In Liebe verführt
versuchte, ihn wegzuschieben.
» Los, raus!«, zischte sie wütend. »Wie konntest du das wagen? Lass mich in Ruhe!« Sie trat ihn, boxte mit den Händen gegen seine Brust. »Ich finde dich abscheulich. Verschwinde!«
»Warte… warte!«, sagte er und griff nach ihren Händen. »Meg… Liebes, bitte! Hör doch mal auf, ich tu dir doch gar nichts! Ich will doch gar nichts von dir. Hör auf.« Er entwand sich der Nähe ihrer trampelnden Füße, hielt dabei aber ihre Hände fest.
Meg entriss ihm ihre Hände und setzte sich auf. Das Zimmer lag wegen der geschlossenen Fensterläden in völligem Dunkel. Panik erfüllte ihre Brust, und sie holte ein paar Mal tief Atem, um sich in der Welt jenseits des Schlafes zu orientieren. Sie hatte tief geschlafen und war jäh erwacht durch die Erkenntnis, dass er neben ihr lag. Das brachte mit Macht alle schrecklichen Erinnerungen zurück, dass sie eine ganze Weile brauchte, sich zu beruhigen.
Cosimo hatte das Bett verlassen und stand jetzt daneben, ein hoher, dunkler Schatten, der sich kaum von der umgebenden Dunkelheit abhob. »Ich wollte dich nicht erschrecken«, sagte er. »Ich wollte dich auch nicht wecken… Ich bin einfach neben dir eingeschlafen… verzeih mir.« Er klang verzweifelt.
Megs Augen gewöhnten sich etwas besser an die Dunkelheit. Sie wischte die Locken aus dem Gesicht, die ihr in die Augen fielen. »Zünde eine Kerze an.«
Cosimo tastete sich durch das Zimmer zum Toilettentisch, wo er Feuerstein und Zunder neben einer frischen Kerze fand. Er entzündete die Kerze, und die Flamme erhellte das Zimmer mit einem schwachen, goldenen Schimmer. »Es tut mir so Leid«, sagte er.
»Was?«, fragte sie bitter. »Dass du in mein Bett gekrochen bist und mir Angst gemacht hast? Oder wegen all der anderen Dinge? Aber die tun dir ja bestimmt nicht Leid, oder? Du bist halt, was du bist… was du tust… Und es interessiert dich nicht im Geringsten, wen du als Mittel benutzt, um dir zu deinem Zweck zu verhelfen.«
Cosimo zog seine Kniehosen an. Normalerweise hätte ihm seine Nacktheit nicht das Geringste ausgemacht, doch in dieser Situation war das anders. »Genau genommen interessiert es mich sogar sehr, Meg«, sagte er. »Denn du bedeutest mir eine Menge.«
»Ach ja? Das glaube ich sofort«, sagte sie bitter. »Du wolltest mich benutzen vom ersten Moment an, als du mich gesehen hast. Streite es ab, wenn du kannst.«
Er seufzte. »Kann ich nicht.«
Meg schwieg. Sie hatte erwartet, dass er die Beschuldigung heftig zurückweisen würde, eine Reaktion, die sie mit dem glänzenden Schwert der Gerechtigkeit angreifen konnte. Ein Schuldeingeständnis war unanfechtbar.
Leise sagte er in das Schweigen hinein: »Meg, ich bitte dich zu glauben, dass ich dich schon lange als meine Geliebte, meine Partnerin und eine Begleiterin betrachtet habe, deren Intelligenz und Kraft mir immer wieder ein Grund zur Freude waren.« Er machte mit ausgestreckten Händen einen Schritt aufs Bett zu. »Ich gebe offen zu, dass du nur zugestimmt hast, mich auf diese Reise zu begleiten, weil ich dir einen Haufen Lügen erzählt habe. Doch in den letzten Wochen gab es keinen Tag, an dem ich das nicht bedauert hätte.«
»Warum hast du mir die Wahrheit dann nicht schon früher erzählt?« Sie saß aufrecht im Bett und hatte die Decke bis zum Kinn hochgezogen.
»Tja, da hast du mich«, sagte er bedauernd.
Sie lachte ironisch. »Ja, weil du deine Mission nicht gefährden wolltest… dieses Attentat… indem du meine Weigerung auch nur eine Minute früher als unbedingt nötig riskiert hättest.«
»Das bestreite ich nicht.«
Es war unmöglich, mit einem Mann zu streiten, der jede Beschuldigung auf sich sitzen ließ, dachte Meg ärgerlich. Doch ändern tat es nichts.
»Ich werde dir nicht helfen, einen Mann zu töten«, sagte sie fest. »Lass mich hier, wenn du willst. Ich werde mir schon selbst irgendwie helfen. Aber ich werde nicht weiter bei dieser Sache mitmachen, Cosimo.«
»Napoleon hat geschworen, England zu erobern«, sagte er ruhig. »Und es gibt jeden Grund anzunehmen, dass ihm das gelingen wird. Er hat im letzten Oktober den Befehl über das englische Heer bekommen.«
»Warum geht er dann nach Ägypten?«, wollte Meg wissen. »Oder war das ebenfalls eine Lüge?«
»Nein«, sagte Cosimo. »Aber seine Entscheidung, die Eroberung Englands zu verschieben, gibt uns eine kurze Gelegenheit. Der Mann bedroht den ganzen Kontinent Europa, Meg. England wird durch den Ärmelkanal und seine Marine
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