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In Liebe verführt

In Liebe verführt

Titel: In Liebe verführt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Ausnahme von Arabella. Momentan fühlte sie sich so lebendig wie nie zuvor. Dagegen war alles, was vor ihr lag, die Aussicht, in Kent lebendig begraben zu sein.
    Sie wandte sich von der Reling ab und ging unter Deck, denn sie war plötzlich zu deprimiert, um sich an der milden Nachtluft weiter erfreuen zu können. Cosimo folgte einem Pfad vom Strand zu dem kleinen Dorf St. Aubin. Er kannte es von früher. Vor dem Krieg hatte er einen blühenden kleinen Schmuggelhandel mit feinem Wein von den Hängen um Bordeaux nach Cornwall in England betrieben. Und trotz der veränderten Umstände wurde er von den Betreibern des Lion d’Or nach wie vor als alter Freund begrüßt.
    » Eh, bonsoir, mon capitain! «, rief der Mann an der Theke, öffnete den Hahn an einem Weinfass und füllte ein Glas. Er stellte es auf die Theke. » Comment ça va? «
    » Bien, merci, Henri, et vous? « Cosimo hob das Glas und trank ihm zu.
    Der alte Mann antwortete mit einem Schulterzucken, das nicht ganz überzeugend wirkte. Dann spuckte er in die Sägespäne unter seinen Füßen. Cosimo nickte verständnisvoll. Und als die Tür ein paar Minuten später mit einem Krach aufflog und zwei Gendarmen hereinstapften, verstand er noch besser. Denn er sah seinen Freund die beiden mit dem besten Wein seines Kellers bewirten, ohne dass er je auf Bezahlung hoffen durfte.
    Cosimo blieb nahezu ungerührt sitzen und antwortete nur kurz angebunden auf die Fragen der Polizisten. Dann lud er sie zu einem Cognac ein und bedeutete Henri, den besten, den er hatte, einzuschenken. Es funktionierte genauso gut wie immer, denn unter dem Einfluss des starken Getränks begannen die beiden zu reden. Er erfuhr, dass es im Hügelland inzwischen Patrouillen gab, dass Napoleon die Welt erobern würde… etwas, wovon er mit ganzem Herzen hoffte, dass es sich als unrichtig erweisen würde… und dass der Hafen von Bordeaux jetzt für alle fremden Schiffe geschlossen war.
    Nach einer Stunde warf er Geld auf die Theke, hob zum Abschied die Hand und verließ das Wirtshaus mit leicht unsicherem Schritt. Als er hörte, wie die Männer sich sofort über ihn lustig machten, spielte ein ironisches Lächeln um seine Lippen.
    Ohne weitere Zwischenfälle erreichte er die Mary Rose kurz vor Mitternacht. Nachdem er an Deck gestiegen war, gab er den Befehl, die Mary Rose außer Sichtweite der Küste zu segeln, und ging hinunter in die Kajüte.
    Meg saß mit verschränkten Beinen auf der Bank am Fenster, in Mrs. Radcliffes Der Italiener vertieft. Sie hatte das Gefühl, noch nie so lange für ein Buch gebraucht zu haben, und erinnerte sich mit flüchtigem Bedauern an die lange Reihe von Damen, die in Mrs. Carsons Leihbücherei darauf warteten. Sie sprang auf, als Cosimo hereinkam und Gus verkündete: »Gut’n Tag!«, wobei er von seinem Platz auf der Bank neben Meg auf Cosimos Schulter flog.
    Meg betrachtete ihn eingehend. Er schien unverändert. »Du bist wieder da«, sagte sie überflüssigerweise. »Ist alles gut gegangen?«
    Er schüttelte den Kopf und zog seinen Umhang aus. »Nein«, sagte er.
    »Warum? Was ist passiert?« Besorgt kam sie zu ihm herüber. »Bist du verletzt, Cosimo?« Die Frage klang ängstlich.
    Er schüttelte erneut den Kopf. »Nein… nein, kein einziger Kratzer. Mir geht es gut.«
    Meg trat einen Schritt zurück. »Und wem nicht?« Sie beobachtete sein Gesicht genau.
    »Der Kurier ist nicht eingetroffen«, sagte er knapp. »Ich kann nur annehmen, dass ihm irgendetwas zugestoßen ist.«
    Meg runzelte die Stirn. »Wirst du es morgen noch mal versuchen?«
    »Nein, das kann ich nicht riskieren. Das ist eine unumstößliche Regel. Wenn eine Begegnung nicht geklappt hat, versuchen wir es nicht noch einmal.«
    »Ach so.« Das schien sinnvoll in der seltsamen Welt, zu der Cosimo gehörte. »Was wirst du also tun?«
    »Es sind wichtige Nachrichten«, sagte er.
    »Wo sind sie?«, fragte Meg. »Kann ich sie sehen?«
    Statt einer Antwort knöpfte er sein Hemd auf. Ordentlich gefaltet steckte ein Päckchen Papiere unter seiner Achsel. »Warum willst du sie sehen?«
    Jetzt fühlte sie sich plötzlich dumm wegen ihrer Zweifel. »Dafür gibt es natürlich keinen richtigen Grund. Aber was wirst du mit ihnen anfangen? Gibt es niemanden anderen, der sie überbringen kann?«
    »Nein.« Er löste den schmalen Ledergurt, der die Papiere an ihrem Platz hielt, nahm sie heraus und legte sie auf den Kartentisch. »Wir arbeiten in sehr kleinen Gruppen. Das ist die einzige Möglichkeit, die

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