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In Liebe verführt

In Liebe verführt

Titel: In Liebe verführt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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geschlafen, um zu wissen, wann er wirklich schlief, und das war jetzt der Fall. Sie dagegen hatte wach gelegen, angespannt wie eine Violinsaite, und auf den Moment gewartet, an dem er sich entscheiden würde, wo er schlief.
    Doch jetzt konnte sie trotz ihrer Erschöpfung nicht einschlafen. Während er nun in tiefsten Schlaf fiel, wäre sie am liebsten aufgesprungen, um ihn anzugreifen, an Haaren und Ohren zu ziehen, egal was, nur um ihn zu wecken, damit er ebenso schlaflos war wie sie – eine Schlaflosigkeit, die er bewirkt hatte. Stattdessen lag sie da, schaute in einen dünnen Mondstrahl und warf sich von einer Seite auf die andere, bis endlich der Schlaf auch sie übermannte.
    Sie erwachte ein paar Stunden später, gerade als das erste schwache Licht durchs Fenster sichtbar wurde. Sie war immer noch müde, aber erstaunlich ruhig. An irgendeinem Punkt im Laufe der Nacht hatte sie das Unvermeidliche akzeptiert. Sie hatte von Anfang an gewusst, dass es so kommen würde.
    Cosimo erwachte regelmäßig bei Tagesanbruch. Es war unwichtig, wie spät er ins Bett gegangen war, und so stützte sie sich auf einen Ellenbogen, betrachtete den Heuhaufen, auf dem er lag, und wartete darauf, dass er sich bewegte.
    Er erwachte mit Grazie, so wie er alles tat. Eine kleine Bewegung der Schulter, ein Strecken der Beine, ein lockeres Rollen auf den Rücken, ein langes Strecken, das bei den Armen anfing und sich dann über seinen ganzen Körper fortsetzte. Schließlich setzte er sich in einer lockeren Bewegung auf und wandte ihr das Gesicht zu.
    Sie erkannte, dass er vom ersten Augenblick des Erwachens an gewusst hatte, dass sie ihn beobachtete. Aber schließlich war er ein Attentäter. Es erstaunte sie, dass er sich überhaupt zu schlafen erlaubte.
    »Du wirst es trotzdem tun, stimmt’s?« sagte sie. »Auch ohne mich.«
    »Ja, natürlich«, erwiderte er.
    »Natürlich«, wiederholte sie mit kaum verstecktem Zynismus. »Wie wirst du das anfangen?«
    Cosimo stand in einer einzigen, fließenden Bewegung auf. Er ging zum Fenster und schaute hinaus ins zunehmende Licht. »Ich werde herausfinden, was er macht und alles, was möglich ist, über seine Pläne. Danach werde ich den geeigneten Moment aussuchen – und zuschlagen.«
    »Wirst du ein Messer oder eine Pistole benutzen?« Die Fragen waren auf einmal so leicht.
    »Ich bevorzuge ein Messer, das ist leiser und deshalb sicherer«, sagte er in demselben ruhigen Ton. »Aber wenn ich nicht nahe genug an ihn herankomme, muss ich eine Pistole nehmen.«
    »Wirst du nahe genug herankommen?« Meg beugte sich ein wenig vor, als sie diese Frage stellte, das Laken fiel von ihren Brüsten, die jetzt unter der zarten Baumwolle ihres Hemdes deutlich zu sehen waren.
    Cosimo dachte darüber nach, dann schüttelte er den Kopf. »Das bezweifle ich.«
    »Dann wirst du danach nicht fliehen können.«
    »Darüber brauchst du dir keine Sorgen zu machen, Meg. Deine Sicherheit wird nicht gefährdet. Ich werde alles so arrangieren, dass, wenn ich dich nicht selbst zurückbringen kann, du eine Möglichkeit haben wirst, Kontakt mit der Mary Rose aufzunehmen. Sie haben meinen Befehl, dich zurück nach England zu bringen. Sie werden diesen Befehl befolgen, ob ich da bin, um ihn durchzusetzen – oder nicht.« Er sprach mit ruhiger Sicherheit, und Meg wusste, dass das die Wahrheit war.
    »Ich mache mir keine Sorgen um meine Sicherheit«, sagte sie knapp.
    »Worum machst du dir dann Sorgen?« Er spürte den schmalen Grat, auf dem sie sich bewegten. Meg versuchte, sich irgendwohin zu tasten, und er musste sehr vorsichtig sein, um ihr diesen Weg zu ermöglichen.
    Meg starrte an ihm vorüber auf den rosigen Streifen Himmel, der nun zu sehen war. Sie sprach leise, doch dadurch nicht weniger eindringlich. »Ich hasse, was du mir angetan hast. Aber ich liebe dich. Ich kann nicht einfach zusehen, wie du in den Tod gehst.«
    Diese Erklärung nahm ihm den Atem. Doch weniger wegen ihrer Worte, sondern weil bei jenem einen magischen Wort seine eigenen Gefühle freigesetzt wurden. Ein Wort, das er selbst noch nie gebraucht hatte… Er hatte noch nie das Gefühl gehabt, es gebrauchen zu wollen. Für Liebe war in seiner Mission kein Platz. Durfte keinen Platz haben. Solche Unternehmungen durften nicht durch Gefühle getrübt werden. Doch irgendwo in seinem Innern hatte Meg eine Tür geöffnet, die sich nicht mehr schließen ließ.
    Er bewegte sich nicht, denn er spürte, dass jede körperliche Annäherung eine sehr empfindliche

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