In Liebe verführt
war sicher, dass das dem General bestimmt nicht gefallen hatte. Er wartete höflich, bis die Kutsche losfuhr, dann eilte er zurück ins Herrenhaus, denn er war neugierig zu erfahren, welchen Effekt Madame Giverny auf General Bonaparte gehabt hatte.
Er fand Bonaparte in seinem Arbeitszimmer vor, wo er ruhelos zwischen Schreibtisch und Fenster hin und her ging.
»Eine unabhängige Frau, diese Madame Giverny«, erklärte der General. »Sie sagt, sie will morgen Abend zum Abendessen kommen, aber in ihrer eigenen Kutsche.« Er lachte kurz. »Sehr erfrischend, finde ich.«
»Bestimmt, mon général «, sagte der Adjutant. »Ich würde gern noch weitere Erkundigungen über die Dame einholen. Vielleicht ist es noch etwas früh, sie zu einem privaten Abendessen einzuladen?«
Der General funkelte den Colonel finster an. »Was wollt Ihr damit andeuten, Mann?«
Montaine räusperte sich. »Nichts… noch nichts, General. Aber die Dame ist erst seit kurzem hier, niemand scheint etwas über sie zu wissen. Sie ist nicht…« Er hielt inne. »Sie ist ungewöhnlich, General.«
»Ja, genau«, sagte Bonaparte ungeduldig. »Genau das gefällt mir an ihr. Sie ist erfrischend.«
Montaine versuchte es noch einmal. »Ich würde gern sichergehen, dass sie nicht womöglich mit Eurer Bekanntschaft noch andere Ziele verfolgt, General Bonaparte.«
Der General hob die Augenbrauen. »Was für andere Ziele sollte sie wohl noch haben, Mann? Ich bin Napoleon.« Dann veränderte ein entwaffnendes Lächeln seine Züge völlig. »Abgesehen davon habt Ihr da wohl etwas falsch verstanden, Alain. Ich bin derjenige, der hier gewisse Ziele verfolgt.«
»Ja, mon général , das habe ich verstanden«, sagte der Colonel. »Aber trotzdem würde ich gern noch weitere Nachforschungen anstellen. Der Ruf der Dame –«
»Ach, zum Teufel damit!«, unterbrach ihn der General mit einer ungeduldigen Handbewegung. »Ihr Ruf interessiert mich nicht, nur eine kurze Liaison mit ihr. Und ich bin sicher, dass es dazu kommen wird. Wenn Euch das nicht passt, dürft Ihr den morgigen Abend freinehmen und Gilles wird sich um alles kümmern.«
»General, ich –«
»Nein, ich will kein Wort mehr hören.« Er wandte sich leicht eingeschnappt seinem Schreibtisch zu. »Ich habe zu tun und Ihr auch. Bringt mir die Vorratsliste für die Arabesque .«
»Ja, sofort, General.« Montaine salutierte und verließ mit düsterer Miene das Arbeitszimmer. Er war nicht in der Lage, seinen General daran zu hindern, sich in solchen Angelegenheiten durchzusetzen. Und er hatte leider keinen Beweis für sein unbehagliches Gefühl. Zumindest noch nicht.
»Ich hoffe, Ihr hattet eine angenehme Zeit, Madame?«, sagte Cosimo, als er am Tor des Palais losfuhr.
»Recht angenehm, Charles. Obwohl der General ein vielbeschäftigter Mann ist. Unser Treffen war sehr kurz.« Sie glättete nicht vorhandene Fältchen in den eng anliegenden Handschuhen, dabei bewegten sich ihre Hände ruhelos zwischen den Falten ihres Rockes. »Er hat mich für morgen Abend zum Abendessen eingeladen.«
»Ich bin sicher, Madame werden sich dabei gut amüsieren«, sagte Charles ernst. »Und wo wird dieses Abendessen stattfinden?«
»In den privaten Räumlichkeiten des Generals, wenn ich richtig verstanden habe.«
»Das ist zweifellos ein Privileg«, sagte Cosimo und ließ die Pferde geschickt die enge Kurve in die Gasse hinter der Kirche abbiegen.
»Ja«, sagte sie mit ausdrucksloser Stimme. Sie merkte, wie seine Schultern sich leicht anspannten, als er diesen Ton hörte, und wünschte, sie hätte das Unbehagen, das ihn hervorgerufen hatte, besser unter Kontrolle behalten. Sie wusste, dass sie warten mussten bis zur Nacht, wenn alle im Haus schliefen, bevor es ihm möglich war, ihren nachlassenden Mut wieder etwas zu stärken.
Erst in den frühen Morgenstunden kam er in ihr Schlafzimmer. Erst einmal liebten sie sich lange und genüsslich, und zwar auf wesentlich sanftere Art als in der vorigen Nacht. Diesmal gab Cosimo den Ton an, und Meg gab sich ganz seiner Initiative hin. Danach lag er auf ihrem Bett, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, und hörte in Ruhe zu, während sie im Zimmer auf und ab ging und ihm die Einzelheiten ihrer morgendlichen Begegnung mit Napoleon berichtete.
»Es gefiel ihm gar nicht, dass er mich nicht total und sofort in der Hand hatte«, sagte sie am Ende ihrer Erzählung. »Aber ich glaube, dass ich dennoch sein Interesse weiter geweckt habe.«
»Ich war sowieso sicher, dass genau diese
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