In Liebe verführt
erlauben, diese Chance zu vermasseln.
Es war schon dämmerig, als sie an einer kleinen Herberge am Rand der Berge Halt machten, um dort die Nacht zu verbringen. Am Morgen würden sie hinunterreiten nach Cassis und dann weiter entlang der Küste nach Toulon.
Meg wäre beinahe von ihrer erschöpften Stute gefallen und fragte sich kurz, ob ihre Knie wohl nachgeben würden, wenn sie stand. Sie hatten schon andere Tage mit harten Ritten hinter sich gebracht, doch dies schien der schlimmste von allen gewesen zu sein.
Cosimo streckte instinktiv eine Hand aus, um sie zu stützen, aber sie schob ihn weg und zwang sich, gerade zu stehen. »Mir geht es gut«, behauptete sie scharf. »Aber mein Pferd ist völlig fertig.«
»Ich werde mich um die Pferde kümmern. Geh hinein«, gab er zurück, seine Stimme klang milde und neutral.
Es gelang ihr, nicht zu auffällig zu wanken, als sie sich abwandte, sie stützte sich nur mit der Hand einen Moment am Türrahmen ab, bevor sie das niedrige Gebäude betrat. Das Licht war schwach, und ihre Augen brauchten ein Weilchen, um sich daran zu gewöhnen. Sie lehnte am Türrahmen eines quadratischen Raums mit einem Fußboden aus dunkelroten Ziegeln, in dessen Mitte ein einziger, langer Tisch aus Brettern mit Bänken auf beiden Seiten stand. Die Luft war erfüllt mit dem Geruch von Wein und starkem Tabak.
Eine ältere Frau erschien von irgendwo im Hintergrund und fragte etwas, dessen Bedeutung Meg nur raten konnte. Der Dialekt dieser Gegend war noch schwerer verständlich als alles, was Meg bisher gehört hatte. » Deux chambres, Madame «, sagte sie versuchsweise und fragte sich, ob es in diesem Hause überhaupt zwei Zimmer zu vermieten gab.
Wie sie befürchtet hatte, schüttelte die Frau den Kopf und hielt einen Finger hoch. » Une chambre «, bot sie knapp an. » Six sous .«
Tja, da würde Cosimo wohl in der Scheune schlafen müssen, beschloss Meg. Sie nickte zustimmend. Ihr Magen knurrte laut. » Dîner ?«, fragte sie ebenso zögernd wie zuvor. Die Frau nickte und verschwand wieder im Hintergrund.
Meg setzte sich auf eine der Bänke, zog die ledernen Reithandschuhe aus und die Nadeln aus dem Hut. Ihr Rock war staubig, und die Feder an ihrem Hut hatte jeden Schwung verloren. Genau wie ihre Besitzerin, dachte Meg flüchtig. Sie konnte den Staub sogar auf der Zunge schmecken.
Ein kleiner Junge erschien mit einem Kupferkrug, den er auf den Tisch stellte, wobei er sie ernst aus riesigen braunen Augen betrachtete. Er hatte weder Glas noch Becher dabei und verschwand sofort wieder.
Meg hob den Krug an die Lippen und trank in tiefen Zügen den angenehm leichten Rotwein, der darin war. Der Geschmack des Staubes wurde fortgespült, und ihre Zunge begann, sich wieder normal anzufühlen. Cosimo kam herein, wobei er sich unter dem niedrigen Türstock bücken musste. Er sah sich aufmerksam um, kam dann herüber zur Bank und zog seine Handschuhe aus.
»Die Pferde sind wahrscheinlich besser untergebracht«, bemerkte er lakonisch, nahm den Krug und trank ebenso gierig wie Meg. »Bekommen wir hier etwas zu essen?«
»Sie sagte ja«, antwortete Meg. »Oder zumindest hat sie genickt, als ich sie fragte.« Sie stand auf. »Ich werde versuchen, ob ich nicht den Staub etwas abwaschen kann.« Sie ging zum hinteren Teil des Hauses, wo eine Tür halb offen stand. Meg schob sie ganz auf und stand in einer Küche im Freien. Sie besaß ein Dach, war aber auf allen Seiten offen, und die Frau briet irgendetwas, das wunderbar duftete, über dem offenen Feuer.
Sie sah auf, als sie ihren Gast bemerkte, und deutete auf einen Hof jenseits der Küche, als Meg sie nach Wasser fragte. Es gab keinen Brunnen, sondern ein gefülltes Regenfass, mit dessen Hilfe Meg sich bemühte, ihre Hände und ihr Gesicht zu erfrischen. Dann kehrte sie zur Wirtin zurück und fragte, wo das Schlafzimmer sei.
Die Frau rief den kleinen Jungen, der wie aus dem Nichts auftauchte. Mit einem schüchternen Lächeln bedeutete er Meg, ihm zu folgen. Anstatt wieder ins Haus zurückzukehren, überquerten sie den Hof und betraten die Scheune. Tja, wenn sie in der Scheune schlief, dann würde Cosimo sich etwas anderes suchen müssen, dachte Meg, als sie dem Jungen über eine grob behauene Leiter in den Heustock folgte.
Sie war angenehm überrascht, als sie den luftigen Raum oberhalb der Leiter erreichten. Er war wesentlich sauberer und roch angenehmer als viele »normale« Schlafzimmer, die sie auf ihrer Reise erlebt hatte. Die Strohmatratze
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