In Liebe verführt
kommen.
David half ihr wieder auf die Beine. »Mein Gott, was für ein Wahnsinn, in einer solchen Nacht ein derartiges Unternehmen zu starten! Was hast du dir nur dabei gedacht, Cosimo? Die arme Frau wirkt ja wie eine ertrunkene Ratte!«
»Von wegen arme Frau«, erklärte Cosimo, als er sich über die Reling schwang und neben ihnen stand. Die Ereignisse der Nacht schienen ihm beneidenswert wenig ausgemacht zu haben. »Sie ist stark wie ein Pferd… Meg, geh unter Deck«, fuhr er ebenso brüsk fort. »Biggins, heißes Wasser, und zwar sofort! Und sag Silas, er soll heißen Grog machen und in die Kajüte bringen. Komm, Meg, steh nicht da ’rum wie ein Museumsstück. David, wenn du uns irgendein vorbeugendes Mittel gegen Erkältung in meine Kajüte schicken willst, kannst du das gern tun.«
Meg widerstand der Hand nicht, die sie in Richtung Luke lenkte. In der Kajüte brannte eine Lampe mit tief heruntergedrehtem Docht. Gus war nirgends zu sehen, und Meg nahm an, dass der unternehmungslustige Vogel anderswo Gesellschaft gesucht hatte.
»Steh still, damit ich den Wachstuchmantel aufknöpfen kann.« Cosimo war jetzt voller Aufmerksamkeit für sie, überwand die nassen, steifen Knopflöcher und zog ihr den Umhang herunter. »Mein Gott, du bist ja völlig aufgeweicht«, murmelte er. »Hoffentlich bekommst du keine Lungenentzündung.«
»Du bist doch genauso nass«, erwiderte Meg mit klappernden Zähnen, und er schüttelte mit einem kurzen Lachen den Kopf.
»Ich bin daran gewöhnt, meine liebe Meg.« Während er sprach, zog er ihr die nassen Sachen aus und stoppte auch nicht damit, als die Tür sich öffnete und Biggins mit den Krügen voll heißen Wassers hereinkam. »Füll das Bad, Biggins.«
»Aye, Sir.«
Meg war es zu kalt, um sich Gedanken darüber zu machen, wer sie womöglich fast nackt sah. Ihre Haut war eine einzige Gänsehaut, sie sah aus wie ein gerupftes Huhn, und ihre Brüste schienen sich auf die Größe von Walnüssen zusammengezogen zu haben. Cosimo gab ihr das Paisleytuch, und Meg wickelte sich fest hinein, während Biggins weiter die Wanne füllte.
»Zieh du ebenfalls deine nassen Sachen aus«, empfahl sie dem Freibeuter mit klappernden Zähnen, als sie ihn immer noch in seinem Wachtuchmantel dastehen sah.
»Setz du dich erst einmal ins heiße Wasser, dann tu ich das.« Er scheuchte sie zum Bad. »Es dürfte schon genug drin sein, und ich gieß nach, wenn Biggins neues bringt.«
Meg widersprach nicht. Sie setzte sich in das heiße Wasser und spürte, wie das krampfhafte Zittern nachließ. Cosimo kam nackt mit zwei weiteren Krügen herein und goss sie über Meg. »Rutsch ein bisschen zur Seite, damit ich auch Platz habe.«
Sie rutschte ganz an die Seite, als er sich vorsichtig neben sie platzierte, wobei er seine eisigen Füße unter ihr Hinterteil schob. Dann tauchte er mit dem Kopf unter.
»Das ist besser«, murmelte er, als er wieder hochkam, um Luft zu holen. »Wie geht’s dir?«
»Auch langsam besser«, sagte sie und rieb mit dem Hinterteil an seinen Füßen, um sie warm zu kriegen. »Hast du die Nachricht erhalten, für die du hingegangen bist?«
Er blinzelte durch die Wassertropfen, die an seinen Wimpern hingen. »Ja.«
»Also war es das Ganze wert?« Meg goss sich Wasser über die Schultern, die wieder kalt zu werden begannen.
»Ja. Und jetzt musst du aussteigen und dich abtrocknen.«
»War es eine Nachricht von Ana?«, fragte Meg und stand in einem Regen von Tropfen auf. »Habe ich ein Recht, das zu fragen?«
Cosimo tauchte noch einmal unter Wasser. Er wollte ihr noch nichts über die Nachricht erzählen. Auch nichts über Ana. Nicht, bis er seine eigenen Gefühle, was das betraf, geordnet hatte. Sie waren momentan noch zu aufgewühlt, um genauer erforscht zu werden, vor allem nicht öffentlich. Und doch hatte Meg ein Recht auf eine Antwort. Außerdem würde sie sowieso alles daransetzen, mehr zu erfahren, wenn er nicht versuchte, ihre Neugier zu befriedigen. Als er den Kopf wieder hob, sagte er also: »Ja, da war eine Nachricht von Ana.«
»Habe ich mich so gut angestellt, wie Ana es getan hätte?« Sie wickelte sich in ein Handtuch, als sie die Frage stellte, von der sie nicht wusste, warum sie ihr in den Sinn gekommen war. Warum hatte sie das Gefühl, irgendwie im Wettbewerb mit der unbekannten Frau zu stehen?
Man konnte sich bei Meg wirklich darauf verlassen, dass sie gleich zur Sache kam. Sie war unfehlbar direkt! »Über Ana solltest du dir keine Sorgen machen«, sagte
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