In Liebe verführt
Gedanken ab. Sie konnten hier nicht bleiben, wie unangenehm die Lage auch sein mochte. Er folgte ihr in das Wäldchen und rief ihren Namen.
Meg hörte seine Stimme, wanderte aber weiter, schleuderte bei jedem Schritt Kiefernnadeln hoch. Sie fühlte sich taub. Selbst in ihren schlimmsten Albträumen hätte sie sich nichts derart Schreckliches vorstellen können. Er hatte mit ihr gespielt. Die freudig gegebene Leidenschaft, die sie nie zu verstecken versuchte, benutzt, um sie zu manipulieren. Sie fühlte sich schmutzig und wertlos wie ein ausgesetzter Straßenköter.
» Meg!«
Die scharfe Dringlichkeit seines Rufs brachte sie diesmal dazu, stehen zu bleiben. Ihr war klar, dass dies Wirklichkeit war, dass sie dieses Grauen nicht hinter sich lassen konnte, indem sie stur weiterging. Sie machte kehrt und marschierte direkt an ihm vorüber zu den Pferden. Sie nahm ihren Hut, band die Stute los, stieg mit Hilfe eines Klotzes in den Sattel und saß dann da, die Zügel lose in der Hand, und wartete, dass Cosimo ebenfalls aufstieg.
Er sagte nichts, als er den Wallach neben die Stute führte, das Packpferd hinter sich. An dieser Stelle gab es nichts zu sagen, das wusste er, ohne ihr Gesicht zu betrachten. Er ließ den Wallach zurück zur Straße gehen, und Meg folgte ihm in einigem Abstand durch den langen, staubigen, heißen Nachmittag.
Die Herberge, die Cosimo ausgesucht hatte, lag in der Nähe eines kleinen Dorfes am Ufer einer Flussmündung, ein allein stehendes Gebäude mindestens eine Meile vom nächsten Haus entfernt. Müde stufte Meg es als genau die Art von Unterkunft abseits der viel begangenen Straßen ein, die ein Mann von Cosimos Beruf kennen würde. In den vergangenen Wochen hatten sie in mehreren derartigen Herbergen gewohnt. Manche waren unangenehm, manche angenehmer Art gewesen.
Dieses gehörte zur letzteren Kategorie. Sie wurden freundlich begrüßt, man nahm ihnen die Pferde ab und versprach, sie mit gutem Hafer und sauberem Heu zu füttern. Die Dame des Hauses führte sie in einen gepflegten Garten hinter der Herberge und bestand darauf, dass sie sich erst mal in den Schatten einer Weinlaube setzten und ein Glas des einheimischen Weins versuchten. »Aus dem Weinberg meines Vaters«, sagte sie. »Ein feiner Rhonewein – einen besseren bekommt Ihr im ganzen Tal nicht.«
Meg wollte ablehnen, doch die geschäftige Gastfreundlichkeit der Frau ließ eine solche Unhöflichkeit nicht zu. Sie ließ sich auf die Bank an einem Holztisch nieder und bedankte sich mit einem Lächeln. Das Reden übernahm Cosimo.
Die Frau brachte eine Schüssel mit Oliven und einen Teller Salami, dazu einen Kupferkrug mit Wein. » Et, Madame Ana, elle va bien, j’espère, m’sieur?« Sie strahlte Cosimo an und nahm dabei zwei Gläser aus den tiefen Taschen ihrer Schürze, die sie auf den Tisch stellte.
» Mais oui, Madame Arlene, merci«, gab Cosimo mit ausdrucksloser Stimme zurück.
Die Frau warf einen Blick auf Megs unbeweglichen harten Gesichtsausdruck, was sie plötzlich etwas nervös machte. Sie knickste kurz und eilte von dannen.
Meg nahm eine Olive, spuckte den Kern ins Blumenbeet neben sich und trank einen Schluck Wein. Wie oft wohl Cosimo und Ana auf irgendeiner heimlichen Mission schon hier gewesen sein mochten? Oft genug, dass die Wirtin Cosimos frühere Gefährtin erwähnte und sich nach ihrem Befinden erkundigte.
»Ich würde gern in mein Zimmer gehen«, sagte sie und stand auf. »Ich nehme an, du und Ana habt immer zusammen ein Bett gehabt. Ich hätte gern mein eigenes. Wäre das möglich?« Ihre Stimme war ausdruckslos.
Cosimo stand auf. »Natürlich. Ich komme mit dir und spreche mit Madame Arlene.« Meg war sowieso schon am Rand ihrer Nervenkraft, und Cosimo sah keinen Grund, warum er sie an dieser Stelle weiter bedrängen sollte. Er hatte alle seine Trümpfe ausgespielt, und obwohl er nicht akzeptieren wollte, dass er sein Spiel verloren hatte, würde er doch den Verlust seines letzten Tricks hinnehmen. Er glaubte nicht, dass er noch irgendwelche Asse aus dem Ärmel ziehen konnte. Aber eventuell konnte er den Rest seines Blattes doch noch Gewinn bringend einsetzen, wenn er es geschickt genug anfing.
Er berührte Meg nicht, sondern ging nur neben ihr zur Küche der Herberge, deren Boden mit Steinplatten belegt war. Von Leisten über dem Herd hingen Büschel mit trocknenden Kräutern, und die Luft duftete nach Thymian, Estragon, Majoran und Rosmarin.
Meg atmete den Duft tief ein. Er erinnerte sie an stille
Weitere Kostenlose Bücher