In Liebe verführt
legte eine Hand an ihre Stirn. Sie begann, die Kontrolle zurückzugewinnen, aber da die Szene nun einmal so angefangen hatte, musste sie sie jetzt auch entsprechend zu Ende spielen. »Ich glaube, das muss die Hitze sein. Es ist ein so warmer Abend.«
Estelle kam in allem Schwung ihrer Jugend die Treppe heruntergeeilt und holte ein Fläschchen Riechsalz hervor, das sie eifrig unter der Nase ihrer Herrin schwenkte. »Oh, Madame, seid Ihr krank?« Sie nahm Megs anderen Arm.
»Nein, es geht mir schon wieder viel besser, danke, Estelle.« Meg schob das Riechsalz weg, denn ihre Augen begannen, von dem scharfen Dunst zu tränen. »Ich bin nur ein wenig schwach durch die Hitze. Charles wird mir in mein Zimmer helfen.«
Der Haushofmeister begleitete sie bis zur Tür, und als sie sich dort bei ihm bedankte, trat er zurück und überließ sie der Obhut ihrer Kammerzofe. Sein Gesichtsausdruck war düster. Es war Meg wohl gelungen, die Falle zu stellen. Sonst hätte sie sich in der Kutsche anders verhalten. Aber er spürte nichts… keine Spur von der Befriedigung, die er an diesem Punkt zu fühlen erwartet hätte. Auch nicht die Erregung des Jägers, der sich der Beute nähert, die normalerweise nun gefolgt wäre. Die Falle war gestellt, der Rest war seine Sache. Solche Momente bildeten sonst den fieberhaften Ansporn, das Unternehmen zu Ende zu bringen. Wenn er eine Mission begann, hatte normalerweise sein Verstand die volle Kontrolle. Und wenn die Aktion beendet war, fühlte er sich einfach nur zufrieden. Kein Gefühl des Triumphes, nur das Wissen um eine abgeschlossene Mission.
Doch hier war irgendetwas nicht in Ordnung. Und was immer das auch sein mochte, es lag in seinem Inneren.
Er wartete mit mühsamer Beherrschung, bis der ganze Haushalt schlief, bevor er zu ihr ging. Er sah kein Kerzenlicht unter ihrer Tür, aber er wusste, dass sie wach war. Er öffnete leise die Tür, trat ein und schloss sie genauso leise hinter sich. Er sah sofort, dass das Bett leer war.
»Meg?«
»Ja.« Sie trat aus dem Schatten der Vorhänge am Fenster, wo sie gestanden und auf die dunkle Straße und die Kirche dahinter geschaut hatte. »Ich bin hier.«
»Ich hatte auch nicht angenommen, dass du weggegangen wärest. Darf ich eine Kerze anzünden?« Er entzündete den Docht, ohne auf ihre Erlaubnis zu warten, und stellte die Kerze auf den Tisch. »Du hattest einen harten Abend.« Das war eine Feststellung.
»Ich hatte gar nicht bemerkt wie hart, bis er vorüber war«, gab Meg zu. Mit einem Schaudern zog sie den Morgenrock fester um sich. »Ich glaube, ich bin für diese Art von Arbeit nicht geschaffen, Cosimo.«
»Nein«, stimmte er ihr zu. »Das denke ich ebenfalls.« Er nahm sie in die Arme, trug sie zum Bett und legte sich mit ihr darauf, so dass sie sich in seine Armbeuge kuscheln konnte. »Aber deine Aufgabe ist zu Ende, Liebes.«
Sie richtete sich auf einem Ellenbogen auf. »Und wirst du nichts… einfach nichts spüren, wenn du deine Mission ausführst?«
Er antwortete ihr ehrlich. »Ich werde an die vielen Leben denken, die gerettet sind, wenn dieser Krieg endlich vorüber ist.«
»Und dieser Logik kann ich nicht widersprechen«, sagte Meg und schmiegte sich erneut in seine Armbeuge. »Napoleon wird alles organisieren und es mir mitteilen. Ist das in Ordnung?«
»Ja«, sagte er. »Er wird sich sicherer fühlen, wenn er den Ort für das Rendezvous bestimmt. Hast du ihm gesagt, dass es in der Nähe der Stadt sein muss?«
»Nah genug für mich, um allein hinzukommen.« Ihre Stimme klang dumpf.
Cosimo legte sich auf den Rücken und hielt sie fest. »Deine Aufgabe ist zu Ende«, wiederholte er.
»Glaubst du, deswegen fühle ich mich besser?« Meg setzte sich auf, und plötzlich holte sie die Wut von vorhin ein. »Ich habe einen Mann in den Tod gelockt, Cosimo. Und so wie ich dich kenne, kann nichts diesen Tod verhindern. Du hast mir einmal erzählt, dass du kein Versagen riskierst. Das glaube ich. Wenn das so wäre, wärst du jetzt nicht hier. Ich habe getan, was du wolltest. Und jetzt will ich, dass du mich in Ruhe lässt.« Sie stieg aus dem Bett, zog den Morgenmantel fest um sich und ging zurück ans Fenster.
Cosimo stand ebenfalls auf. Er betrachtete ihren ihm zugewandten Rücken, die starre Haltung, in der sie dastand, und gab sich geschlagen. Nichts, was er heute Nacht sagen konnte, würde ihr helfen. Er ging zu ihr und küsste sanft ihren Nacken.
Ein Schauder durchlief sie, und er trat zurück, als hätte er sich
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