tische, Stühle waren ausnahmslos schwarz bezogen und dunkelrot gesäumt.
Eve ging ein paar Schritte, blickte eine breite, silberne Treppe hinauf und sah in einen geräumigen Salon, in dem die Farben des Dekors umgedreht worden waren - Schwarz-Rot für den Boden sowie Gold und Silber für das Mobiliar.
Ein Feuer prasselte in dem rubinroten Kamin und hinter einer Wand aus vergoldetem Glas sah man den langen, dunklen Fluss.
Nichts Weiches, dachte sie, nichts Ruhiges, Feminines, Tröstliches. Es war die Art von makelloser, strenger Einrichtung, von der sie immer leichte Kopfschmerzen bekam.
Niemand würde es je wagen, die Füße auf den schimmernden Silbertisch zu legen oder sich zu einem Nickerchen auf den goldenen Kissen auf dem geradlinigen Sofa zusammenzurollen, dachte sie.
Sie hörte das Klappern von Absätzen, drehte den Kopf und sah, dass Madeline Bullock auf sie zukam.
Das Passfoto wurde ihr nicht gerecht, überlegte Eve. Sie war eine wahrhaft beeindruckende Gestalt. Groß, stattlich, attraktiv, mit aus einem jugendlichen Gesicht gekämmtem, weich in ihrem Nacken aufgerolltem, silbrig-blondem Haar.
Ihre Augen waren arktisch blau und ihre Lippen rot wie der Kamin. Sie trug einen Pullover und eine Hose, die farblich zu ihren Augen passten, und die Diamanten, die an ihrem Hals und ihren Ohren hingen, funkelten wie Eis.
»Lieutenant Dallas.« Sie durchquerte das Foyer so majestätisch und geschmeidig wie eine teure Yacht das ruhige Meer, an der Hand, die sie ihr reichte, blitzten Diamanten und Rubine, als hätte sie den Schmuck passend zu ihrer Umgebung ausgewählt.
»Ich habe vor ein paar Tagen mit Ihrer Kollegin gesprochen«, fuhr sie fort. »Wegen der schrecklichen Tragödie, die sich bei Sloan, Myers und Kraus ereignet hat.«
»Genau.«
»Und Sie sind Roarke.« Ihr Lächeln wurde merklich wärmer. »Ich glaube nicht, dass wir uns schon einmal begegnet sind. Was, wenn ich es bedenke, recht erstaunlich ist.«
»Ms Bullock.«
»Bitte, bitte, nehmen Sie doch Platz. Sagen Sie mir, was ich für Sie beide tun kann.«
»Ich hatte den Eindruck, dass Sie das Land verlassen hätten, Ms Bullock«, begann Eve.
»Jetzt haben Sie uns erwischt.« Sie stieß ein leises Lachen aus, während sie unter leisem Rascheln des Seidenstoffs von ihrer Hose die Beine übereinanderschlug. »Mein Sohn und ich wollten nur ein wenig Zeit für uns, incognito, falls Sie verstehen.«
»Ich kenne den Begriff«, gab Eve trocken zurück, Madeline aber behielt ihr Lächeln weiter bei.
»Wir haben Robert - Robert Kraus - und mehreren anderen Leuten erzählt, dass wir New York verlassen. Ich bin sicher, Sie verstehen, dass es einen ziemlich erschöpfen kann, wenn man ständig irgendwo eingeladen ist. Natürlich sind Sie beide noch jung. Ihnen machen die Dinnerpartys, Bälle und Feste, zu denen Sie ständig eingeladen werden, sicher Spaß.«
»Ich kann gar nicht genug davon bekommen.«
Jetzt machte Madelines Lächeln einem Ausdruck der Verwirrung Platz.
»Und Sie konnten nicht einfach ein paar der Einladungen absagen oder den Leuten erklären, dass Sie und Ihr Sohn ein paar ruhige Abende daheim verbringen wollen?«
»Von Menschen in unserer Position wird so viel erwartet.« Madeline stieß einen abgrundtiefen Seufzer aus, zuckte mit den Achseln und ließ die Hände elegant in ihren Schoß zurückfallen. »Das kann manchmal ziemlich belastend sein. Wenn man eine Einladung annimmt, die nächste aber ausschlägt, verletzt man dadurch die Gastgeber. Es war nur eine kleine List, um all das zu vermeiden und ein paar ruhige Abende zu haben, weiter nichts. Wir lieben diese Stadt. Ah, hier sind ein paar Erfrischungen.«
Die Droidin rollte einen Teewagen mit verschiedenen Karaffen, einer Teekanne, Tellern mit Obst und Käse sowie kleinen, mit Zuckerguss verzierten Törtchen an den Tisch.
»Darf ich Ihnen einen Brandy oder Tee anbieten? Oder vielleicht beides?«
Da er wusste, dass Eve verneinen würde, legte Roarke die Hand auf ihren Oberschenkel und nahm dankend an. »Eine Tasse Tee wäre jetzt genau das Richtige.«
»Wunderbar. Ich werde
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